Heimatverein Goldenstedt macht sich für Besuch bereit
Seit etwa einem Jahr richten sich die Mitglieder in ihren neuen Räumlichkeiten im Harmann-Wessel-Haus ein. Im Herbst sollen Interessierte das vorläufige Ergebnis zu sehen bekommen.
Packen kräftig mit an: Gorgonius Spils (von links), Helmut Feder und Linus Eichmann, Mitglieder des Heimatvereins Goldenstedt, hängen eine alte Flagge auf. Das Trio hat sich in den vergangenen Monaten um die Gestaltung der Räume im Harmann-Wessel-Haus gekümmert. Foto: C. Meyer
Mithilfe von Bohrmaschine, Wasserwaage und einer Leiter wird mit vereinten Kräften die Flagge des Kriegervereins von 1909 an die Wand montiert. Helmut Feder, Linus Eichmann und Gorgonius Spils vom Heimatverein Goldenstedt sind dabei ein eingespieltes Team. Reibereien gibt es keine, da wird lediglich zwischendurch gescherzt. Ein Erfolgsrezept. Das Trio packt seit mehreren Monaten fleißig im Harmann-Wessel-Haus mit an. Der Heimatverein Goldenstedt richtet sich dort seit etwa einem Jahr neu ein. Zum 1. Oktober, so ist zumindest der ehrgeizige Plan, soll die Ausstellung so weit sein, dass sich die ersten Besucherinnen und Besucher umsehen können, sagt Martin Sander, Vorsitzender des Heimatvereins.
"Es geht Schritt für Schritt voran", sagt Judith Morthorst-Richter. Denn komplett fertig werde man auch zum 1. Oktober nicht sein, sind sich die Heimatvereinsmitglieder sicher. Die Corona-Pandemie und 2 Wasserschäden Anfang des Jahres haben die Arbeit im Harmann-Wessel-Haus erheblich erschwert. Mit mehreren Leuten gleichzeitig zu arbeiten, sei nicht möglich gewesen. Dabei habe sich das Trio aus Feder, Eichmann und Spils bewährt. Die 3 hätten in den vergangenen Monaten sehr viel geleistet, sagt Sander anerkennend. Denn die Gestaltung der Ausstellung übernimmt der Heimatverein selbst. Da war Heimwerker-Geschick gefragt.
Für die Ausstellung im Harmann-Wessel-Haus hat sich der Goldenstedter Heimatverein Unterstützung ins Haus geholt. Die Museumsberaterin Dr. Beate Bollmann hat ein Konzept entwickelt, mit dem die Mitglieder "gut mitgehen" können, wie Martin Sander sagt. Er sei froh, eine Expertin an der Seite zu haben, denn die Schätze des Heimatvereins seien zuvor lediglich eine "lose Sammlung" gewesen, sagt Sander. Dabei handele es sich um Fundstücke der Mitglieder oder um Dinge, die andere beim Verein abgegeben hätten. Bollmann hilft dabei, diese ansprechend in Szene zu setzen.
Bestand ist Räumlichkeiten zugeordnet
Die verschiedenen Ausstellungsräume werden deshalb aktuell thematisch unter bestimmten Schlagworten eingerichtet. Mit Farben wird die Unterscheidung der Themen visuell verdeutlicht. Da der Heimatverein "von allem ein bisschen" habe, werden die Ausstellungsstücke nicht den klassischen Unterteilungen eines Heimatvereins – nach Räumlichkeiten wie "Küche" oder Themen wie "Landwirtschaft" – zugeordnet, wie Bollmann erklärt. Im Harmann-Wessel-Haus geht es künftig um die Emotionen, die die Menschen mit den Schätzen aus der Vergangenheit verbinden.
