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Fit im Kopf: Gregor Staub macht Löninger Schüler zu Gedächtnis-Profis

Der 68-jährige Schweizer gastiert mit seinen Lernmethoden in der St.-Ludgeri-Realschule in Löningen. Auf seinem Programm steht dabei nicht nur bloßes Vokabel-Training.

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Auch Gestik ist wichtig: Für das Erfinden von Geschichten als Gedächtnis-Training nutzt Gregor Staub auch seine Körpersprache. Foto: Wienken

Auch Gestik ist wichtig: Für das Erfinden von Geschichten als Gedächtnis-Training nutzt Gregor Staub auch seine Körpersprache. Foto: Wienken

Sich Dinge nicht nur merken zu können, sondern diese auch zu verinnerlichen, das erhoffen sich viele Lehrkräfte von ihren Schülerinnen und Schülern. Doch die Frage, wie sie es schaffen können, sich Daten und Fakten besser zu merken, kommt in der Schule oftmals viel zu kurz, findet Gedächtnis-Trainer Gregor Staub. Der Schweizer hat den Kindern und Jugendlichen der St.-Ludgeri-Realschule daher einige Tricks und Techniken verraten, wie sie ihr Gehirn schulen können. 

"Zunächst einmal ist es vollkommen in Ordnung, beim Lernen Fehler zu machen. Mehrmaliges Wiederholen der Techniken schult schließlich und hilft beim Verinnerlichen", weiß Staub. Niemand könne sich bei den Übungen blamieren, versicherte er den Schülern. Eine sehr geeignete Methode zum Lernen sei zum Beispiel das Erfinden von Geschichten. Je schräger die Geschichte dabei sei, desto besser könne sie das Gehirn immer wieder abrufen. 

"Wie schreibt man zum Beispiel das Wort 'Karussell'?", fragt Staub in die Runde. Natürlich könnte man versuchen, die Schreibweise auswendig zu lernen, aber dann sei die Gefahr deutlich höher, dass man sie wieder vergesse. "Wenn ich aber eine Geschichte darum bastle, zum Beispiel: Ich sitze mit einem Radio und zwei Schlangen und zwei Löwen im Karussell, kann ich mir deutlich besser merken, dass Karussell mit nur einem "R", dafür mit Doppel-S und Doppel-L geschrieben wird", erklärt der 68-Jährige.

Ein einfacher Weg: Gregor Staub hat für die Schüler auch einige mathematische Tricks auf Lager. Foto: WienkenEin einfacher Weg: Gregor Staub hat für die Schüler auch einige mathematische Tricks auf Lager. Foto: Wienken

Diese Methode könne man auch auf weitaus komplexere Begriffe und Themen anwenden, zum Beispiel beim Lernen neuer Vokabeln. Auch ganze Sätze in fremder Sprache seien damit kein Problem. "Wenn man am Ball bleibt, kann man jeden Tag bis zu 20 Sätze in einer fremden Sprache lernen und verinnerlichen. Denn zuallererst kommt das Wollen und damit später auch das Können", ist Gregor Staub überzeugt.

Deutsche Professoren würden das ganz anders sehen. Sie seien der Überzeugung, dass man nicht mehr als 15 neue Wörter am Tag lernen könnte, berichtet der Schweizer. Seine Technik zumindest schien die Ansicht zu widerlegen, denn im Handumdrehen hatte Staub den Löninger Jugendlichen 22 Vokabeln aus dem Thailändischen nähergebracht. "Damit keiner von euch sagen kann, die Wörter kenne ich schon", erklärt der Schweizer mit einem Augenzwinkern. Durch seine Körpersprache vermittelte er den Acht- bis Zehntklässlern, wie sie sich die Begriffe in Verbindung mit einer Geschichte spielerisch merken konnten.

Eine weitere Methode von Staubs Gedächtnistrainings ist es, Räume mit Daten zu 'füllen'. Als Eselsbrücke bezieht Gregor Staub dafür die örtliche Umgebung mit ein. Bilder an der Wand, Fenster und Türen – selbst das Schild für den Notausgang nutzte der 68-Jährige, um dem Erinnerungsvermögen der Löninger Jugendlichen auf die Sprünge zu helfen. Das Resultat: Am Ende schafften es die Schüler vorwärts und rückwärts in der Chronologie 8 von 10 US-Präsidenten in der Zeit vor Barack Obama aufzuzählen – und das in weniger als 5 Minuten. "Natürlich muss man schon selber etwas für sein Denkvermögen tun, aber der Aufwand lohnt sich. Dafür ist es zunächst hilfreich, sich an bestehenden Geschichten zu orientieren. Nach dem zehnten Beispiel werdet ihr euch auch irgendwann sagen: 'Das kann ich auch'", so Staub. 

Großen Anklang fand bei den Schülern außerdem die noch heute in indischen Schulen verwendete sogenannte vedische Rechenmethode, die Staub ihnen vorstellte. Auf diesem Wege könnten die Jugendlichen mit wenig Aufwand und vor allem ohne Taschenrechner komplexe Mal-Aufgaben lösen. So manch ein Mathelehrer könnte damit in den kommenden Tagen in Erklärungsnot geraten.

"Am Abend veranstalten wir dann noch einen Elternabend, auf dem sich die Eltern über die unterschiedlichen Lehrmethoden informieren können. Denn auch wenn wir gerne einige Techniken mit in unseren Unterricht integrieren würden, hapert es am Ende leider oft am Faktor Zeit", erklärt Christiane Dehmel, Rektorin der Ludgeri-Schule. Umso mehr würde es die Pädagogin freuen, wenn Staub für die Eltern und vor allem die Schüler einen Anreiz zum alternativen Lernen geschaffen habe.

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