Eine große Überraschung hat der Musikverein Benstrup seiner ehemaligen Vereinswirtin Johanna "Hanni" Wingbermühle bereitet. Mit einem Fackelzug und einem Platzkonzert bedankten sich die Musiker bei ihr und ihrer Familie für die Bewirtung in den vergangenen Jahrzehnten. Wingbermühle, die die Gastwirtschaft nach dem Tod ihres Ehemanns allein weitergeführt hatte, gab den Betrieb am Wochenende auf.
Seit 97 Jahren war das Lokal die Heimstätte des Musikvereins. Mehr als 100 Aktive waren aus diesem Grund zum großen Zapfenstreich angetreten. Begleitet von zahlreichen jungen Fackelträgern marschierten die Musiker mit Pauken und Trompeten durch den Ort und versammelten sich schließlich vor der Traditionswirtschaft. Bis zum Abend war kein Wort über die Aktion nach außen gedrungen, schließlich sollte "Hanni" überrascht werden. Das gelang über alle Maßen. Als die Wirtin erstaunt aus der Tür trat, wurde sie von der Menge mit tosendem Applaus begrüßt. Sogar ein Kamerateam des Norddeutschen Rundfunks (NDR) aus Oldenburg war vor Ort und filmte den ganzen Abend lang.
Vorsitzender bedankt sich mit bewegenden Worten
Wie viele Proben und Übungsabende die Musiker in den vergangenen fast 100 Jahren bei Wingbermühle absolviert haben, ist zwar nicht bekannt. Den letzten allerdings dürfte in Benstrup so schnell niemand vergessen. Der 1. Vereinsvorsitzende Ralf Siemer bedankte sich bei der Familie mit warmen Worten für die stets gute Bewirtung. „97 Jahre gabt ihr unserem Verein Heimat. Wir waren bei euch immer herzlich willkommen und haben uns stets zu Hause gefühlt." Johanna Wingbermühle habe den Mitgliedern jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Siemer hob die besondere Verbundenheit zwischen den Wingbermühles und dem Musikverein hervor. Drei der sieben Gründungsmitglieder stammten aus der Familie. 58 Jahre stellte sie sogar den Dirigenten und prägte den Verein musikalisch, darunter war von 1972 bis 1986 auch Johannas Ehemann Josef. Zur Erinnerung überreichte der Musikverein der Wirtin eine Schirmlampe, deren Ständer aus einer Trompete besteht. Außerdem wurde ein hell erleuchtetes Dankes-Banner enthüllt.
Wirtshaus KG beginnt jetzt mit der Sanierung
Die Gastwirtschaft war am 27. Dezember 1901 von Hermann Wingbermühle gegründet worden. Wie berichtet, hat eine von den Dorfbewohnern gegründete Benstruper Wirtshaus KG das Grundstück gekauft. Sie wird das Gebäude sanieren, damit es weiterhin als gesellschaftlicher Mittelpunkt des Dorflebens fungieren kann. Am Samstagabend stand Hanni Wingebermühle noch ein letztes Mal hinter der Theke. Nach dem Winterball des Schützenvereins war für die 68-Jährige endgültig Schluss.
Mit den Sanierungsarbeiten soll in Kürze begonnen werden. Unter anderem werden das Dach, der Saal und das Clubzimmer renoviert und ausgebaut. Dass ein ganzer Ort sich zusammentut, um einen Gasthof zu retten, ist eher selten. Eine andere Nutzung für das Gebäude konnten sich die Benstruper aber nicht vorstellen. Ein Betreiber wird allerdings noch gesucht. Ein Pächter-Ehepaar, das bereit ist, ins Dorf zu ziehen, wäre ideal, heißt es.