Bei dem Toten, der am Mittwoch von Polizeitauchern in einem Auto in der Hunte bei Goldenstedt-Lahr gefunden worden war, handelt es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um den vermissten "Jurek" (Jerzy Demby) aus Polen. Hinweise auf ein Fremdverschulden habe die Rechtsmedizin bislang nicht entdecken können, sagt Thomas Gissing, Sprecher der Polizei Diepholz. Anfang kommender Woche (11. Juli) sollen weitere Ergebnisse der Obduktion vorliegen und beraten werden.
Die Polizei gehe davon aus, dass der Körper seit Ende September im Flusswasser liege. Entsprechend sei der Zustand der Leiche; die Untersuchungen seien schwierig. Daher habe die Polizei auch keine Kenntnis darüber, ob "Jurek" Alkohol getrunken oder Tabletten genommen haben könnte, bevor er möglicherweise selbst seinen Audi Kombi an einem Wehr in der Nähe der späteren Fundstelle in die Hunte lenkte.
Bruder meldet "Jurek" Ende September als vermisst
Jerzy Demby, damals 38, hatte zuletzt in Drentwede gelebt. Mit seinem Bruder habe er als Landarbeiter auf einem Hof gearbeitet, erzählt Gissing. Zudem habe er sich Geld damit verdient, gebrauchte Landmaschinen in Deutschland zu kaufen und im Ausland wieder anzubieten.
Am späten Abend des 29. September habe "Jurek" die Unterkunft in Drentwede verlassen und verschwand – für immer. Der Bruder habe sich wenig später an die Polizei gewandt; die Familie habe von Polen aus über die sozialen Medien eine Suche gestartet.
Allerdings: Jeder Erwachsene könne seinen Aufenthaltsort frei wählen. Es sei nicht verboten, ohne Nachricht an die Familie zu gehen. Daher agiere die Polizei bei derartigen Vermisstenfällen zunächst mit Bedacht, erklärt Gissing.
Mitte Oktober intensivierte die Polizei ihre Suche
Als allerdings Mitte Oktober noch immer jedes Lebenszeichen fehlte, Kontobewegungen nicht zu bemerken waren, das Handy tot schien und die europaweite Suche nach dem Audi erfolglos blieb, sei das Engagement intensiviert worden. Viele Hinweise seien geprüft und Spuren verfolgt worden. Felder und Waldstücke seien schließlich abgesucht worden – ohne Erfolg, so Gissing.
Schwierig habe sich zunächst die Kooperation mit den Behörden in Polen gestaltet. Weil irgendwann aber klar war, dass Jurek auch in seinem Heimatland nicht aufgefallen war, wurde die Möglichkeit, der 38-Jährige könnte das Opfer eines Verbrechens geworden sein, wahrscheinlicher.
"Wir haben uns dann zusammengesetzt und überlegt, wo wir noch nicht gesucht haben und es Sinn machen könnte", sagt Gissing. Die Antwort? "Im Wasser." In der Hunte, so die Entscheidung, solle begonnen werden. Direkt an Tag eins der Suche fanden die Taucher den Audi samt der Leiche. Das Opfer eines Verbrechens entdeckten sie allerdings vermutlich nicht.