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Luttikhuis: Es war die Reise meines Lebens

Auch Tage nach seiner Rückkehr aus der Ukraine steht der Pastoralreferent unter dem Eindruck des Erlebten. Der Lastruper war in einem Land unterwegs, dessen Menschen der Krieg nicht gebeugt hat.

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Ein Trio, das helfen will: (von links) Fritz Diekgerdes, Juri Brischten und Robert Luttikhuis. Foto: Meyer

Ein Trio, das helfen will: (von links) Fritz Diekgerdes, Juri Brischten und Robert Luttikhuis. Foto: Meyer

Krieg in der Ukraine: Für Robert Luttikhuis ist das keine abstrakte Nachricht mehr. Der Lastruper Pastoralreferent ist erst vor wenigen Tagen aus dem von Russland angegriffenen Land zurückgekehrt. Noch immer fällt es ihm schwer, seine Eindrücke in Worte zu fassen.

Wie berichtet hatte sich Luttikhuis mit einem Hilfstransport auf den Weg in die Zentralukraine gemacht. Rund 3 Tonnen Lebensmittel, gespendet von Lastruper Bürgern, brachte er zusammen mit ukraine-stämmigen Begleitern in die mit Menschen überfüllten Städte Bar und Schmerynka. Mehrere Nächte verbrachte er in einer Unterkunft für Geflüchtete und erlebte dort vor allem eines: riesige Solidarität.

Der Krieg habe das ganze Land mobilisiert, berichtet Luttikhuis. "An den Straßen stehen große Schilder, auf denen zum Durchhalten aufgerufen wird." Gegen Russland oder dessen Diktator Putin gerichtete Hassplakate entdeckte er dagegen nicht. Die Menschen hielten auf beeindruckende Weise zusammen. "Sie haben selbst wenig, geben davon aber bereitwillig ab." So müssen die Geflüchteten für ihre Versorgung nichts bezahlen. Sie könnten es  auch gar nicht, denn die Preise in den Märkten sind derzeit höher als in Deutschland, hat Luttikhuis festgestellt.

Menschen freuen sich über jedes Paket

Am meisten bewegt habe ihn der Augenblick, als Kinder die aus Lastrup mitgebrachten Lebensmittel in die Großküche getragen hätten, berichtet der Pastoralreferent. Später beim Frühstück entdeckte er zahlreiche Produkte wieder. "Ich habe gesehen, dass die Hilfe direkt bei den Menschen angekommen ist. Sie haben sich über jedes einzelne Paket gefreut." Er selbst sei sehr herzlich empfangen worden. "Ich habe mich auch nie unsicher gefühlt." Zum Glück blieb seine Reise von größeren Zwischenfällen verschont.

Auf dem Rückweg nahm er eine Mutter mit ihren beiden Kindern mit. Sie waren nach ihrer Flucht für einige Zeit zu ihrem Mann und Vater zurückgekehrt, der das Land nicht verlassen darf. "Als sie sich trennten, wussten sie nicht, ob sie sich jemals lebend wiedersehen werden. Das war einfach nur herzzerreißend", erzählt Luttikhuis sichtlich ergriffen. War der Hilfstransport auf dem Hinweg an der polnisch-ukrainischen Grenze noch durchgewunken worden, dauerte es zurück deutlich länger: "Die Polen kontrollieren inzwischen sehr genau, weil sie wissen wollen, wer in ihr Land kommt."

Reich beschenkt: Die Spenden aus Lastrup wurden mit Begeisterung empfangen. Foto: LuttikhuisReich beschenkt: Die Spenden aus Lastrup wurden mit Begeisterung empfangen. Foto: Luttikhuis

Juri Brischten findet das in Ordnung. Der in Molbergen lebende Ukrainer hatte die Lebensmittelhilfe praktisch mit dem Kriegsbeginn gestartet. Unterstützung erhält er von seinem Freund Fritz Diekgerdes. Unermüdlich sprechen beide ihre Umgebung an und bitten um Spenden. Der Treibstoff ist eines der größten Probleme. In der Ukraine selbst können die Fahrer nicht mehr tanken. Daher müssen sie stets ausreichend Vorrat an Bord haben. Landwirte gehören zu den treuesten Gebern, sagt Diekgerdes: "Allerdings geht es ihnen zurzeit selbst nicht gut." Er möchte ihnen nicht, wie er sagt, "auf den Keks gehen", sieht aber oft keinen anderen Ausweg. "Die Ukrainer werden noch lange auf unsere Hilfe angewiesen sein. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen."

Der Krieg treibt den Hemmelter seit Wochen um. Um sich selber mache er sich weniger Sorgen, sagt der 66-Jährige: "Aber wenn dieser Menschenfeind Putin gewinnt, werden meine Enkel keine Ruhe mehr haben". Auch Juri Brischten hofft, dass die Welt die Ukraine nicht im Stich lässt: "Der Westen darf keine Schwäche zeigen, denn er ist stark". Die Ukrainer würden weiter ohne Nachlassen um ihre Freiheit kämpfen, ist er überzeugt. Robert Luttikhuis stimmt dem zu: "Niemand, den ich dort getroffen habe,  wollte aufgeben."

Der nächste Transport mit Lebensmitteln könnte in 2 Wochen starten. Das Lager füllt sich bereits wieder. Um Fahrten einzusparen würde Brischten gern einen größeren Lkw leihen. Er und Fritz Diekgerdes suchen jetzt auch Wohnungen für Geflüchtete. Auf die Hilfe von Robert Luttikhuis können sie bei ihren Aktivitäten zählen. Es sei die Reise seines Lebens gewesen, sagt der Seelsorger. "Ich werde mich auf jeden Fall weiter für diese wunderbaren Menschen engagieren."


  • Info: Wer Lebensmittel und Hygieneartikel spenden möchte, meldet sich bei Juri Brischten, Telefon 0157/51512279.
  • Auch Geldspenden sind gefragt: Fritz Diekgerdes, DE59 280698780008260000, Stichwort: Ukraine Hilfe

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