Monika Gerhards hilft über den Kreuzbund Suchtkranken und deren Angehörigen
Sie ist traurig, dass sich zum Jahresende die beiden Selbsthilfegruppen in Lohne auflösen werden. Sie selbst bleibt weiter engagiert.
Christoph Heinzel | 08.12.2022
Sie ist traurig, dass sich zum Jahresende die beiden Selbsthilfegruppen in Lohne auflösen werden. Sie selbst bleibt weiter engagiert.
Christoph Heinzel | 08.12.2022
Monika Gerhards möchte durch ihre Geschichte anderen helfen. Foto: privat
Monika Gerhards ist jetzt 70 Jahre alt und seit 20 Jahren trockene Alkoholikerin. „Das ist eine chronische Krankheit“, sagt die Lohnerin. „Man muss sein Leben lang aufpassen, um nicht rückfällig zu werden.“ Eine große Stütze sei ihr der "Kreuzbund" gewesen. Dabei handelt es sich um eine Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige. Monika Gerhards ist die Vorsitzende des Landesverbandes Oldenburg und hat vor mehreren Jahren in Vechta eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. Vechta ist einer von neun Orten im Landkreis Vechta, in denen solche Gruppen existieren. Zum Jahresende werde sich diese Zahl leider reduzieren, berichtet Monika Gerhards traurig. Die beiden Gruppen (St. Gertrud und St. Josef) in Lohne lösen sich auf. Viele der insgesamt neun Mitglieder sagten sich nach der langen Zeit: „Wir kommen jetzt ohne Gruppe klar.“ In der Pandemie habe man das schließlich auch gemusst. Dazu komme: „Wir sind ziemlich überaltert“. Dabei sei der Kontakt zu anderen Betroffenen sehr wichtig. „Wir erarbeiten gemeinsam die potenziellen Gefahren“, erklärt die Lohnerin. Es gehe darum, einen Rückfall zu vermeiden – sei es aufgrund von Krisen oder schlicht durch Leichtsinn. „Ein kontrolliertes Trinken ist nicht möglich. Das Suchtgedächtnis ist sofort wieder da“, stellt Monika Gerhards klar. Das betreffe viele Süchte. Daher gehe es in den Gruppen nicht um das Suchtmittel, sondern um das Suchtverhalten. Die Frage, die über allem stehe: "Wie muss man sein Leben gestalten, um suchtmittelfrei leben zu können?“. Monika Gerhards wollte einfach nur abschalten, als sie damals zur Flasche griff. Sie war allein Erziehende, fühlte sich überfordert. Mehr und immer mehr habe sie trinken müssen, um zur Ruhe zu kommen, erzählt sie. Nach außen "habe ich immer funktioniert“, sagt Monika Gerhards. "Aber ich war nicht die verlässliche Ansprechpartnerin, die meine Töchter gebraucht hätten.“ Dann: Die erste Entgiftung im Lohner Krankenhaus. Gerhards kam in Kontakt mit dem Kreuzbund, fühlte sich wohl, konnte über ihre Probleme reden und spürte Verständnis. „Das war der Anfang“, sagt sie rückblickend. Doch es habe 2 weitere Jahre gedauert, bis sie den nächsten Schritt habe gehen können. „Die Einsicht, dass ich aufhören muss, war noch nicht da.“ Ein Ultimatum ihrer Tochter habe ihr dann die Augen geöffnet, erzählt die Lohnerin. 2003 habe sie sich einer 3-monatigen, stationären Entwöhnungstherapie unterzogen. Seitdem engagiert sich die studierte Sozialpädagogin im Kreuzbund und ist seit inzwischen 12 Jahren die Vorsitzende des Landesverbandes Oldenburg. Generell fordert Monika Gerhards eine Entstigmatisierung des Alkoholismus. Er sei anerkannt als „unverschuldete, chronische und behandlungsbedürftige“ Krankheit. Die Auslöser indes seien unterschiedlich: Stress, Überforderung oder Traumata seien drei Beispiele. Zwar sei das Verständnis der Öffentlichkeit gewachsen. Aber es bleibe schwierig, in einer "alkoholgeprägten Gesellschaft" ohne Alkohol auszukommen. Sie, sagt Monika Gerhards, wolle durch ihren offenen Umgang mit ihrer chronischen Krankheit ein Beispiel geben. Der Kreuzbund helfe auch dabei.„Die Einsicht, dass ich aufhören muss, war noch nicht da.“Monika Gerhards
Alkoholismus ist eine chronische Krankheit
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