Mit dem Verkehr läuft etwas verkehrt in Cloppenburg

Eine sogenannte Fahrradstraße, deren Sinn keiner versteht und die eher die Zahl der Ordnungswidrigkeiten als den Umstieg aufs Fahrrad fördert. Eine Fahrradstadt, deren Name eher ein Versprechen ist, als dass er ein wirkliches Konzept darstellt. Baustellen ohne Ende an den Ein- und Ausfahrtstraßen der Kreisstadt. Staus ohne Ende im Feierabendverkehr.

Mit dem Verkehr läuft etwas verkehrt in Cloppenburg. Die Südtangente ist den Weg alles Irdischen gegangen. Die Sünden der Vergangenheit mit dem Schwerpunkt „Autoverkehr“ sind weder behoben noch in Angriff genommen worden. Wir fahren uns immer weiter fest, stellt der gemeine Bürger fest und hofft auf die Wende.

Die soll nun kommen, in Form eines Fabelwesens. Bürgermeister Neidhard Varnhorn zog das Tier aus dem Ärmel beziehungsweise dem Zylinder und präsentierte es den Unions-Freunden im Schatten der Wallfahrtskirche. Des Bürgermeisters Wunsch: eine Eier legende Wollmilchsau. So soll ein modernes, zukunftsfähiges und nachhaltiges Verkehrskonzept aussehen. Gut gebrüllt, Löwe. Was heißt schon Löwe. Aus dem Reich der Fabel soll es kommen. Fabuliert das Stadtoberhaupt oder ist er einfach nur fabelhaft in seinen Ideen?

"Cloppenburg braucht ein wirksames, schnell wirkendes, umsetzbares Verkehrskonzept, welches den Schwerpunkt auf die Radfahrer legt."Otto Höffmann

Eine Eier legende Wollmilchsau ist eine umgangssprachliche Redewendung, mit der etwas umschrieben wird, das scheinbar nur Vorteile hat, alle Bedürfnisse befriedigt und allen Ansprüchen genügt, eben deshalb aber irreal ist. Die Redensart veranschaulicht diese Idealvorstellung anhand eines imaginären Nutztieres, das als Hybridwesen die Vorzüge von verschiedenen Tierarten in sich vereint.

Das Huhn ist Teil der Eier legenden Wollmilchsau und kann Eier legen. Das Schaf produziert die Wolle, die sie warmhält und für Komfort sorgt. Die Kuh wiederum gibt Milch. Aus dem Schwein oder der Sau kann man Fleisch gewinnen.

Einen solchen paradoxen Alleskönner präsentiert der Bürgermeister und hofft, damit wohl ein Verkehrskonzept plastisch und anschaulich dargestellt zu haben. Er beschwört damit aber auch ein Wesen, das nicht real ist und möglicherweise auch nicht realisierbar. Was wünscht man sich nicht alles und wird doch nicht Wirklichkeit.

Eine scherzhafte Bezeichnung einer Sache, die allen Ansprüchen genügt. Doch wo ist der Scherz, wo bleibt der Spaß? Mittlerweile macht der Begriff „Alpha-Softie“ als neues Leitbild für Männer die Runde unter Soziologen. Den selbstbewussten, durchsetzungsstarken Alpha-Mann, der aber zugleich emphatisch und kommunikativ ist und sich hingebungsvoll an der Kindererziehung beteiligt. Für die Soziologen klingt das ein bisschen nach „eierlegende Wollmilchsau“. Aber Cloppenburg braucht ein wirksames, schnell wirkendes, umsetzbares Verkehrskonzept, welches den Schwerpunkt auf die Radfahrer legt. Fabelwesen nützen da wenig und helfen nicht, wenn man– Scherz beiseite – im Stau der Emsteker Straße oder der Osterstraße steht und den Termin verpasst.  Versprechen, die ins Reich der Fabel gehören, gab es schon genug.

Zur Person:

• Otto Höffmann ist Rechtsanwalt in Cloppenburg.
• Den Autor erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.