Agnes Willenborg ist als Erzieherin in ihrem Beruf aufgegangen. Und das sieht man ihr an: Ein breites Lächeln am Tag ihres Ausscheidens, so fährt sie – im Lastenfahrrad sitzend – durch das Dorf, strahlend voller Zufriedenheit, auch wenn der Abschied schwerfällt. Geschlagene und nicht alltägliche 47 Jahre Berufserfahrung im Böseler Kindergarten St. Raphael liegen hinter ihr, eine Zeit anhaltendes Engagement, für das man Leidenschaft braucht. "Getröstet, gekuschelt, gesungen und gebacken, all das hat Agnes in all den Jahren mit viel Liebe, Geduld und Herzblut gemacht", sagte die Leiterin des Kindergartens, Helga Hespe. Für viele Eltern und Kinder war sie auch Teil der Familiengeschichte. Jetzt ist sie in Rente gegangen und wird sehnlichst vermisst. Hespe: "Sie war eine Legende".
Verändert habe sich in der langen Zeit viel, nur die Kinder seien gleich, weiß die künftige Rentnerin. Angefangen hat alles mit gerade mal 17 Jahren, als sie ihren ersten Arbeitstag am 1. April 1975 im Böseler Kindergarten hatte. Unvorstellbar: Damals leitete sie als pädagogische Fachkraft auch schon mal ganz alleine eine Gruppe mit 25 Kindern. Willenborg hat alle Veränderungen danach mitgemacht, ob praktisch, didaktisch oder baulich. Seit 1993 war sie auch aktiv in der Mitarbeitervertretung und setzte sich intensiv für die Belange der Kolleginnen und Kollegen ein.
Zum Abschied ein Fotobuch mit Bildern aus 47 Jahren
Wie viele Kinder sie im Laufe der langen Zeit betreut hat, weiß sie nicht genau. Viele davon bringen jetzt wiederum schon ihre Kinder und kamen nun als Eltern zur Verabschiedung. Andere ehemalige Kinder sind als Kolleginnen zurückkommen. Bewundert wird sie immer wieder für ihr phänomenales Gedächtnis, denn sie kann sich fast alle Namen und Daten der vielen Kinder ohne Schwierigkeiten merken. Sie liebt es zu fotografieren und verschaffte so den Kindern eine bleibende Erinnerung an ihre Kindergartenzeit. Folgerichtig erhielt sie jetzt zum Abschied ein Fotobuch aus der gesamten Zeit.
Am Tag des Abschiedes holte der Elternbeirat mit dem ehemaligen Kindergartenkind Ingo Oltmann sie morgens mit einem Lastenfahrrad ab. Beim ersten Stopp tauchten als Überraschung die ersten Kindergartenkinder aus dem Jahr 1975 und danach ehemalige Kolleginnen und Kollegen auf. Begrüßt von allen Kindern mit bunten Bögen und Fähnchen ging es dann zum Frühstück ins Begegnungszentrum. Hier gab es dann die offiziellen Reden mit vielen guten Worten, höchstem Lob, Geschenken und als Abschied einen Apfelbaum mit selbstgebastelten Äpfeln.