"In diesem Jahr schenken wir uns nichts": Wer sich zu Weihnachten auf diesen Satz verlässt, der ist häufig verlassen. Da kann es schonmal passieren, dass man an Heiligabend dem oder der Liebsten sagen muss, dass man wirklich nichts besorgt hat. Während man gleichzeitig das teure Parfum überreicht bekommt, das der Gegenüber liebevoll verpackt hat. Das bedeutet also "nichts schenken", muss ich mir merken.
Während sich andere Menschen offensichtlich schon am 25. Dezember die ersten Gedanken über Präsente zu Weihnachten des Folgejahres machen, bin ich ein schlechter Schenker. Anfang oder Mitte Dezember bemerke ich meist, dass ich mich noch gar nicht mit dem Thema auseinandergesetzt habe. "Und hast du schon alle Geschenke zusammen?": Erst auf diese Frage hin macht sich innerliche Panik breit. Nach außen gebe ich mich natürlich ganz gelassen, während es im Kopf anfängt, zu rattern.
"Vielleicht sollte ich aber einfach wieder auf selbst gebastelte Gutscheine zurückgreifen."Oliver Hermes
"In diesem Jahr schenken wir uns nichts": Das sollte ich allen anderen vorschlagen. Aber ich weiß ja, wo das endet. Also soll es auch schon vorgekommen sein, dass ich an Heiligabend durch die Geschäfte gehetzt bin, um die letzten Besorgungen zu erledigen. Vielleicht sollte ich aber einfach wieder auf selbst gebastelte Gutscheine zurückgreifen, die kann man auch kurz vor der Bescherung noch anfertigen. Selbst im Alter von 36 Jahren dürfte man allerdings bei der gestalterischen Qualität leider keinen großen Unterschied zu früher erkennen. "Das sieht für einen Sechsjährigen aber schon sehr gut aus", dieser Satz passt auch heute noch zu meinen Kunstwerken. Und ich kann nicht mal etwas dagegen sagen.
Naja egal, der Inhalt zählt. Also dürften sich meine Familie und Freunde in diesem Jahr vielleicht über etwas ganz Besonderes freuen: "Gutschein für einmal lieb sein", "Gutschein für einmal Staubsaugen" oder "Gutschein für einmal Zimmer aufräumen". Ich überlege noch. Im Laufe der Jahre habe ich aber an Erfahrung gewonnen, ich würde nun ein Ablaufdatum dazu schreiben. Denn mit Sicherheit könnte ich auch heute mit zahlreichen noch gültigen Schriftstücken aus dem Jahre 1991 dazu gezwungen werden, das Wohnzimmer meiner Eltern staubzusaugen. Oder noch viel schlimmer: lieb zu sein.
Dabei kann ich mich glücklich schätzen, in meinem Umfeld gibt es offensichtlich besser organisierte Menschen als mich. Mein Bruder und ich können uns regelmäßig darauf verlassen, dass unsere Schwester schon alles an Geschenken vorbereitet und besorgt hat. Nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zu Geburtstagen. Wir müssen nur noch überweisen. Gegenüber den Beschenkten bleibt das aber unser Geheimnis und darauf setze ich auch in diesem Jahr. Falls man sich nicht mehr sieht, wünsche ich Ihnen schon jetzt frohe Weihnachten und schöne Geschenke.
Zur Person:
- Oliver Hermes ist Reporter der OM-Medien.
- Den Autoren erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.