Ketamin ist ein Narkosemittel für Schweine, aber nicht nur das. Vor dem Strafgericht des Amtsgerichtes Vechta hatte sich ein 22-jähriger Lohner Lagerlogistiker wegen gewerbsmäßigen Diebstahls von 409 Fläschchen verschreibungspflichtigen Ketamin zu verantworten. Er gab zu, das Mittel bei der Firma Bela-Pharm in Lohne gestohlen zu haben. Um es vorwegzunehmen, er wurde zu einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten auf Bewährung verurteilt. Er muss außerdem 1000 Euro als Geldauflage zahlen.
Der Angeklagte hatte zunächst ein Fläschchen an seiner Arbeitsstelle mitgehen lassen, dann 160 Flaschen in einer Sporttasche nach Hause gebracht und schließlich 249 Flaschen in sein Auto gepackt und war dann von der Polizei angehalten worden. Das Mittel wurde bei ihm gefunden. Die Polizei war zu dem Zeitpunkt schon von der Firma informiert worden, da der Verdacht des Diebstahls vermutet wurde. Das in der Sporttasche in seiner Wohnung befindliche Diebesgut händigte der Angeklagte der Polizei freiwillig aus.
Die Substanz kann Nebenwirkungen wie zum Beispiel Halluzinationen hervorrufen.Klaus Esslinger
Auf die Gründe des Diebstahls des "Schweinemittels" von der Strafrichterin befragt, erklärte der Angeklagte, dass er selber Betäubungsmittel konsumiere und geglaubt habe, dass das Ketamin als Partydroge auf dem Schwarzmarkt bekannt und beliebt sei. Zu einem Verkauf kam es nicht, da der Angeklagte an seiner Arbeitsstelle ziemlich schnell verdächtigt wurde, das Narkosemittel entwendet zu haben.
Wo ich schon dabei bin, ein paar Hintergründe: Rettungsdienste verwenden Ketamin als Schmerzmittel – als Narkosemittel kommt es aber kaum noch zum Einsatz. Denn die Substanz kann Nebenwirkungen wie zum Beispiel Halluzinationen hervorrufen. Als Partydroge ist Ketamin auf dem Schwarzmarkt aber umso beliebter. Der Wirkstoff kann dabei zu veränderten Bewusstseinszuständen führen. Als Arzneimittel gibt es Ketamin meist in Form einer Lösung, so auch bei dem Diebstahl. Auf dem Schwarzmarkt ist es auch als Pulver im Umlauf. Der Wirkstoff wird synthetisch hergestellt – auch in illegalen Labors.
Wenn Konsumenten Ketamin als Rauschmittel missbrauchen, schnupfen sie meist ein weißes Pulver. Die Wirkung hält dann 1 bis 2 Stunden an. Wird die Lösung injiziert, wirkt es nur für 5 bis 10 Minuten. In niedriger Dosierung kann die Substanz Halluzinationen hervorrufen. Höhere Dosen können zu Zuständen der Ichlosigkeit führen, die aber oft mit Panik einhergehen. Ketamin kann psychisch abhängig machen. Wer dauerhaft konsumiert, riskiert Schäden des Kurzzeitgedächtnisses und des episodischen Gedächtnisses. Regelmäßiger Konsum kann außerdem das zentrale Nervensystem schädigen. Unter Drogeneinfluss kommt es oft zu Unfällen, da der Wirkstoff die Bewegungsfähigkeit und die Wahrnehmung einschränken kann. Die Droge fällt in Deutschland nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Doch wer die Substanz ohne Rezept illegal erwirbt, macht sich strafbar.
Zur Person:
- Klaus Esslinger ist Gerichtsreporter und war viele Jahre Lokalchef der Oldenburgischen Volkszeitung.
- Kontakt zum Autor über: redaktion@om-medien.de.