Klotzen fürs Kreishaus
Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Wer hat ihn nicht, den Traum vom eigenen Haus? Wir träumen mit dem Landkreis Vechta. Denn wir kennen den geheimen Plan des Landrates.
Stefan Freiwald | 19.04.2023
Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Wer hat ihn nicht, den Traum vom eigenen Haus? Wir träumen mit dem Landkreis Vechta. Denn wir kennen den geheimen Plan des Landrates.
Stefan Freiwald | 19.04.2023
Der Landkreis Vechta klotzt mal wieder, anstatt zu kleckern. So hat es ein Kreistagsmitglied der CDU formuliert und damit offen ausgesprochen, was ohnehin alle denken. Schluss mit der Bescheidenheit. Und so wird heute der Kreistag aller Voraussicht nach einem auf 42,6 Millionen Euro veranschlagten Anbau an das bestehende Kreishaus zustimmen. Andere bauen Bürokratie ab, Vechta baut an. Hinter den Kulissen arbeitet die Verwaltungsspitze bereits an einem bislang geheimen Plan, wie es gelingen kann, den stattlichen Neubau mit Beamten und Angestellten – sprich mit Leben – zu füllen. Erste und wichtigste Maßnahme: Alle sollen raus aus dem Homeoffice und endlich wieder Büroluft atmen. Klar, dass der Arbeitgeber dann auch etwas bieten muss. Neben 257 nigelnagelneuen, überdachten Parkplätzen in SUV-kompatibler Größe legt Landrat Tobias Gerdesmeyer laut des geheimen Plans viel Wert darauf, dass sich alle am Arbeitsplatz wohlfühlen. Mit höhenverstellbaren Schreibtischen und Gummibäumen lässt sich heute schließlich niemand mehr hinter dem Home-Office-Ofen hervorlocken – geschweige denn, neues Personal gewinnen. Damit die Arbeit erträglich wird, sollen Lounge-artige Pausenzonen entstehen. Dafür hat Gerdesmeyer extra den pensionierten Vechtaer Ex-Bürgermeister Helmut Gels in eine Taskforce berufen. In der Arbeitsgruppe geht es nicht etwa um eine Brücke über die Ravensberger Straße – nein, Gels soll die Verwaltung in puncto Schlafgelegenheiten beraten – Stichwort Powernapping. Hat ja damals im Vechtaer Rathaus schon traumwandlerisch gut geklappt. Zudem soll es Sportmöglichkeiten für die rückenschmerzgeplagten Beamten geben. Daher entsteht im Keller des neuen Kreishauses eine Turnhalle. Die Kooperation mit der Profiabteilung von Rasta-Vechta ist so gut wie in trockenen Tüchern. Noch nicht ganz klar ist, ob der Platz für eine Bowlingbahn reicht oder ob es doch nur einen Trampolinparcours geben wird. Die Verwaltung lockt ihre Mitarbeitenden auch mit kulinarischen Köstlichkeiten. Kantine war gestern. Fressmeile heißt die Zukunft. Kolping-Wirt Willi Südkamp verwöhnt die hungrigen Behördenangehörigen mit Schnitzelvariationen. Sushi gibt es nebenan beim Asiaten. Die Grünen kämpfen noch für ein veganes Angebot. Dafür soll ein großer Gemüsegarten auf dem Dach des Kreishauses entstehen – wenn nicht, droht die Partei mit Ablehnung der Neubaupläne. Das größere Gebäude möchte die Kreisverwaltung auch nutzen, um kundenfreundlicher zu werden. Digitale Behördengänge sollen endlich der Vergangenheit angehören. Und so dürfen nun nach der Pandemie endlich wieder die Bürgerinnen und Bürger vorbeikommen, um sich Fahrzeug- und Führerscheine abzuholen. Die Verwaltung rechnet geradezu mit einem Ansturm, sodass die jetzigen Wartezonen keinesfalls ausreichen und deutlich erweitert werden müssen. In einem Wartezeiten-Kino laufen die neusten Blockbuster mit Popcorn, Eis und Getränken vom Kiosk nebenan. Für Kinder wird eine Hüpfburgenlandschaft aufgebaut. Das Veterinäramt bietet nun eine Sprechstunde für Kleintiere. Die Verkehrsbehörde bekommt einen großzügigen Drive-in-Schalter. Und das Schutzengelprojekt, mit dem Jugendliche vor Alkohol- und Drogenkonsum bewahrt werden sollen, erhält eine eigene Disco. Das ist Bürgernähe und Prävention in einem. Wir sehen in 5 Jahren schon die Schlagzeile bei OM-Online: Landkreis Vechta wird bürgerfreundlichste Kommune Europas. Gut, dass geklotzt und nicht gekleckert wird."Die Verwaltung lockt ihre Mitarbeitenden auch mit kulinarischen Köstlichkeiten. Kantine war gestern. Fressmeile heißt die Zukunft."Stefan Freiwald
"Das ist Bürgernähe und Prävention in einem."Stefan Freiwald
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