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Landfrauen sammeln Unterschriften für Erhalt von Kreißsälen

Der Kreisverband hat jetzt eine Liste mit rund 4000 Unterzeichnern an die Bundestagsabgeordnete Silvia Breher übergeben. Gleichzeitig wurde nochmals über die Teilschließung in Cloppenburg gesprochen.

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Pro Geburtshilfe: Ina Janhsen und Doris Wieghaus (von rechts) überreichten 4000 Unterschriften für den Erhalt der Geburtshilfestationen an Silvia Breher. Foto: Looschen

Pro Geburtshilfe: Ina Janhsen und Doris Wieghaus (von rechts) überreichten 4000 Unterschriften für den Erhalt der Geburtshilfestationen an Silvia Breher. Foto: Looschen

4000 Unterschriften haben die Landfrauen im Kreis Cloppenburg für den Erhalt der Geburtshilfestationen im Landkreis gesammelt. Die Landfrauen verstehen sich als Interessenvertretung aller schwangeren Frauen, die in der Nähe ihres Wohnortes und in einer „1:1-Betreuung“ ihr Kind gebären möchten. Dies sei nach der Schließung der Geburtshilfestation in Friesoythe und der Teilschließung der Station im Josefs-Hospital Cloppenburg (am Wochenende im Juli und August) nicht gewährleistet.

Doris Wieghaus, Kreisvorsitzende, überreichte im Marienhaus in Falkenberg die Unterschriften an die CDU-Bundestagsabgeordnete Silvia Breher. Dabei forderte sie, dass die Geburtshilfe zur Grundversorgung eines Krankenhauses gehören müsse und keine Fachabteilung sein dürfe. Bund und Land müssten sich dringend des Themas annehmen.

Zahlreiche Gäste und Besucher vor Ort

Vertreten waren in Falkenberg die Landfrauen mit der Präsidentin des Niedersächsischen Landfrauenverbandes, Ina Janhsen, und weiteren Mitgliedern. Für den Landkreis Cloppenburg informierte Erster Kreisrat Ludger Frische. Renate Geuter (SPD) und Karl-Heinz Bley (CDU) waren als Mitglieder des Landtages gekommen. Die Hebammen waren vertreten unter anderem durch die Vorsitzende des Niedersächsischen Hebammenverbandes, Veronika Bujny, und die Kreisvorsitzende Regine Peters-Trippner.

Einigkeit herrschte bei der regen Diskussion, dass die Geburtshilfe vor Ort sichergestellt werden müsse. Es dürfe zu keinen weiteren Schließungen kommen. Die Geburt eines Kindes sei ein hochkomplexer Vorgang, der auch finanziell entsprechend zu berücksichtigen sei. „Die Arbeit mit und am Menschen muss besser bezahlt werden“, lautete eine Forderung. An Frische gerichtet sagte Ina Janhsen, der Landkreis müsse sich federführend für einen „Runden Tisch“ einsetzen, an dem alle betroffenen Bereiche gehört werden und sich einbringen können. Auch finanzielle Forderungen an den Landkreis wurden gestellt. Für den Ausbau der E 233 stünden Millionen Euro zur Verfügung, für Krankenhäuser gebe es nichts.

Breher warnt vor weiteren Schließungen

Breher sei erschrocken gewesen über die Schließung und Teilschließung und warnte für den Landkreis Cloppenburg vor weiteren Schließungen. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsens fordere eine Mindestzahl von 1000 Geburten im Jahr. Die Unterschriften der Landfrauen seien ein Signal, alle Beteiligten müssten an einem Strang ziehen.

Frische erklärte, dass der Landkreis nicht für die Krankenhäuser zuständig sei. Die entscheidenden Standortbedingungen würden vom Land und vom Bund gesetzt. Man habe mit den Häusern und den Trägern immer wieder Gespräche geführt und stehe zur Verfügung, wenn Anträge und Anfragen an den Landkreis gerichtet würden. Im Krankenhausbedarfsplan sei von nur 500 Geburten die Rede, es seien aber über 2000. Frische appellierte an alle Frauen, in einem Krankenhaus des Landkreises zu entbinden.

„Cloppenburg braucht Unterstützung, diese Erfahrung habe ich auch in Emden gemacht“Veronika Bujny, Vorsitzende des Niedersächsischen Hebammenverbandes

„Cloppenburg braucht Unterstützung, diese Erfahrung habe ich auch in Emden gemacht“, sagte Bujny. Die Fallpauschale müsse erhöht, die Unterdeckung bezahlt werden. Da etwa 40 Prozent aller Kinder per Kaiserschnitt entbunden werden, müssten auch Väter die Möglichkeit haben, bei der Mutter und dem Kind bleiben zu können. Aktuell gehöre die Geburtshilfe nicht zur Grundversorgung.

Wie Peters-Trippner berichtete, vermittle eine Zeitarbeitsfirma Hebammen, weil Krankenhäuser sie nicht fest einstellen können. Die Fallpauschalen müssten erhöht werden, das Land müsse die Unterdeckung ausgleichen. Eine Unterstützung der Krankenhäuser und der Geburtshilfe sei wichtiger als eine Umgehungsstraße. Nur das gemeinsame Engagement könne die Situation verbessern.

Refinanzierung der Krankenhausleistungen müsse gewährleistet sein

Geuter sprach davon, dass die Refinanzierung der Krankenhausleistungen gewährleistet sein müsse, dies müsse jetzt durch Verordnungen sichergestellt werden. Man müsse aufpassen, dass es nicht noch weitere Schließungen gebe. Man könne in Sögel und Damme nachfragen, wie kleine Krankenhäuser ihren Bestand sichern.

Anne Rameil (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, dass es keine wissenschaftliche Begründung für 1000 Geburten pro Jahr gebe. Sie schlug vor, alle an einer Geburt beteiligten Berufsgruppen an einen Tisch zu bringen. Denkbar seien auch „Hebammenkreißsäle“. Nur eine Hebamme dürfe eine Frau allein bei der Geburt begleiten.

Bley nannte die Situation einen unhaltbaren Zustand und eine desaströse Entwicklung. Viele Politiker hätten versagt. Es fehle an gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Krankenkassen hätten ein starkes Gewicht. Alle Ebenen stünden bei dem Erhalt auch kleiner Krankenhäuser in der Pflicht.

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