Jetzt ist Sense!
Kolumne: Bei der Pflege ihres Rasens haben Gartenbesitzer die Qual der Wahl.
Sonja Gruhn | 17.04.2023
Kolumne: Bei der Pflege ihres Rasens haben Gartenbesitzer die Qual der Wahl.
Sonja Gruhn | 17.04.2023
Was es nicht heutzutage alles gibt, um Gartenbesitzer bezüglich der Pflege des Rasens glücklich zu machen und dem vorwitzigen Wuchs der grünen Halme mindestens einmal wöchentlich die Stirn zu bieten. Früher war Muskelkraft gefragt. Die Sensen wollten gedengelt werden, um scharf genug für den Schnitt zu sein. Auch das Mähen mit der Sense an sich erforderte Kraft. Ein Textilingenieur aus England hatte 1827 laut Wikipedia den ersten Rasenmäher erfunden und 1830 zum Patent angemeldet. Vorbild für den Spindelmäher war die Schneidemaschine einer Weberei. Das erleichterte die Rasenpflege zwar, aber immer noch war Körpereinsatz gefragt, um den Mäher voranzubringen und die Spindeln anzutreiben. Es folgten Weiterentwicklungen, an denen verschiedene Personen und Firmen beteiligt waren, bis 1902 der erste motorbetriebene Rasenmäher erfunden wurde. So können wir heute dank der Entwicklungen zwischen unterschiedlichen Schneidwerken und Antriebsarten wählen. Denn den kraftstoffbetriebenen Mähern folgten Elektromäher, deren Kabel man so herrlich gleich mit dem Gerät selbst kappen kann. Selbst die Sense hat einen Motor bekommen. Die Vielfalt ist beachtlich. Unter anderem fand ich bei der Recherche einen Luftkissenmäher. Verrückt. Hat sich aber nicht durchgesetzt, weil der Luftstrom die Halme platt drückte. Aufsitz- und Robotermäher sowie mit Akku betriebene Elektromäher dürften Ihnen bekannt sein. Nun stieß ich in einem Prospekt auf den Nullwendekreismäher. Den Experten unter Ihnen wird er nicht fremd sein, wurde er doch bereits 1949 erfunden. Mir war er bislang noch nicht über den Weg gefahren – wie auch? Mit Nullwendekreis kann es eigentlich ja nur vorwärts gehen, oder etwa nicht? Natürlich nicht. Im ersten Augenblick hatte ich allerdings das Bild von einem Mäher vor Augen, der stetig auf der Stelle dreht, bis die Halme und deren Wurzeln mikroskopisch klein geschnitten sind, bevor er sich weiter ins Erdreich dreht, bis schließlich das Fahrzeug mit Halm-Guillotine samt Fahrer nicht mehr zu sehen ist. Vom Aussehen her erinnert mich der Mäher an einen zu breit konstruierten, elektronisch betriebenen Rollator. Wobei dieser wiederum in einer Luxusvariante gerade mal halb so teuer ist. Muss am Mähwerk liegen. Allerdings wirkt der Nullwendekreismäher ob seiner Größe etwas furcht einflößend, sodass ich ihm in freier Wildbahn lieber nicht entgegentreten möchte. Und auch, wenn es in meinem Garten viel Gras zu mähen gibt, wird er bei mir kein Heim finden. Vor einigen Jahren habe ich meinen Benzinrasenmäher eingemottet, nachdem das Moos sich weite Teile der Fläche erobert hatte und die Räder grundsätzlich in dem weichen Bett versanken. Die Maulwurfshügel machten es auch nicht besser. Denn einmal aufgesetzt, wirbelte mir der Mäher nicht nur den ein oder anderen Stein vor die unteren Extremitäten, sondern ließ mich zudem noch in einer Wolke feinsten Erdstaubs verschwinden. Rechtzeitig vor den im Gras kriechenden Laubfröschen und anderen Amphibien abzudrehen, erforderte viel Aufmerksamkeit und Geschick. Also, zurück zu den Wurzeln, die gute alte Sense rausgeholt und auf meine mittlerweile doch eher mäßige Muskelkraft gesetzt. Zugegeben: Früher brauchte ich gut 2 Stunden für die gesamte Fläche – und nicht 2 Wochen. Etwas rustikal wirkt der Schnitt seitdem. Aber dafür freuen sich die Rinder über das frisch Geschnittene und ich bleibe den ganzen Sommer über in Bewegung. Denn wenn ich fertig bin, kann ich wieder von vorne anfangen.„Mit Nullwendekreis kann es eigentlich ja nur vorwärts gehen, oder etwa nicht?“Sonja Gruhn, Redakteurin
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