Ich war nicht dabei. Eigentlich schade, aber man kann eben nicht jederzeit parat stehen, wenn die eigene Lebenszeit so begrenzt ist. Hineingehorcht hätte ich schon sehr gerne in die turbulenten und von demokratischem Aufbruch bestimmten Zeiten der 1848er Revolution vor 175 Jahren.
Zum Beispiel als Assistent von Franz Heinrich Tappehorn, der 1785 in Höne bei Dinklage geboren wurde. Der Sohn eines Kleinbauern erwies sich als intelligent und umtriebig. Nach dem Abitur am Antonianum in Vechta studierte er Philosophie und Jura in Münster und Göttingen, wurde dann Beamter im Herzogtum Oldenburg.
Das war eine beachtliche Karriere, doch Tappehorn begann damals bereits, sich für bürgerliche Mitbestimmung einzusetzen und vor allem für die Ablösung der antiquierten Adelsrechte, die die Lebenswelt der Menschen in unseren Dörfern und Kleinstädten bis ins Letzte bestimmten.
Gerne wäre ich ihm gefolgt, als er 1828 den Staatsdienst verließ und nach München zog, um dort als Privatgelehrter und Schriftsteller zu leben. Mag sein, dass er hier noch intensiver mit den demokratischen Ideen infiziert wurde, die im Zuge der französischen Julirevolution 1830 auch nach Deutschland drangen.
"Den Wind des Aufbruchs vermisse ich heute in unserer lethargischen, oft ängstlichen und von Überbürokratisierung ausgebremsten Zeit."Andreas Kathe
1836 kehrte Tappehorn nach Vechta zurück und übernahm die Rechtsanwaltskanzlei seines verstorbenen Bruders. Politisch blieb er weiter aktiv. So gehörte er zu den auserwählten Männern, die im Zuge der 1848er Revolution für Oldenburg eine neue Verfassung erarbeiten sollten. Sein Einsatz führte mit zur sogenannten „Bauernbefreiung“.
Den politischen Ritterschlag bekam er aber, als er im Mai 1848 als gewählter Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung einziehen konnte. Auch wenn dieses Parlament zum Ende hin nicht den großen Durchbruch brachte, die Fürsten weiter regieren konnten, spannend ist es sicher gewesen in dieser Keimzelle der deutschen Demokratie.
Den Wind des Aufbruchs vermisse ich heute in unserer lethargischen, oft ängstlichen und von Überbürokratisierung ausgebremsten Zeit. Den großen Sprung wagen, beim Klimaschutz vor allem, das wäre doch den Mut der Demokraten wert.
„Und, wie sieht es historisch mit deinem ökologischen Fußabdruck aus?“, fragte milde lächelnd die beste Ehefrau von allen. „Na ja“, sagte ich – und ging dann doch in den Schuppen, um den alten Drahtesel wieder flott zu machen.
Zur Person:
- Der Journalist Andreas Kathe lebt in Dinklage.
- Lange Jahre war er Redakteur und Redaktionsleiter der OV.
- Den Autor erreichen Sie unter: redaktion@om-medien.de.