Über die fortschreitende Digitalisierung, fehlende Planstellen und das Innovationsvorhaben Berufsfachschule dual (BFS dual) unterhielt sich jüngst die Schulleitung der Handelslehranstalten (HLA) Lohne mit den beiden CDU-Landtagsabgeordneten Christian Fühner aus Lingen und André Hüttemeyer aus Erlte. Anlass war die "Woche der beruflichen Bildung" des Landes Niedersachsen, die den Stellenwert der dualen Ausbildung hervorheben soll.
Eingangs klärte Oberstudiendirektor Ernst Escher über Hintergründe und den Aufbau der HLA auf. Er wies auf die hohe Anrechnungsquote der kaufmännischen Berufsschule hin, die landesweit spitze sei, und betonte die Bedeutung der Verwaltungsleitung. "Sie nimmt uns viel Arbeit ab." Der Schulleiter informierte, dass es den HLA – anders als vielen anderen Schulen im ländlichen Raum – nicht an Bewerbern mangele. Was fehlte, seien Planstellen.
Studienrat Thomas Evers, als Koordinator der Schulverwaltung unter anderem für die IT zuständig, gab einen Einblick in die Digitalisierung der HLA. Evers lobte Microsoft Office 365, den zentralen Onlinedienst der Berufsschule, für seine intuitive Bedienbarkeit, hob die Praxisnähe hervor, da es sich um die meistgenutzte Bürosoftware in Unternehmen handle, und widersprach etwaigen Bedenken bezüglich des Datenschutzes. Escher ergänzte, dass die Leiterin der Abteilung für Berufliche Bildung im niedersächsischen Kultusministerium, Melanie Walter, die klare Empfehlung gegeben habe: "Nutzt es!"
Fühner fordert eine Whitelist für digitale Tools
Fühner und Hüttemeyer zeigten sich beeindruckt von den HLA als digitale Berufsschule. Der CDU-Bildungsexperte Fühner, selbst Berufsschullehrer, forderte von der rot-grünen Landesregierung und der Landesbeauftragten für Datenschutz, Barbara Thiel, ein klares Statement, ob Microsoft datenschutzkonform nutzbar sei. "Wir brauchen eine Whitelist, welche digitalen Tools empfohlen werden."
Hüttemeyer positionierte sich für den Einsatz von Office 365. "Wir müssen die Chancen und Risiken abwägen. Die Unternehmen nutzen auch Microsoft-Produkte. Dies würden sie nicht tun, wenn sie starke Datenschutzbedenken hätten."
4 Abiturvorschläge hält Stach für übertrieben
Schulleiter Escher gab ein klares Bekenntnis ab. "Auch wir haben lange mit Einzellösungen gearbeitet. Aber ein Schlüssel zum Erfolg der HLA bei der Digitalisierung ist der Einsatz von Profilösungen." Anders lautete das Urteil bei der Bildungscloud. Auf Nachfrage von Fühner antwortete Evers: "Die brauchen wir nicht." Sie werde höchstens für die schulübergreifende Kommunikation verwendet.
Frank Stach, Abteilungsleiter des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft, gab unter anderem einen Überblick über die Kooperationen mit Hochschulen und Universitäten. Er regte an, die Zahl der Abiturvorschläge, die ab 2024 bei 4 liegen soll, zu reduzieren oder mindestens einen Vorschlag von den Lehrern im Vorfeld abwählbar zu machen. Zuvor hatte Stach für seine verhinderte Kollegin Sandra Sieve einige Zahlen zur Abteilung Berufsschule vorgestellt.
„Wir finden die Idee der Berufsfachschule dual gut und werben für eine Teilnahme.“Ernst Escher, Schulleiter der Handelslehranstalten Lohne
Andreas Nuxoll, Abteilungsleiter für die Berufsfachschulen und Fachoberschulen, stellte schließlich die Berufsfachschule dual (BFS dual) vor. Die HLA beteiligen sich ab dem Schuljahr 2023/24 als eine von landesweit acht Berufsschulen an dem Innovationsvorhaben des Landes. Die neue Schulform löst die Höhere Handelsschule und die Klasse 11 der Fachoberschule (FOS) ab.
Nuxoll sagte: Ziel der BFS dual sei es, mehr Absolventen für eine duale Ausbildung zu gewinnen – was die beiden CDU-Abgeordneten begrüßten. Außerdem werde laut dem Studiendirektor die Klasse 11 der FOS ersetzt, die bisher ein "krankes Kind" sei, weil sie für viele Schüler in einer Sackgasse ende. Auf Nachfrage Fühners ging er auf Details des Innovationsvorhabens und Kritikpunkte ein. Escher formulierte schließlich die Botschaft der HLA: "Wir finden die Idee der Berufsfachschule dual gut und werben für eine Teilnahme."