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Gelungene Premiere: Die Nacht der Ideen in Lohne ist ein Besuchermagnet

Fünf Speaker präsentierten in freier Rede ihnen wichtige Anliegen. Die thematische Bandbreite war groß und reichte von Schweinehaltung über Depressionen bis hin zur Zukunft des Lokaljournalismus.

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Prägten die Nacht der Ideen: Jochen Steinkamp (von links), Ulrich Suffner, Philipp Hannöver, Ulrich Zerhusen, Lisa Hoyng und Gesa Langenberg. Foto: Heinzel

Prägten die Nacht der Ideen: Jochen Steinkamp (von links), Ulrich Suffner, Philipp Hannöver, Ulrich Zerhusen, Lisa Hoyng und Gesa Langenberg. Foto: Heinzel

Psychische Erkrankungen, Wertschätzung in der Pflege, Tierwohl in der Landwirtschaft und die Verantwortung der Konsumenten, gute Kommunikation und die Zukunft des Lokaljournalismus waren die Themen der Nacht der Ideen auf dem Lohner Innovationscampus. In maximal 15 Minuten sollten die einzelnen Redner eine von ihnen gewählte Aussage oder Fragestellung erläutern. Das Veranstaltungsformat stieß auf reges Interesse. Bis zu 200 Besucher verfolgten die Vorträge vor Ort, und über den via OM-Online ausgespielten Livestream schauten durchschnittlich weitere 70 Personen zu.

Organisatoren des Events waren Philipp Hannöver, Geschäftsführer der Digitalagentur „Am Achten Tag“, und Jochen Steinkamp, Referatsleiter beim Landkreis Vechta sowie nebenberuflicher Rhetoriktrainer. Ziel der Veranstaltung sei es, Menschen zu inspirieren und anzuregen. Interessante Ideen, die es wert sind gehört zu werden, zu präsentieren. Die thematische Bandbreite an diesem Abend verdeutlichte das Konzept. Zum Start waren sechs Redner eingeladen. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Silvia Breher musste ihren geplanten Auftritt krankheitsbedingt absagen.

„Ich möchte kein Mitleid, was ich sagen möchte ist, dass eine psychische Erkrankung nicht sichtbar ist und einen nicht als Person definiert.“Lisa Hoyng

„I'm fine. Lernen, mit einer psychischen Erkrankung zu leben“ war das Thema von Lisa Hoyng. Die gebürtige Goldenstedterin gewährte einen Einblick in ihre Krankheitsgeschichte. „Ich möchte kein Mitleid, was ich sagen möchte ist, dass eine psychische Erkrankung nicht sichtbar ist und einen nicht als Person definiert.“ Sie untermauerte ihr Plädoyer für eine Entstigmatisierung und einen anderen gesellschaftlichen Umgang zudem mit Zahlen: Pro Jahr gebe es in Deutschland 100.000 Suizidversuche und 10.000 Selbstmorde. Zum Vergleich: Im Straßenverkehr sterben jährlich 2500 Menschen. „Wir als Gesellschaft sind in der Verantwortung!“

„Was ist mehr wert, ein Tod in Würde oder die Abwrackprämie.“Ulrich Zerhusen

Diese Aussage gilt ebenfalls für das Thema „Wertschöpfung gleich Wertschätzung? Was, wenn die Pflege ein Auto wäre?“ des Lohner Pflegeunternehmers Ulrich Zerhusen. „Die Pflege bekommt den Applaus von den Balkonen und verwaltet den Mangel“, sagte er mit Blick auf die Automobilindustrie, die aufgrund ihrer Wertschöpfung Anerkennung bekomme und ein hohes Ansehen genieße. Dieser Gegensatz bildete für ihn die Grundlage, Dinge neu zu denken, beispielsweise über einen „Social Return on Investment“. Hier werde Pflege als Investition in die Lebensqualität und die Gesellschaft gesehen. Anhand von Beispielen aus seinem Berufsalltag legte er eine emotionale Basis für seine Argumentation. „Was ist mehr wert, ein Tod in Würde oder die Abwrackprämie?“

Mit moralischen Fragen ging es weiter. Landwirtin und Unternehmerin Gesa Langenberg stellte fest: „Fleisch essen, heißt Tiere töten.“ Die 34-Jährige gab einen Einblick in die Herausforderungen der Schweinezucht und der Verantwortung, den eigenen Tieren gegenüber. Es gebe Möglichkeiten, das Tierwohl zu verbessern und etwa dem Klimaschutz zu dienen, aber diese „Lösungen sind mit Mehrkosten verbunden“. Von der Politik fordert sie eine verpflichtende Haltungs- und Herkunftsbezeichnung, damit der Verbraucher weiß, wofür er sich entscheidet. „Nur gemeinsam können wir das Tierwohl in Deutschland verbessern“, sagte Gesa Langenberg.

Lisa Hoyng fordert eine Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen und einen anderen gesellschaftlichen Umgang mit den Erkrankten. Foto: Heinzel
Ulrich Zerhusen meint: Den Entwicklungsgrad einer Gesellschaft kann man in einem Pflegeheim erkennen, nicht an einem Auto. Foto: Heinzel
Gesa Langenberg sagt: Nur gemeinsam können wir das Tierwohl in Deutschland verbessern. Foto: Heinzel
Die Zukunft des Lokaljournalismus ist digital, sagt Ulrich Suffner. Die junge Generation beziehe ihre Informationen mobil und überall durch Endgeräte wie das Mobiltelefon. Foto: Heinzel
Für Jochen Steinkamp ist gute Kommunikation respektvoll, wertschätzend und aufmerksam. Foto: Heinzel

OM-Medien-Chefredakteur Ulrich Suffner sprach nach einer kurzen Pause über "OV + MT = OM-Medien: Die Zukunft des Lokaljournalismus ist digital“. Kunden und Nachfrage für eine klassische gedruckte Zeitung würden immer geringer und kleiner. Eine Zeitung, mit dem Anspruch, eine Volkszeitung und ein Markt der Meinungen zu sein, deren Zukunft könne nur im digitalen Bereich liegen. Bei OM-Medien seien erste Schritte in diese Richtung gegangen worden. „Wir sind dabei, zu lernen“, sagte Ulrich Suffner. Ihm gehe es darum, „News Deserts“, in denen kein Meinungsaustausch mehr stattfindet, zu vermeiden.

„Hier fliegen Ideen und Botschaften durch den Raum“, meinte Jochen Steinkamp, der zusammen mit Philipp Hannöver den Abend moderierte, zwischenzeitlich und ergänzte später: „Ich sehe hier sehr viele Menschen, die nachdenken. Das ist genau das Ziel des Abends.“ Er selbst sprach als Redner über das Thema „Was wir beim Brötchenkaufen über gute zwischenmenschliche Kommunikation lernen können“. Kommunikation solle respektvoll, wertschätzend und aufmerksam sein, denn: „Alles, was wir sagen, ist wie einen Stein in einen Teich zu werfen. Es zieht weite Kreise und erreicht Menschen, mit denen wir gar nichts zu tun haben.“

Fünf Ein- und Ansichten, die die Besucher inspirieren und anregen sollten, waren definitiv eine gute Diskussionsgrundlage. Und zahlreiche Gäste nutzten die Möglichkeit, anschließend ins Gespräch zu kommen. Die Organisatoren zeigten sich zufrieden und wollen das Format innerhalb eines halben Jahres wiederholen.

Foto: Am Achten Tag
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