"Ich bin dann mal weg": Liturgiekreis ruft zu persönlichen Auszeiten auf
Über den beiden Kirchenportalen hängt das Motto der Fastenzeit. Bis Ostern soll das Thema "Ich bin dann mal weg" die Kirchengemeinde begleiten. Am 12. März gibt es einen besonderen Gottesdienst.
Stellten einen besonderen Gottesdienst für den 12. März vor: Pfarrer Uwe Börner (von links), Maria Schrand, Doris Henke, Birgit Werrelmann, Angelika Siemer, Elsbeth Koopmann und Pater Rijo. Es fehlen: Julia Domnick, Maike Rippe, Angelika Siemer und Elisabeth Carstens. Foto: Hoff
Ab Aschermittwoch ist erst einmal Schluss. Schluss mit Partys, mit Alkohol, mit Süßigkeiten, mit Fleisch, mit Zigaretten oder auch Schluss mit sozialen Medien. Für viele beginnt nach Karneval eine Periode des bewussten Verzichts. Der Liturgiekreis der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in Molbergen geht dieses Jahr wortwörtlich einen anderen Weg. Er ruft die Menschen dazu auf, sich Auszeiten zu nehmen.
Bereits zum 7. Mal begleiten die neun Mitglieder des Liturgiekreises die Fastenzeit mit einem Motto, das sich wie ein roter Faden durch die Woche bis Ostern ziehen soll. Dieses Jahr heißt es "Ich bin dann mal weg". Wer aktuell die Molberger Kirche aufsucht, wird passend dazu auf dem Altar einen Stuhl, einen Wanderstock, Wanderschuhe und einen Backpacker-Rucksack vorfinden. "Natürlich denkt man bei dem Thema gleich an Hape Kerkeling und sein im Jahr 2006 erschienenes Buch", findet Birgit Werrelmann. Sie gingen das Thema aber etwas minimalistischer an.
Motto bezieht sich nicht zwingend auf Ruhe und Meditation
"Wir finden überall in der Bibel passende Stellen zu unserem Motto, etwa im Buch Genesis, wenn es heißt, dass Gott am siebten Tag ruhte, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte", führt Werrelmann aus. Es brauche nicht zwingend die Konstitution Kirche, um sich in der Fastenzeit oder auch während der restlichen Zeit des Jahres auf seinen Glauben zu konzentrieren. In erster Linie gehe es darum, Energie zu schöpfen.
Andersrum könne die Kirche aber auch als Kraftquelle gesehen werden. Eine junge Mutter hätte ihr einmal erzählt, dass der wöchentliche Besuch des Gottesdienstes ihr persönlicher Erholungs- und Rückzugsort sei, um wieder alle Akkus aufzuladen, die sie für ihren Familienalltag brauche, berichtet Doris Henke.
"Es geht auch um den Gedanken des Perspektivwechsels", ergänzt Pastor Uwe Börner. Jeder Mensch finde seine persönliche Auszeit woanders. "Der eine freut sich über 7 Tage Ballermann, der andere sieht sich mit einem guten Buch auf einer Wellnessliege. Nur um zwei mögliche Gegensätze zu verdeutlichen. Das Motto hat nicht zwangsweise etwas mit Ruhe und Meditation zu tun, jeder muss es ganz individuell für sich interpretieren und in sich hineinhorchen", erklärt der Geistliche.
Am 12. März findet um 15 Uhr ein "besonderer" Gottesdienst statt
Eine Auszeit sei auch nicht zeitlich begrenzt, "manchmal reichen schon 5 Minuten, in denen die Gedanken frei kreisen können", betont Werrelmann. Bei einer persönlichen Ruhepause spiele auch der Achtsamkeitsgedanke eine Rolle, liebevoll und nicht zu streng zu sich selbst zu sein.
Die Fastenaktion "Ich bin dann mal weg" startet am Aschermittwoch, der Liturgiekreis wird dazu einen besonderen Gottesdienst am 12. März (Sonntag) gestalten. Beginn ist um 15 Uhr. Weitere Informationen, die aktuell noch unter Verschluss sind, werden noch bekannt gegeben. Für die Gestaltung des Motto-Banners, das über beiden Kirchenportalen in Molbergen und Peheim hängt, ist – wie in den Jahren zuvor – Martina Hochartz verantwortlich.
Männer gehen auf geistliche Wanderung
"Auch wenn es dieses Jahr nur einen vom Liturgiekreis gestalteten Gottesdienst geben wird, zieht sich das Motto durch die gesamte Fasten- und Osterzeit. Allerdings nicht nur in den heiligen Messen", macht Pastor Börner deutlich und bezieht sich damit auch auf verschiedene Veranstaltungen. So treffen sich die Schützen am 5. März (Sonntag) um 8.30 Uhr zum Einkehrtag. Börner wird dann über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg in Spanien sprechen.
Fortgeführt wird das Motto beispielsweise auch beim Männerpastoral. "Am 1. April (Samstag) lade ich alle Männer aus der Pfarrgemeinde zu einer geistlichen Wanderung ein. Los geht's um 8 Uhr, Treffpunkt ist die Molberger Pfarrkirche, den Abschluss bildet die Abendmesse um 17 Uhr. Proviant muss selber mitgenommen werden", informiert der Seelsorger. Schlechtes Wetter gebe es nicht, nur falsche Kleidung.
Bereits im Januar 2020 habe er versucht, eine kirchliche Männergruppe ins Leben zu rufen, "es gab ein erstes Treffen mit einer großartigen Resonanz, aber leider ist die Idee aufgrund von Corona im Sande verlaufen", klärt Börner auf. Bereits während seiner Zeit in Borken sei er Mitglied des dortigen "Männer-Einsatz-Kommandos (MEK)" gewesen. Eine Gruppe, in der Männer jeden Alters mitmachen konnten. "Dieses Angebot möchte ich hier in Molbergen auch etablieren", sagt Börner. Die Ausgestaltung sei noch völlig offen.
Grundsätzlich gelte, niemand müsse sich für Veranstaltungen anmelden. "Wer da ist, ist da. So können auch Kurzentschlossene mitmachen." Ein erstes Treffen wird es am 12. März (Sonntag) beim Pastor zu Hause geben. "Alle Männer, die sich angesprochen fühlen, sind eingeladen, Es muss sich auch keiner Sorgen um Hunger und Durst machen, für das leibliche Wohl wird gesorgt", sagt Börner.
Auszeit: Pastor Uwe Börner lädt alle Männer ein, ihn auf einer geistlichen Wanderung zu begleiten. Foto: Hoff
Info:
Der Liturgiekreis besteht aus 9 Mitgliedern: Birgit Werrelmann, Elsbeth Koopmann, Annegret Diekmann, Maria Schrand, Angelika Siemer, Elisabeth Carstens, Julia Domnick, Maike Rippe und Doris Henke.
Seit 2017 denkt sich der Liturgiekreis jährlich ein neues Motto für die Fasten- und Osterzeit aus. Damals startete er mit „Das Kreuz mitten im Leben“, 2018 hieß es „Der Stein, der alles ins Rollen bringt“, 2019 „Mit meinem Glauben überspringe ich Grenzen“, 2020 sowie 2021 "...dafür nehme ich mir Zeit...jetzt" und 2022 "Gott – (D)ein Gesicht geben".