Kinder aus Bösel und Gehlenberg lesen in Mundart: Da ist die Jury platt
Die Grundschüler haben sich dem "Lääsewettstriet" der Oldenburgischen Landschaft gestellt. Die Sieger vertreten ihre Schulen nun beim Kreisentscheid in Garrel.
Erfolgreich in Bösel: Katharina Böckmann und Maria Gehlenborg (oben, von links) präsentierten zum Ende des Wettbewerbs die Siegerinnen und Platzierten Luzie Landwehr (1. Platz 3. Klasse), Laurenz Kronen (2. Platz, 3. Klasse), Lineke Schröder (3. Platz, 3. Klasse), Emma Tönjes (3. Platz, 4. Klasse), Konstantin Grafe (2. Platz, 4. Klasse) und Carlotta Zielinski (1. Platz, 4. Klasse) (von links). Foto: Pille
Zu einem eindrucksvollen Plädoyer für die plattdeutsche Sprache wurde der „29. Lääsewettstriet 2023“ in den Grundschulen in Gehlenberg und St. Martin in Bösel. Die Oldenburgische Landschaft hatte Schüler von Wangerooge bis Damme, von der Weser bis zum Emsland unter Schirmherrschaft von Kultusministerin Julia Willie Hamburg aufgefordert: „Ick maak mit! Du ok?“.
„Platt is cool“ nahmen die Kinder wörtlich und trugen in Bösel selbstbewusst Kurzgeschichten lokaler Plattschreiber vor. Klassensiegerin der 3. Klassen wurde Luzie Landwehr mit „Worhen mit ieskoole Hanne“ von Hildegard Tölke vor Laurenz Konen und Lineke Schröder. Carlotta Zielinski dominierte den Wettbewerb der 4. Klassen mit „Dei olle Unkel Max“ von Sigrun Sachs, gefolgt von Konstantin Grafe und Emma Tönjes. Insgesamt hatten 14 Schülerinnen und Schüler am Wettbewerb teilgenommen. Die Lehrerinnen Maria Gehlenborg und Katharine Böckmann hatten die Konkurrenz organisiert.
Original plattdeutsche Aussprache ein Hauptkriterium
Für die Jury, bestehend aus Hans Werner, Wilma Kamps, Irmgard Müller, Maria Sieger, Gaby Hammersen (alle ehemaliges Grundschulkollegium), Dr. Josef Willer (Borsla Vereinigung für niederdeutsche Sprache und Literatur Bösel) sowie Bettina Theilmann und Daniel Wulfen (beide Grundschule), war bei der Bewertung der Lesevorträge die original plattdeutsche Aussprache des Plattdeutschen ein Hauptkriterium für das Weiterkommen. Für Bösel galt, neben Emsländisch, Grafschafter Platt, Nordniedersächsisch, Nordoldenburgisch, Ostfälisch, Ostfriesisch und Saterfriesisch, typischerweise das Südoldenburger Platt. Zu den weiteren Beurteilungskriterien zählten auch die Lesetechnik, die Sinnerfassung, die Betonung sowie der souveräne Umgang mit Versprechern.
Der Wettstreit wird alle 2 Jahre ausgerichtet. Immer wieder zeigt eine Zahl von tausenden Schülern in Niedersachsen aller Altersgruppen beim Vorlesen eindeutig, dass das Niederdeutsche auch heute noch in weiten Teilen des Landes mehr oder weniger zur Alltagskultur gehört. Mit dem Lesewettbewerb unterstützen die Schulen die seit Jahrhunderten im Land lebendige niederdeutsche Sprache und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Erfüllung der EU-Charta zum Schutz von Regional- und Minderheitensprachen in Europa, dazu gehört auch der Lesewettbewerb in Saterfriesisch.
Kein beliebiger Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache
Für Schulleiterin Rita Schorling geht es „um das Bemühen, das Interesse an der plattdeutschen Sprache bei den Schülerinnen und Schülern zu vertiefen". Sie wolle mit der Teilnehme am Wettbewerb deutlich machen, dass das Plattdeutsche eben nicht ein beliebiger Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache sei, die es zu erhalten gelte, so Schorling. Außerdem biete dieser Wettbewerb den Schulen eine gute Möglichkeit, sich mit Plattdeutsch im Deutschunterricht zu beschäftigen.
Das Rahmenprogramm gestalteten Ben Glasker, Levke Thoben, Max Lager, Luca Bunning, Dimitrii Schumak, Pia Reinken, Lilo Glende, Emma Pleyter, Michaela Cozmulici, Sophie Rothfus, Mayla Lücking, Antonia Wunder, Henry Wöste, Jolina Wiegels, Lennard Thoben, Leni Lawson, Sara Scheper, Thilo Speckmann, Amelie Meinerling und Anna-Lena Heinze, die Sketche, Lesetexte und mit den übrigen Schülerinnen und Schüler Lieder vortrugen. Alle Gewinner wurden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhielten ein Buchgeschenk, das von Maria Gehlenborg überreicht wurde. Die beiden Siegerinnen vertreten ihre Schule demnächst beim Kreisentscheid in Garrel.
In Gehlenberg beim Wettbewerb dabei: Die Jury mit Anni Knipper, Wilhelm Hömmken, Karl-Heinz Koopmann, Käthe Stricker und Wilhelm Olliges sowie Schulleiterin Annette Keijser und die beteiligten Schülerinnen und Schüler. Foto: Funke
An der Grundschule in Gehlenberg hatten sich für den Plattdeutschen Lesewettbewerb der Oldenburgischen Landschaft 16 Kinder aus den Klassen 3 und 4 in den vergangenen Wochen vorbereitet. Unterstützt wurden sie von Anni Knipper. Die Schülerinnen und Schüler trugen ihre ausgewählten plattdeutschen Geschichten vor und zeigten damit, dass sie auch mit der Schriftsprache dieser Mundart schon recht gut umgehen können.
Der Jury fiel die Bewertung nicht leicht, da die Teilnehmer alle gut vorbereitet waren, und so fiel das Ergebnis entsprechend knapp aus. Die Jurymitglieder Käthe Stricker, Wilhelm Olliges, Wilhelm Hömmken, Anni Knipper und Karl-Heinz Koopmann bewerteten Lesefertigkeit, Sinnerfassung, Betonung, Lesetechnik und Textverständnis. Für die Sieger gab es einen Gutschein für ein Buch. Der Heimatverein Gehlenberg-Neuvrees-Neulorup sowie die Dorfgemeinschaft Gehlenberg unterstützen die Förderung der plattdeutschen Sprache mit einem Geldbetrag.
Schulleiterin Annette Keijser zeigte sich erfreut über die zahlreiche Teilnahme der Kinder und lobte die guten Leistungen. Als beste Leser werden Ole Hilling und Klaas Holtmann die Gehlenberger Grundschule demnächst beim Kreisentscheid vertreten.