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Musizierlernhaus statt Spälhus: Lohne stellt neue Idee für das frühere Haus Rießelmann vor

Der Aufwand für die Einrichtung eines Indoorspielplatzes ist zu hoch. Stattdessen will die Stadt das Gebäude zu einer Zweigstelle der Musikschule umbauen. Kostenschätzung: etwa 2,26 Millionen Euro.

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Die Idee eines Indoorspielplatzes in der Fußgängerzone ist vom Tisch. Jetzt könnte die ehemalige Buchhandlung Rießelmann zu einem neuartigen Musizierlernhaus umgebaut werden. Foto: Timphaus

Die Idee eines Indoorspielplatzes in der Fußgängerzone ist vom Tisch. Jetzt könnte die ehemalige Buchhandlung Rießelmann zu einem neuartigen Musizierlernhaus umgebaut werden. Foto: Timphaus

In die ehemalige Buchhandlung Rießelmann in der Lohner Innenstadt zieht kein Indoorspielplatz ein. Der Finanzausschuss hat aufgrund des hohen finanziellen und personellen Aufwandes sowie der nicht optimalen Bedingungen am Standort auf Vorschlag der Verwaltung empfohlen, das Konzept "Lohner Spälhus" nicht weiter zu verfolgen.

Stattdessen will die Stadt, die das Wohn- und Geschäftshaus an der Marktstraße 5-7 im Frühjahr 2021 gekauft hatte, dort voraussichtlich ein "Musizierlernhaus" als Zweigstelle der Musikschule einrichten. Die Kosten für den Umbau belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 2,26 Millionen Euro. Die Stadt will einen Antrag auf Aufnahme in die Städtebauförderung stellen. Die endgültige Entscheidung über das Vorhaben fällt der Stadtrat in seiner Sitzung am 6. Juli.

Während der Sitzung des Fachausschusses informierte Anne Nußwaldt über die bisherigen Bemühungen zur Entwicklung eines tragfähigen Nachnutzungskonzepts. Die Leiterin der Abteilung für Marketing, Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit wies darauf hin, dass die Verwaltung im Oktober des vergangenen Jahres mit der Erstellung eines Grobkonzepts für ein Spielhaus beauftragt worden war. Diesem Vorschlag sollte der Aufwand für den Umbau in ein Bürogebäude gegenübergestellt werden.

Grundsubstanz des Gebäudes ist in Ordnung

Fachplaner der Stadt hatten die frühere Buchhandlung Rießelmann, die seit 2017 leer steht, in diesem Frühjahr gemeinsam mit dem Architekturbüro Nordlohne untersucht. Nußwaldt wies darauf hin, dass es sich lediglich um eine "Augenscheinbegehung" gehandelt habe.

Das Ergebnis: Die Grundsubstanz des Gebäudes ist in Ordnung, jedoch gibt es einen großen Sanierungsstau. Die Elektrik muss erneuert, Fenster, Türen und Bodenbeläge ausgetauscht, Wasserschäden behoben und die Sanitäranlagen modernisiert werden. Weiter sind Investitionen in den Brandschutz erforderlich. Die Außenfassade muss erneuert werden. Und schließlich ist eine energetische Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses notwendig.

Nachnutzung ist in jedem Fall mit hohem Aufwand verbunden

Um das Gebäude, für das die Stadt etwa 700.000 Euro gezahlt haben soll, optimal als Spielhaus betreiben zu können, wäre zudem eine Schließung des Durchgangs zwischen Kirchplatz und Marktstraße sinnvoll. "Das ist auch eine städtebauliche Frage", merkte Nußwaldt an.

Unabhängig von der Folgenutzung ergibt sich nach Angaben der Abteilungsleiterin aus dem stark renovierungsbedürftigen Zustand und aufgrund gesetzlicher Auflagen ein erheblicher Aufwand. Nußwaldt bezifferte die Kosten für die Instandsetzung und energetische Sanierung sowie den Umbau zu einem Indoorspielplatz auf circa 2,34 Millionen Euro.

Im Falle einer Büronutzung, beispielsweise als Gründerhaus, wären etwa 2,17 Millionen Euro zu veranschlagen. In den Kalkulationen nicht berücksichtigt wurden die Sanierung der Wohnung im Dachgeschoss, des Dachs und der Außenfassade. Ebenfalls zu beachten wäre beim Spielhaus der Lärmschutz innerhalb des Gebäudes, sagte Nußwaldt.

