Tobias Kühling lernt gerade um. Statt des Flügelhorns will der Vorsitzende des Musikvereins im Orchester künftig Tuba spielen. Er ist 22. Das neue Instrument lernt er nebenbei, neben dem regelmäßigen Spiel im Orchester. Seit 11 Jahren ist er fester Teil des Vereins, seit gut 7 Jahren im Vorstand. Und aus eigener Erfahrung sagt er: "Ohne Jugendarbeit geht nichts." Ein Orchester brauche immer Nachwuchs. Das Problem: In ein paar Jahren werden mehr ältere Musiker ihr Instrument an den Nagel hängen, als junge nachkommen.
Deshalb gründen die Langfördener jetzt ein Ausbildungsorchester für Erwachsene – gemeinsam mit dem Musikverein Bakum. Das Konzept für das Projekt "TonArt" steht bereits. Los geht es mit einem ersten Info-Abend zum gegenseitigen Kennenlernen am 11. Januar (Mittwoch) um 19 Uhr im Musikraum der Oberschule Bakum. Interessierte können sich bei dem Treffen mit den Vorsitzenden und Dirigenten austauschen können. Dann soll es darum gehen, welche Instrumente zur Verfügung stehen, mit welchen Kosten die Musiker rechnen müssen und wie das Orchester organisiert werden soll.
Der Termin ist für die beiden Musikvereine wichtig. Die Ausbildung müsse schließlich organisiert werden, sagt Tobias Kühling. Die Vereine müssen wissen, welche Instrumente gebraucht werden und wie viele Ausbilder. Und sie müssen planen, wo künftig geprobt wird. Gebe es erwachsene Nachwuchsmusiker aus beiden Orten, könne die Ausbildung etwa im Wechsel in Bakum oder Langförden stattfinden.
Für Rückkehrer und Anfänger
Allerdings: Wer am 11. Januar verhindert sei, könne sich auch direkt an die Vereine wenden, sagt Tobias Kühling. Die Macher wollen möglichst allen Interessierten ermöglichen mitzumachen – und arbeiten deshalb auch zusammen. Für die Vereine ist das geplante Ausbildungsorchester eine finanzielle und personelle Kraftanstrengung. "Alleine könnten wir das nicht", sagt Tobias Kühling.
Dass die Ausbildungsorchester für Erwachsene funktionieren, dafür gibt es aus Perspektive der beiden Musikvereine reihenweise gute Beispiele. "Es ist nie zu spät, ein Instrument zu erlernen", sagt die Vorsitzende des Musikvereins Bakum, Maria Abeling-Stegkämper. Durch ein eigenes Orchester sollen die Erwachsenen die Möglichkeit bekommen, unter sich zu musizieren und in ihrem Tempo zu lernen.
Tobias Kühling sieht in "TonArt" viel Potenzial: Für Erwachsene, die als Kinder ein Instrument gelernt haben, aber seit langer Zeit nicht mehr spielen; genauso für Erwachsene, die als Spätberufene noch ein Instrument lernen wollen.
Studium und Ausbildung sorgen oft für den Bruch
Das kann Martina Böhm, zweite Vorsitzende aus Langförden, nur empfehlen. Sie hat selbst erst vor ein paar Jahren als Erwachsene mit dem Musizieren angefangen. Sie betont: Wer beim Ausbildungsorchester einsteige, brauche keine Vorkenntnisse. Der Dirigent des Musikvereins Bakum, Harald Kuper, geht davon aus, dass das Orchester für viele Erwachsene auch eine Gelegenheit ist, die sie als Kind nicht hatten.
In den vergangenen Jahrzehnten hatten beide Musikvereine auf die klassische Nachwuchsgewinnung gesetzt und vor allem versucht, Kinder und Jugendliche für sich zu begeistern. Das funktioniere weiterhin, sagt Tobias Kühling. Es gebe etwa Bläserklassen an der Grundschule in Langförden. Ein paar Schüler wechselten regelmäßig ins Orchester. Allerdings verabschiedeten sich dann viele junge Musiker wieder nach ein paar Jahren, wenn Ausbildung oder Studium anstünden – und nur Einzelne kämen danach zurück in den Verein.
Damit wächst die Gefahr, dass das Orchester irgendwann überaltert. "Das wollen wir verhindern", sagt Tobias Kühling.