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Freie Friesen brauchen keine Busse

Gästebuch: Die stolzen Saterfriesen wissen sich in wichtigen Angelegenheiten gegen das Oldenburger Münsterland zu verteidigen.

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Waren Sie schon mal in Roomelse? Das ist ein Örtchen, welches man als richtig schmuck bezeichnen kann. Blank gefugte Klinkergiebel, blitzsaubere Vorgärten, verwitterte Windmühle am Rosenstock, „welcome“ in der Gartenpforte. Oder hat es Ihnen vielleicht in Skäddel doch besser gefallen?

Was, die Ortsnamen sagen Ihnen nichts? Sie leben doch im Landkreis Cloppenburg und mit Ihnen und mit uns allen leben hier doch auch unsere friedlichen Nachbarn in Ramsloh oder Scharrel, wie sie auf Hochdeutsch heißen. Vergessen haben wir – pardon – Strukelje. Alle drei fristen ihr Dasein hoch oben im Oldenburger Münsterland, geschmiegt und geduckt an den Landkreis Leer, auf einer Sandzunge in Sichtweite der Sagter Ems.

Sie tun einem eigentlich nichts. Außer, sie haben einen Grund dafür. Sie lassen sich nichts sagen, wollen niemandem untertan sein und pflegen ihre eigene Sprache wie ein Kleinod, damit sie bloß keiner versteht, wenn sie mal wieder etwas aushecken, was von uns keiner wissen soll. Da sind sie unvergleichbar.

"Wir als Kaiser Karls des Goßen treue Vasallen lassen uns nichts von Cloppenburg und noch weniger von Vechta vorschreiben, wie wir uns befördern lassen und wohin und warum. Fryske for de Seelter!"

Bei ihnen liegt das im Blut. Es sind eben die Gene. Sie sind nämlich keine braven, bodenständigen, kleinmäuligen Teile des Südoldenburger Volksstammes. Sie sind Friesen, genauer gesagt: Saterfriesen, die von oben aus dem Friesland ins Saterland vor der Sturmflut flüchteten und sich auch immer als Friesen verstanden haben. Emsteker? Pah! Garreler? Puh! Langfördener? Sowieso nicht!

Wir Oldenburger Münsterländer prusten mit stolz geschwellter Brust, wenn wir sagen: Drei ist Oldenburger Recht und meinen, mit wunder was wir etwas bekräftigt haben. In Skäddel sagen sie nur: "Fryske frijheid". Diese Friesische Freiheit ist ihnen von keinem Geringeren als Karl dem Großen verliehen worden. Was ist dagegen das Oldenburger Recht? Drei? So what.

Nun sind wir alle Teil des Oldenburger Münsterlandes geworden. Fest umschlungen in Frieden und schöner Harmonie. Die große Zeit der familiären Verbrüderung ist ausgebrochen. Vorbei die Stänkerei zwischen Vechta und Cloppenburg, zwischen Stoppelmarkt und Peiterbult. Auch andere sogenannte Erzfeinde haben nach langem Mühen friedlich zusammengefunden. Natürlich ist noch etwas Missgunst geblieben. Aber die Cloppenburger gönnen den Vechtaer Brüdern und Schwestern seit OM schon etwas mehr als das Schwarze unterm Fingernagel.

Sogar eine Buslinie unter dem Namen „Moobil-Plus“ ist eingerichtet worden. Ein Rufbussystem von Barßel bis zum Dümmer, damit die neue Großfamilie OM auch locker und leicht von A nach B kommen kann. Für einen Heiermann rollt der Kleinbus von Ramsloh bis Cloppenburg. Sämtliche Gemeinden beider Landkreise machen mit und stimmten zu, den Vertrag mit dem Beförderer jetzt für 5 Jahre zu verlängern. Nur eine Gemeinde sprang ab. Dreimal können Sie raten, um wen es sich handelt.

Natürlich um die frechen Friesen. Wir als Kaiser Karls des Goßen treuen Vasallen lassen uns nichts von Cloppenburg und noch weniger von Vechta vorschreiben, wie wir uns befördern lassen und wohin und warum. Fryske for de Seelter! Kurzerhand beförderten stante pede beide Landkreise die widerspenstigen Nord-OMler ratzfatz aus dem Programm. Skäddel und Strukelje, die schmucken Süßen, bleiben auf der Strecke. Wie einst, als man noch vor der Sturmflut flüchtete und sich selbst durch die Sprache noch abgrenzen musste von dem Rest der Welt. Beförderungstechnisch können sie es sich heute auf der Sandzunge mit Blick auf die Sagter Ems so richtig gemütlich machen. Wer braucht da noch "Moobil-Plus"?


Zur Person:

  • Otto Höffmann ist Rechtsanwalt in Cloppenburg.
  • Den Autor erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.

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