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Friesoythe nie vergessen: Früherer Jugendkicker Ronnie Tulley kehrt nach 45 Jahren zurück

Der Schotte nahm wie viele seiner Fußballkollegen an einem Austausch mit dem SV Hansa teil. Seine deutschen Freunde überraschten den 61-Jährigen nun mit einem Besuch in der Stadt und beim Sportverein.

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Trafen sich nach 45 Jahren im Hansa-Stadion: Alfred Hüffer, Ronnie Tulley, Klaus Lübbers, Phil Collins, Hansa-Vorsitzender Dr. Herbert Kellermann und Ludger Hölscher (von links). Foto: Wimberg

Trafen sich nach 45 Jahren im Hansa-Stadion: Alfred Hüffer, Ronnie Tulley, Klaus Lübbers, Phil Collins, Hansa-Vorsitzender Dr. Herbert Kellermann und Ludger Hölscher (von links). Foto: Wimberg

Nach einem Besuch in Neustadt an der Weinstraße ging es auf die Autobahn. Das nächste Ziel blieb vorerst noch geheim, wie so vieles auf dieser Deutschland-Tour, die für Ronnie Tulley zu einer besonderen Reise in die Vergangenheit werden sollte. Der Wagen verließ Rheinland-Pfalz und erreichte Nordrhein-Westfalen. In Köln wohnen Reiner und Ulla Siebert, mit denen er und seine Frau Mary gerade unterwegs waren. Zu ihnen fahren wir also, dachte ihr im schottischen Northampton lebender Freund auf der Rückbank.

Doch das Ehepaar auf den Vordersitzen lächelte nur vielsagend, ließ auch die Metropole am Rhein links liegen und steuerte weiter in Richtung Weser. Dass es am Ende die Soeste wird, begriff Ronnie Tulley schließlich an der Abfahrt „Friesoythe“ und zeigte sich bis auf ein „unbelievably“ zunächst sprachlos.

Auf einen Blick: die gesamte Gruppe mit Ulla und Reiner Siebert, Alfred Hüffer, Klaus Lübbers, Phil Collins, Tulleys Schulfreund Paul, Hansa Vorsitzendem Dr. Herbert Kellermann, Mary Tulley (stehend von links), Schulfreund Eddie, Ronnie Tulley, Ludger Hölscher und Hansa-Vorstandsmitglied Videnne Heim-Derieux (kniend von links). Foto: WimbergAuf einen Blick: die gesamte Gruppe mit Ulla und Reiner Siebert, Alfred Hüffer, Klaus Lübbers, Phil Collins, Tulleys Schulfreund Paul, Hansa Vorsitzendem Dr. Herbert Kellermann, Mary Tulley (stehend von links), Schulfreund Eddie, Ronnie Tulley, Ludger Hölscher und Hansa-Vorstandsmitglied Videnne Heim-Derieux (kniend von links). Foto: Wimberg

Friesoythe bleibt für den 61-Jährigen bereits seit 45 Jahren unvergessen. 1977 war er mit den „Claremont Boy’s Club's“ in der Stadt. Ein Austausch mit dem SV Hansa, bei dem junge Kicker für rund 10 Tage die jeweils andere Nation kennenlernten, Turniere spielten und jede Menge Spaß hatten.

Bei Familie Bührmann: Der heutige Wirt Werner (kniend, rechts) mit seinen Geschwistern sowie den schottischen Austauschkickern (hinten, rechts). Foto: BührmannBei Familie Bührmann: Der heutige Wirt Werner (kniend, rechts) mit seinen Geschwistern sowie den schottischen Austauschkickern (hinten, rechts). Foto: Bührmann

„In den letzten 30 Jahren haben wir die Geschichten mindestens 150 Mal gehört, auf seinem 60. tauchte Friesoythe auch in einem von seiner Tochter gestalteten Geburtstagsvideo auf, und spätestens da stand für uns fest, dass wir mit ihm nun endlich dahin fahren müssen“, berichteten Ulla und Reiner Siebert, die noch weitere Überraschungen organisiert hatten, aber auch vom Zufall profitierten.

Als sie mit Wirt Werner Bührmann in seiner „Stadtmitte“ ins Gespräch kamen, erinnerte der sich sofort an zwei junge schottische Sportler in den eigenen vier Wänden, die seine Eltern damals als Gastfamilie aufnahmen. Beweisfotos folgten und dass sich Austauschkicker Frank Mallon großzügig mit Edding auf der Tapete im Bührmannschen Keller verewigte, war erlaubt.

Auf dem grünen Hansa-Rasen zu stehen und mit Klaus Lübbers, Ludger Hölscher und Alfred Hüffer auf Friesoyther Fußballer von damals zu treffen, machte dann Vorsitzender Dr. Herbert Kellermann möglich. „Wir haben gespielt, getrunken und ordentlich gefeiert, aber das Wichtigste war die Freundschaft“, fasste es Tulley im Beisein seines früheren Teamkollegen Phil Collins zusammen. Collins und zwei weitere Freunde hatten Reiner und Ulla Siebert wenige Stunden zuvor eigens aus Schottland einfliegen lassen und damit für einen erneuten Paukenschlag im besten Sinne gesorgt.

Erinnerungen: Jugendkicker Frank Mallon durfte sich auf der Bührmannschen Tapete im Keller verewigen. Foto: BührmannErinnerungen: Jugendkicker Frank Mallon durfte sich auf der Bührmannschen Tapete im Keller verewigen. Foto: Bührmann

Bei Kaffee und Kuchen im Vereinsheim erinnerte sich die schottisch-deutsche Gruppe in lockerer Runde unter anderem an „Jägermeister“ in „Onkel Heinis Kneipe“, die Party im Saal Coldehoff, Siege und Niederlagen und an den Beinbruch von Vinnie McEntee nach gerade mal 25 Minuten auf dem Platz.

Im Marien-Hospital wurde er versorgt und die Friesoyther Elf bewies ein besonderes Fair Play, wählte ihn zum Sportler der Woche und überreichte ihm den Pokal. Dass alle Akteure mit ihrem Autogramm das Gipsbein verzierten - Ehrensache. „Und genau das hat es ausgemacht“, sagt Ronnie Tulley. Der Teamgeist und die echte Gemeinschaft, „deshalb erinnere ich mich an diese Tage so häufig und so gerne zurück“. 45 Jahre danach noch einmal auf eine Zeitreise gehen zu dürfen, sei ein „ganz großes Geschenk“, dankt er dafür seinen Freunden ausdrücklich. „I am totally happy“, fügt der Fan von Celtic Glasgow hinzu, der beim Europa-League-Finale zwischen den Erzrivalen Glasgow Rangers und Frankfurt übrigens der Eintracht die Daumen drückte. „Hat ja auch geklappt“, kommentiert er augenzwinkernd.

Doch trotz aller Gegnerschaften und Konkurrenz: Fußball verbinde grundsätzlich Menschen aller Generationen, weiß Tulley. So wie ihn und seine Kickerkollegen von damals. „Auch wenn wir nur ganz wenig Deutsch und die Friesoyther nur ganz wenig Englisch konnten, haben wir doch eine Sprache gesprochen.“

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