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Keine Hausnummer aber falsche Namen an der Klingel

Kolumne: Recht hat, wer Recht bekommt – Andauernd ist im Gericht jemand geladen, der nicht kommt. Selbst in Marsch gesetzte Polizeibeamte können die Geladenen oft nicht finden. Wie kann das sein?

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Jeder Eigentümer eines Gebäudes ist verpflichtet, Schilder mit der ihm von der Stadt zugeteilten Hausnummer an seinem Gebäude anzubringen. Die Hausnummer muss an der Straßenseite des Hauptgebäudes über oder unmittelbar neben der Eingangstür in einer Höhe von 1,50 Meter bis 2,50 Meter angebracht sein. Offenbar ist bei uns alles geregelt. Namen an Haustür und Wohnung sind aber keine Vorschrift. Weder Vermieter noch Mieter sind verpflichtet, die Klingel mit einem Namen zu beschriften.

Sie werden sich fragen, wie ich darauf komme, als Gerichtsreporter über dieses Thema zu schreiben. Ganz klar, weil andauernd im Gericht jemand geladen ist, aber nicht kommt. Selbst in Marsch gesetzte Polizeibeamte finden den oder die Geladenen oft nicht. Auch an Vechtas Großer Straße mitten in der Innenstadt sind viele Gebäude nicht mit einer Hausnummer versehen und wenn man sich die Klingelschilder ansieht, man glaubt es nicht.

Im übrigen wohnen dort auch Menschen, die dort nicht gemeldet sind. Ich kenne mehr als 10 Wohnungen in Vechta, wo wochen- und monatsweise Leute wohnen, die dort nicht gemeldet sind. Das interessiert aber niemanden. Kleinkriminelle legen Diebesgut, vor allem aber Betäubungsmittel, übrigens nicht zu Hause ab – wenn schon, dann in den sogenannten WGs. Dort aber auch nicht in der dem Amt bekannten „Hauptwohnung“. Bei einer Durchsuchung findet man es nicht, man riecht aber, dass es im Haus sein müsste.

"Das Marihuana war nicht in der Wohnung – das suchte die Polizei gar nicht, sie suchte was anderes."Klaus Esslinger

In einem Fall gab es eine Durchsuchung in einer Wohnung an der Großen Straße: Der Mieter war nicht da, aber einer, der dort auch wohnen „durfte“. Das Marihuana war nicht in der Wohnung – das suchte die Polizei gar nicht, sie suchte was anderes. Sie ging aber dem Geruch nach und fand es, das gehörte nicht dem Wohnungsinhaber, sondern dem Gast. In einer Wohnung an den Moorgärten lagerte auch immer wieder der Stoff. Als die Polizei klingelte, wurde es auf dem Balkon versteckt. In allen Fällen wohnten die „Täter“ dort nur vorübergehend.

In einem Mietshaus mitten in der Stadt befinden sich viele Mieter in den Obergeschossen, die Briefkästen sind hinten auf dem Hof angebracht. Die Beschriftungen, wenn überhaupt vorhanden, erinnern an den Fall, wo das Land die Adressen brauchte, um zur Impfung „einzuladen“ und Leute anschrieb, die vor 30 Jahren gestorben waren.

Um auf den Fall zurückzukommen: Viele der Namen an den Briefkästen sind nicht nur nicht aktuell, sie stimmen nicht, vielleicht haben sie auch nie gestimmt, sie werden tageweise angebracht für den Fall, dass jemand unter falschem Namen und falscher Adresse was bei Amazon bestellt hat. Um auch was positives über Wohnungen zu schreiben, der Hinweis, dass es in Vechta beim katholischen Verein für Sozialdienste, früher Sozialdienst katholischer Männer (Caritas), gibt es eine ambulante Wohnungslosenhilfe mit Übergangswohnungen. Sie ist montags bis freitags jeweils von 9 bis 12 Uhr erreichbar. Immerhin es gibt Hilfe. Adressen und Telefonnummern gibt es bei der Caritas.


Zur Person:

  • Klaus Esslinger ist Gerichtsreporter und lebt in Vechta.
  • Er war viele Jahre Lokalchef der Oldenburgischen Volkszeitung.
  • Den Autor erreichen Sie per E-Mail an redaktion@om-medien.de.

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