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Knapp 500 Menschen zeigen in Vechta und Cloppenburg Solidarität mit der Ukraine

Als Landrat Tobias Gerdesmeyer „Slava Ukrajini“ rief, applaudierte das Publikum auf dem Rathausvorplatz lautstark. Konkrete Hilfsangebote standen bei der Kundgebung im Mittelpunkt.

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Die Menschen haben Schilder für die Friedensdemonstration gebastelt. Foto: Hahn

Die Menschen haben Schilder für die Friedensdemonstration gebastelt. Foto: Hahn

Schon auf dem Weg zum Rathausvorplatz in Vechta sind blaue und gelbe Luftballons zu sehen. Dort haben sich am Samstagnachmittag rund 200 Menschen versammelt, um ihr Mitgefühl mit der Ukraine zu demonstrieren. Einige haben selbst gebastelte Schilder und Fahnen mit den ukrainischen Nationalfarben dabei, andere haben ihre Masken blau und gelb gefärbt. Vechtas Bürgermeister Kristian Krater erklärte, dass er stolz auf diese Solidarität sei. 

Auch Landrat Tobias Gerdesmeyer zeigte sich in seiner Rede deutlich beeindruckt von dem Miteinander. "Wir stehen hier – im wahrsten Sinne des Wortes – zusammen  für Frieden, Nächstenliebe und Toleranz. Und das tun wir als Menschen, ganz unabhängig von unserer Herkunft, Religion oder politischen Orientierung."

„Slava Ukrajini!“Tobias Gerdesmeyer, Landrat

Er bedankte sich bei allen Menschen im Landkreis, die sich aktuell an Hilfsaktionen beteiligen. Als er „Slava Ukrajini“ (zu Deutsch: Ruhm der Ukraine) rief, applaudierte das Publikum lautstark. Gerdesmeyer betonte, dass es der Krieg eines diktatorischen Putins sei und deswegen in Deutschland lebende Russen nicht angefeindet werden dürfen. 

Unter dem Motto "#vechtastandswithukraine: Für Frieden in Europa" fand zum zweiten Mal eine überparteiliche Solidaritätsbekundung statt. Dem Parteienbündnis von CDU, FDP, Grünen und SPD hatten sich nun auch Volt und die Unabhängigen Wählergemeinschaften im Landkreis angeschlossen, informierte Organisator Jochen Steinkamp.

Landrat Tobias Gerdesmeyer bedankte sich für die vielen Hilfsaktionen. Foto: HahnLandrat Tobias Gerdesmeyer bedankte sich für die vielen Hilfsaktionen. Foto: Hahn

Konkrete Hilfsangebote standen im Mittelpunkt

„Es ist wichtig, zusammenzustehen und auch daran zu erinnern, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist“, erklärte beispielsweise der Vechtaer Christian Meyer seine Intention, Solidarität zu zeigen. Die Absicht, für Frieden einzustehen und offen Mitgefühl zu zeigen, einte viele der Anwesenden.

Im Mittelpunkt der einstündigen Veranstaltung stand die Frage, was man aktuell konkret tun könne, um zu helfen. "Die Menschen aus der Ukraine können und dürfen sich auf uns, auf die Menschen im Landkreis Vechta verlassen", betonte Gerdesmeyer als wichtigste Botschaft des Zusammenkommens.

Auch die Masken wurden genutzt, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen. Foto: HahnAuch die Masken wurden genutzt, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen. Foto: Hahn

Auf der Homepage des Landkreises könne privater Wohnraum angeboten werden, zudem werde zusammen mit der Caritas und den Maltesern ein Spendenkonto eingerichtet. Weitere Unterstützung für die Menschen im Kriegsgebiet und ankommende Flüchtlinge wurde vorgestellt, so sprach auch Paul Sandmann aus Lohne von der Initiative „OM für Ukraine“


In Cloppenburg sorgen Ukrainerinnen mit flammenden Appellen für emotionale Momente

