Kinderdorf Johannesstift gründet Pflegekinderdienst
Um noch mehr auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern eingehen zu können, hat die Jugendhilfeeinrichtung nun einen weiteren Bereich geschaffen.
Lisa Bernhardt | 18.01.2022
Um noch mehr auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern eingehen zu können, hat die Jugendhilfeeinrichtung nun einen weiteren Bereich geschaffen.
Lisa Bernhardt | 18.01.2022
Wollen Kindern ein neues zu Hause suchen: die Sozialarbeiterinnen Heike Busse-Taphorn (links) und Andrea Hohnstedt vom Evangelischen Kinderdorf Johannesstift in Vechta. Foto: Bernhardt
"Jedes Kind ist individuell und hat seine eigenen Bedürfnisse. Wir versuchen, für diese Kinder eben die am besten geeignete Lösung zu finden", sagt Andrea Hohnstedt. Sie und ihre Kollegin Heike Busse-Taphorn sind Sozialarbeiterinnen beim Evangelischen Kinderdorf Johannesstift und arbeiten in dem neu gegründeten Bereich "Kinderpflegedienst". Hier sollen Kinder an Pflegefamilien vermittelt werden, um ihnen in einem familiären Umfeld eine bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen, berichtet Busse-Taphorn. Das Alter der Kinder reiche dabei von 6 Monaten bis hin zum jugendlichen Alter. Vermehrt gehe es aber um die Klein- und Schulkinder. Die Jugendhilfeeinrichtung beschäftigt derzeit rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die insgesamt 101 Kinder und Jugendliche betreuen und begleiten. Auf mehrere Standorte verteilt gibt es Wohngruppen mit verschiedenen Schwerpunkten. Doch in einer Wohngruppe zu leben, sei nicht für jedes Kind die beste Lösung, erklärt Hohnstedt. Besonders für jüngere Kinder sei es meist besser, in einem familiären Umfeld aufzuwachsen. So könnten die Kleinen eine bessere Bindung aufbauen und hätten eine konstante Bezugsperson, berichten die Sozialarbeiterinnen. Und: Die Kinder müssten sich nicht länger erklären, warum sie in einer Wohngruppe wohnen. "Das Bindungsverhalten ist ein sehr wichtiger Baustein für die Zukunft. Deshalb ist es unser Wunsch, für die Kinder eine passende Familie zu finden", so Busse-Taphorn. Dieser Aufgabe widmen sich die beiden Pädagoginnen in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt des Landkreises. Die langjährige Erfahrung der Jugendhilfeeinrichtung könne zudem für den Bereich des Kinderpflegewesens gut genutzt werden, betont die Sozialarbeiterin. Bei ihrer Arbeit begleiten sie nicht nur das Kind, sondern auch die Pflege- und Herkunftsfamilie. Der Weg führe von der Zeit der Anbahnung über die Integration und darüber hinaus bis hin zur Volljährigkeit und Verselbstständigung. Es sei ein laufender Beratungsprozess mit vielen Gesprächen und Unterstützung, erklärt Busse-Taphorn. "Die Pflegeeltern müssen sich zunächst erst mal die Frage stellen, ob sie dazu bereit sind, ein Pflegekind bei sich aufzunehmen und ihm eine Zukunftsperspektive geben zu wollen." Die Qualifizierung erfolge anschließend durch mehrere Seminartage, bei denen die Eltern auch ihre Schwächen und Stärken kennenlernen sollten. Besonders wichtig sei es aber, dass die Pflegeeltern akzeptierten, dass das Kind zwei Familien habe und dass die Herkunftsfamilie ein Teil in seinem Leben bleibe. Sie sollten der Herkunftsfamilie daher offen gegenüber stehen, betonen die beiden Pädagoginnen. "Deshalb suchen wir Menschen, die Motivation mitbringen und Lust haben, Kindern eine Perspektive zu geben", so Hohnstedt. Arbeit findet in Kooperation mit dem Jugendamt statt
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