Mittlerweile ist der Bestand den Schwerpunkten zugeordnet. Die Heimatvereinsmitglieder sind gerade dabei, die Infotafeln aufzuhängen. Diese sollen künftig zweisprachig sein – Hochdeutsch und Plattdeutsch. Im Eingangsbereich, wo die riesige Kirchenuhr hängt, gehe es um die "klassischen Themen eines Heimatmuseums", sagt die Museumsberaterin. Als Schlagworte nennt sie "Zeit", "Alter", "Generation". Im Ausstellungsbereich startet es mit der Farbe Grün. Die Heimatvereinsmitglieder haben in den vergangenen Monaten Trennwände gestrichen und entsprechend in den Räumen aufgestellt. Das Grün symbolisiere den Oberbegriff "Landschaft", die prägend für eine Region sei, sagt Dr. Beate Bollmann. Dazu finden sich Ausstellungsstücke und Fotos zum Moor, Wald und das Huntetal, die die Goldenstedter Landschaft prägen, wie auch Dinge, die die Menschen mit "Heimat" verbinden.
Es werden noch Dokumente gesucht
Direkt gegenüber gelangt die interessierte Besucherin in den blauen Bereich, der sich vor allem mit dem "Leben außerhalb des Hauses" beschäftige, sagt Bollmann. "Was prägt das Leben in einer Gemeinschaft?" Es finden sich Ausstellungsstücke zum Thema "Sicherheit", "Struktur", aber auch "Versorgung". Eine zentrale Rolle spielt dabei die Arbeit, weshalb einige Werkzeuge aus dem Handwerk ausgestellt sind. Um das Gefühl von Sicherheit geht es und ist in diesem Ausstellungsbereich leicht zu erkennen.
Im darauffolgenden roten Bereich geht es vorrangig um das Leben innerhalb des Hauses, führt die Expertin weiter aus. "Hygiene", "Wärme" und "Behaglichkeit" sind Schlagworte, die die zugehörigen Texttafeln zieren. Vieles dreht sich dabei um Lebensmittel. Das fasziniere die Leute, sagt Bollmann. Deshalb besitze der Heimatverein auch so viel aus alten Küchen. Die Führung endet in dem in Pink gehaltenen Raum, der sich zum einen mit der Religiosität und dem Gedenken in der Region beschäftigt, aber auch mit den dunklen Kapiteln der Geschichte – mit Not und Verzweiflung während der Kriegsjahre. Die Ausstellung ende bewusst so düster, sagt Bollmann. Damit soll mit der heimeligen Nostalgie gebrochen werden. "Es war nicht immer so schön, wie es gerne den Anschein erweckt", sagt sie.
Maßarbeit: Die Museumsberaterin Dr. Beate Bollmann hat das Konzept für die Ausstellung erstellt. Sie unterstützt den Heimatverein Goldenstedt unter dem Vorsitz von Martin Sander. Foto: C. Meyer
Das Grundgerüst der Ausstellung steht somit bereits. Es soll noch ein Bereich freigelassen werden, in dem Sonderausstellungen möglich sein sollen, führt Dr. Beate Bollmann weiter aus. Zudem werde es eine Leseecke geben. Geplant seien auch eine digitalisierte Führung durch die Ausstellung mithilfe von Tablets, sagt Martin Sander. Damit sollen die Besucherinnen und Besucher Zugang zu zusätzlichen Infos erhalten.
Diese zusätzlichen Infos werden weiterhin benötigt, betont der Vereinsvorsitzende. Es werden noch Fotos und Dokumente gesucht. Damit möchte der Heimatverein das Archiv weiter auffüllen. Es mangele noch an Hintergrundinformationen zu der Ausstellung, sagt Sander. Das sei ein Problem, das der Heimatverein Goldenstedt mit vielen anderen Heimatvereinen teile, sagt Museumsberaterin Bollmann. In den vergangenen Jahren sei es vielerorts versäumt worden, die Daten zu den Fundstücken zu sammeln. Dieses Bewusstsein für die Dokumentation sei erst in jüngster Vergangenheit entwickelt worden, sagt Bollmann. "Es ist schade, dass man bei einigen Objekten die Geschichte nicht kennt."