Mit Abschweifungen durch den Frühling
Kolumne: Batke dichtet – Wenn man "vant Höcksken upt Stöcksken" kommt und am Ende bei Gurken, Paprika und Chili im heimischen Gemüsebeet landet.
Alfons Batke | 28.04.2023
Kolumne: Batke dichtet – Wenn man "vant Höcksken upt Stöcksken" kommt und am Ende bei Gurken, Paprika und Chili im heimischen Gemüsebeet landet.
Alfons Batke | 28.04.2023
Ein Großteil der Leser wird diese Redewendung kennen, zumal sie auch im Plattdeutschen geläufig ist. Meine Mutter verwendet sie gelegentlich, wenn sie meine Aufsätze kommentiert und dabei launig anmerkt: „Du kumms af un tau önnig vant Höcksken upt Stöcksken“, wobei ich nicht weiß, ob ich diesen Satz korrekt wiedergegeben habe. Wenn wir schon bei der Ungewissheit sind: Ich weiß an dieser Stelle noch nicht, wie diese Kolumne ausgeht; betrachten Sie es als Selbstversuch. Bleiben wir also zunächst bei Höcksken und Stöcksken. Damit ist gemeint, dass man sich immer weiter vom eigentlichen Thema entfernt – mit der Gefahr, in Kleinigkeiten zu ertrinken und sich am Ende komplett zu verzetteln. Ich will das gar nicht auf die Heizungspolitik unserer Bundesregierung beziehen, obwohl es in diesem Zusammenhang – vorsichtig formuliert – auch schon heftige Abschweifungen gibt. Heizung, Klima – da lässt sich schnell der Bogen zu unseren Jahreszeiten schlagen, wo aber die nächste Gefahr der Verzettelung droht. Denn haben Sie schon einmal genau überlegt, was es mit dem Plural unserer Jahreszeiten auf sich hat? Nehmen wir den zumindest kalendarisch hinter uns liegenden Winter: Da heißt es in der Mehrzahl „die Winter“. Gleiches gilt für den Sommer – „die Sommer“. Schon im Herbst wird es kritisch, zumindest grammatikalisch. Der Plural heißt nicht „die Herbst“ oder „Herbsts“, sondern „Herbste“, wie Herr Duden befiehlt. In Sachen Frühling könnte man meinen, dass es pluralistisch auf „Frühlings“ hinauslaufen würde, doch knapp vorbei. Richtig ist „Die Frühlinge“. Also – was ich sagen wollte: Die Frühlinge waren auch schon mal schöner. Zumindest wärmer. Und wahrscheinlich wird es dann Ende Mai heißen, wir erlebten gerade den kältesten Frühling aller Zeiten. Und selbstverständlich sei das eine Auswirkung des Klimawandels – wir sollten zusehen, dass wir schnell wieder die Gaskavernen auffüllen, womöglich stünden wir vor dem kältesten Winter der Wetteraufzeichnungsgeschichte. Gemach, gemach – genießen wir erst einmal den Frühling, auch wenn er saukalt ist. Wer sich warm genug einpackt, wird auf seiner Radtour die Freude an der erblühenden Natur mehr oder weniger hautnah spüren können. Butterblumen am Wegesrand, immer noch Osterglocken, Kornblumen und – gestatten Sie diese lyrische Anwandlung – eine „Rapsodie in Gelb“ – oder wie ich im Fachmagazin „Landgang“ lese: „Es ist ein Schauspiel für die Sinne. Ein betörender, fast betäubender Duft umweht goldgelbe Blütenmeere am Wegesrand. Das Summen der Bienen schwebt honigschwanger in der lauen Frühlingsluft.“ Puh! Dermaßen eingestimmt geht es in den eigenen Garten, das Gemüsebeet harrt der Bepflanzung. Ich blättere im Prospekt und weiß, dass harte Entscheidungen zu treffen sind. Nehme ich die Freiland-Schlangengurke „Jazzer F1“ (wieviel PS hat die?) oder doch die Einlegegurke „Rodina“? Bei der Paprika bietet sich die „Orange Bell“ an, in Sachen Peperoni und Chili könnte es das „Drachenfutter“ werden. Dann dürfte gerade noch Platz sein für die Bio-Gourmet-Tomate „Venusbrust“. Ganz ehrlich: Ich hätte anfangs nie gedacht, dass diese Kolumne so endet."Die Frühlinge waren auch schon mal schöner. Zumindest wärmer. Und wahrscheinlich wird es dann Ende Mai heißen, wir erlebten gerade den kältesten Frühling aller Zeiten."Alfons Batke
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