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Junge Frauen auf der Jagd: So ergeht es zwei 20-Jährigen bei ihrem Hobby

Der Frauenanteil in den Jagdschulen steigt. Zwei junge Jägerinnen aus der Cloppenburger Umgebung berichten über ihre Passion, die von Männern dominiert wird.

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Tarnkleidung: So sind Luisa Debbeler und Katharina Ottenweß mit Jagdhund Bronko bei ihrem Hobby in der Natur unterwegs. Foto: Hahn

Tarnkleidung: So sind Luisa Debbeler und Katharina Ottenweß mit Jagdhund Bronko bei ihrem Hobby in der Natur unterwegs. Foto: Hahn

"Jagen ist nur etwas für alte Männer mit Hut", heißt es auf der Homepage des Hegerings Garrel. Im gleichen Satz wird betont, dass dieser Spruch nicht mehr zeitgemäß sei. Dass auch junge Frauen mit Hut jagen können, beweisen Katharina Ottenweß aus Sevelten und Luisa Debbeler aus Dwergte. Als junge Frauen sind sie bei ihrem Hobby immer noch in der Minderheit. In diesem Jahr sei der Frauenanteil in Jagdschulen aber laut einer Umfrage des Deutschen Jagdverbands (DJV) auf 28 Prozent gestiegen. Ebenfalls gestiegen sei die Anzahl der Jagdscheine, während das Durchschnittsalter sank.  

Kennengelernt haben die beiden Freundinnen sich vor vier Jahren bei der Jungjägerausbildung der Jägerschaft Cloppenburg. Heute sind beide 20 Jahre alt und haben neben dem grünen Abitur (die Jägerprüfung) auch das Abitur abgelegt. Katharina studiert Agrarwissenschaften in Göttingen, Luisa macht eine Ausbildung zur Bauzeichnerin in Werlte. Das Jagen wurde ihnen in die Wiege gelegt. "Es liegt in der Familie", erklärte Katharina und Luisa stimmt ihr zu. Vom Opa über die Tante bis hin zur Schwester, zur Jagd gehen sei schon immer ein Familien-Event gewesen. 

Dabei gebe es für sie verschiedene Möglichkeiten zu jagen; aktuell sei die Zeit der Treibjagden, erklärt Luisa. Weil ihre Elternhäuser in einem Jagdrevier liegen, hätten sie theoretisch jeden Tag die Möglichkeit, ihrem Hobby nachzugehen. Unverzichtbar dafür: ein Hund. "Ein Hund ist die beste Hilfe", weiß Katharina. Aber nicht jede Rasse eigne sich zum Jagen. Der Deutsche Drahthaar Bronko der Familie begleitet Katharina. Luisa hat vor zwei Jahren einen Bayerischen Gebirgsschweißhund ausgebildet. Laut Umfrage des DJV lag die Erlaubnis zur Jagdhundausbildung als Ansporn für den Jagdschein bei Frauen weiter vorne als bei Männern.

Junge Frauen mit Hüten: Katharina Ottenweß (links) mit Bronko und Luisa Debbeler (rechts) haben sich bei der Jungjägerausbildung kennengelernt. Foto: HahnJunge Frauen mit Hüten: Katharina Ottenweß (links) mit Bronko und Luisa Debbeler (rechts) haben sich bei der Jungjägerausbildung kennengelernt. Foto: Hahn

Aber Hund und Hut reichen noch nicht aus; nicht jeder ist zur Jagd befugt. Dafür benötigt es einen Jagdschein, für den wiederum die bestandene Jägerprüfung Pflicht ist. Ein halbes Jahr lang haben sich Katharina und Luisa zwei- bis dreimal in der Woche im Unterricht vorbereitet. Laut dem DJV verbringen die Anwärterinnen und Anwärter gut 180 Stunden damit. Dabei stehen zum Beispiel Pflanzenbestimmung oder Fleischhygiene auf dem Plan. Leicht sei das trotz Vorkenntnissen nicht gewesen, berichten die Frauen.

Wer die Schießprüfung inklusive schriftlichem Teil und Revierbegehung dann besteht, hat laut DJV 1500 bis 2000 Euro für alles ausgegeben. Der Jagdschein für ein Jahr kostet für Erwachsene 75 Euro. Die Waffen würden dann bei einem Preis ab 1000 Euro losgehen. Es sei also kein günstiges Hobby, bestätigen die Jägerinnen. Aber eins, für das sie brennen.

Vorurteil des schießwütigen Jägers trifft nicht zu

Die Ruhe in der Natur und die frische Luft schätzt Katharina besonders daran: "Ich habe sogar für mein Abi mit meinen Büchern auf dem Hochsitz gelernt, weil es da so ruhig war." Luisa mag außerdem die fortwährend neuen Erlebnisse, die sie beim Jagen sammelt: "Du gehst los und weißt vorher nicht, wie es wird." Oft komme man dann auch mit leeren Händen zurück; sogar öfter, als dass man was erlegt hätte, erzählen die Naturschützerinnen.

Denn beim Jagen gehe es nicht darum, immer etwas zu erlegen, das Vorurteil des schießwütigen Jägers können die Jägerinnen nicht ausstehen. Es gehe stattdessen um Beobachtung und den Umgang mit der Natur. "Ich habe einmal zwei Stunden lang nur eine Kitzgeburt beobachtet", berichtet Katharina. Aber es sei oft nicht so leicht, Menschen, die keine Ahnung vom Jagen haben, ihre Leidenschaft näherzubringen. "Das hätte ich dir gar nicht zugetraut", hat Katharina schon zu hören bekommen. 

Zielgenau: Jäger und Jägerinnen sind alles andere als schießwütig. Foto: HahnZielgenau: Jäger und Jägerinnen sind alles andere als schießwütig. Foto: Hahn

Trotzdem sei der Umgang mit den beiden jungen Frauen in den männlich dominierten Jägerkreisen respektvoll. Das liege eventuell auch daran, dass zu den Gemeinschaftsjagden innerhalb der Dorfgemeinschaft eingeladen wird. "Man kennt sich untereinander", erklärt Katharina. Den Gemeinschaftssinn schätzen die Jägerinnen. Bei ihrer Ausbildung habe der Frauenanteil bei circa einem Viertel gelegen. Aber sie wären die Jüngsten gewesen. Obwohl man mittlerweile merke, dass die Jägerschaft jünger werde, meint Luisa. 

Den Grund für den steigenden Frauenanteil sehen die Beiden in dem gesellschaftlichen Wandel rund um die Stellung der Frau. "Meine Oma hätte gerne einen Schein gemacht", erzählt Luisa. Vor 25 Jahren lag der Anteil der Jägerinnen laut dem Hegering Garrel bei nur einem Prozent. Bei Polizistinnen und Soldatinnen sehe man eine ähnliche Entwicklung. "Eine Frau mit Waffe war damals ein seltenes Bild", erklärt sich Katharina den Grund.

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