Ein Spielhaus zieht hohe Folgekosten nach sich

Sie wies auf die aktuelle Preisexplosion in der Baubranche hin, weshalb die Schätzungen um einen entsprechenden Faktor hochgerechnet worden seien. Es handle sich lediglich um die Baukosten.

Im Falle einer Nachnutzung als Spielhaus kämen weitere Investitionen hinzu. Nußwaldt nannte Personalkosten von geschätzt 100.000 Euro pro Jahr sowie grob kalkuliert 26.000 Euro jährlich für die Grundreinigung. Zu den Einrichtungskosten, die aus einer individuellen Planung und Fertigung resultieren, und den Aufwendungen für Wartung und Verschleiß konnte sie derzeit keine Angaben machen.

"Wir holen junge Familien in die Innenstadt."Anne Nußwaldt, Leiterin der Abteilung für Marketing, Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadt Lohne

Als Alternative, die zur Belebung der Innenstadt beitragen soll, präsentierte die Stadt nun die Idee eines Musizierlernhauses. Nußwaldt teilte mit, dass die Musikschule aktuell Platzmangel in der Von-Galen-Schule hat. Im Fokus der neuen Zweigstelle stünde der Fachbereich "Elementare Musikpädagogik". Ergänzende Angebote könnten eine "Silent Arena" und eine Hörlounge für Jugendliche und junge Erwachsene sein.

Als großen Vorteil nannte Nußwaldt: "Wir holen junge Familien in die Innenstadt." Das Musizierlernhaus wäre ein Ort der Begegnung. Gleichsam müssten Eltern, Großeltern oder andere Begleitpersonen während des Unterrichts Zeit überbrücken – was nach Ansicht der Stadt die Kundenfrequenz der Geschäfte und Lokale stärken würde.

Die Akquise von Fördermitteln aus dem Sofortprogramm "Perspektive Innenstadt" kommt laut Nußwaldt aufgrund kurzer Fristen nicht in Betracht. Stattdessen soll das Vorhaben, so die Referentin, in die Städtebauförderung aufgenommen werden. Dort würden Bund und Land das Projekt jeweils zu einem Drittel finanziell unterstützen.

SPD/Grünen-Gruppe drängt auf sofortigen Verkauf

Margarete Godde (CDU) begrüßte für ihre Fraktion den neuen Vorschlag. Sie bat darum, auch einen möglichen Abriss und Neubau des Wohn- und Geschäftshauses weiter zu berücksichtigen. Dr. Lutz Neubauer ("Pro Wald") fühlte sich bestätigt. Er hatte bereits vor 8 Jahren die Idee eingebracht, die Musikschule in die Innenstadt zu holen. Neubauer sagte, das frühere Haus Rießelmann sei "ein klasse Beispiel für die Fehlentwicklungen und falschen Einschätzungen im Bezug auf die Lohner Innenstadt".

Die SPD/Grünen-Gruppe stellte sich gegen jegliche Ideen einer Nachnutzung. Stellvertretend kritisierte Peter Willenborg (SPD) die zu erwartenden Ausgaben, die laut seiner Prognose eher auf 5 Millionen Euro hinausliefen. Zudem sei die Umsetzung des Vorschlags mit einer „weiteren, erheblichen Förderung der Musikschule“ verbunden. Er forderte mehrfach eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ein, die ihm Kämmerer Hermann Theder später auch versprach, und stellte den Antrag, das Gebäude unverzüglich zu verkaufen.

Was passiert mit dem Haus an der Marktstraße 5-7? Derzeit deutet alles darauf hin, dass die Musikschule Lohne demnächst in der früheren Buchhandlung Rießelmann eine Zweigstelle betreibt.  Foto: TimphausWas passiert mit dem Haus an der Marktstraße 5-7? Derzeit deutet alles darauf hin, dass die Musikschule Lohne demnächst in der früheren Buchhandlung Rießelmann eine Zweigstelle betreibt.  Foto: Timphaus

Bürgermeisterin Dr. Henrike Voet bemühte sich darum, die Wogen zu glätten. Mit der Empfehlung sei momentan lediglich eine Weichenstellung verbunden, ob die Idee eines Spielhauses weiterverfolgt oder stattdessen der Vorschlag eines Musizierlernhauses vorangetrieben werden sollte. Sie machte sich für die Schaffung einer Zweigstelle der Musikschule stark.

Der Finanzausschuss sprach sich schließlich klar gegen einen sofortigen Verkauf des Gebäudes aus und befürwortete es, die Planungen für ein Musizierlernhaus voranzutreiben. Zudem soll sich die Verwaltung um eine Aufnahme des Projekts in die Städtebauförderung bemühen.

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