Appell: Auch die vierjährige Marlene (vorne rechts) und ihr sechsjähriger Bruder Johann wissen, worum es geht und zeigen, warum sie zu der Demo in Cloppenburg gekommen sind. Foto: StixAppell: Auch die vierjährige Marlene (vorne rechts) und ihr sechsjähriger Bruder Johann wissen, worum es geht und zeigen, warum sie zu der Demo in Cloppenburg gekommen sind. Foto: Stix

Rund 260 Menschen zählte die Polizei bei der Demonstration auf dem Platz vor dem Jugendzentrum "Rote Schule" in Cloppenburg. Der 22-jährige Student The Anh Dao und Anton Kristal (23) hatten die Veranstaltung erst Anfang der Woche angemeldet und recht kurzfristig die Werbetrommel gerührt. "Das ist meine erste Demonstration", sagte Dao. "Es sollte alles schnell gehen." Ein Zusammenschluss mit den politischen Parteien sei ihm dabei leider nicht gelungen. "Dafür hätte der Ablauf anders sein müssen", gibt er zu. Letztlich aber gehe es um die Botschaft. "Wir sind für Frieden und gegen Krieg", sagt er in seiner Begrüßung. "Wenn wir im Vorfeld etwas anderes vermittelt haben sollten, tut es mir Leid."

„Ich finde es nicht gut, dass heute noch jemand sagen kann, ich marschiere da jetzt rein, und dann klappt das auch.“Paul, 11 Jahre alt

Unter den Teilnehmern waren auffallend viele junge Eltern mit ihren Kindern. Und die hatten durchaus auch schon eine eigene Meinung zu Putins Krieg in der Ukraine. "Ich finde es nicht gut, dass heute noch jemand sagen kann, ich marschiere da jetzt rein, und dann klappt das auch", sagte etwa der 11-jährige Paul, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Felix und Mutter Kerstin gekommen war.

Der 22-jährige Student The Anh Dao hatte die Demonstration vor der Roten Schule in Cloppenburg kurzfristig organisiert. Foto: StixDer 22-jährige Student The Anh Dao hatte die Demonstration vor der Roten Schule in Cloppenburg kurzfristig organisiert. Foto: Stix

Seine Mutter Kerstin erzählt, dass es nicht darum gehen könne, die Kinder von dem Thema fernzuhalten. "Die bekommen das ja sowieso mit", sagt sie. "Paul hat sich im Internet informiert, wie man sich bei einem Atomkrieg verhält." Da könnten die Eltern selbst nur begleitend agieren. "Es ist unsere Aufgabe", so die 43-Jährige, "den Kindern realistisch darzustellen, wie die Welt funktioniert."

Das versucht auch Katharina Tegenkamp, die mit der 4-jährigen Marlene und dem 6 Jahre alten Johann gekommen war. "Die Kinder wollen jeden Tag die Kindernachrichten `Logo´ im Kika sehen und wissen, was los ist", erzählt sie. "Logo macht das immer supergut." Sie selbst versuche, die Fragen der Kinder sachlich zu beantworten und die Geschehnisse zu erklären. "Wir haben auch schon ausrangierte Babysachen gepackt und gespendet", erzählt sie. "Das fanden die Kinder gut."

Helft uns, rief die Ukrainierin Olena Zhurat den Teilnehmern der Veranstaltung in einem emotionalen Appel zu. Foto: Stix"Helft uns", rief die Ukrainierin Olena Zhurat den Teilnehmern der Veranstaltung in einem emotionalen Appel zu. Foto: Stix

Emotional wurde es bei aufrüttelnden Worten von Olena Zhurat, die aus der Ukraine stammt und deren Familie in Chernowitz nahe der Grenzen zu Moldawien und Rumänien lebt. "Unsere Familien sterben, unser Land wurde überfallen", rief sie den Tränen nahe. "Helft uns." Maryna Reimchen erzählte von den Videos, die sie jeden Tag von Freunden und ihrer Familie aus Melitopol im Süden der Ukraine erhält. "Es ist unglaublich, was dieser Mann mit uns macht", sagte sie. Was genau das ist, brachte Bogdan Kristal auf einen kurzen Nenner. "Ich habe mit meiner Mutter in Winnyzja telefoniert", sagte er. "Dort sind vor einer Stunden 8 Raketen eingeschlagen."

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