Ernteglück in der Sauregurkenzeit
Kolumne: Batke dichtet – Das Sommerloch ist ein Mythos. Aber beim Thema "Sauregurkenzeit" stößt es bei mir eher auf Freude und Zustimmung. Das liegt an der Ernte in unserem Garten.
Alfons Batke | 05.08.2022
Kolumne: Batke dichtet – Das Sommerloch ist ein Mythos. Aber beim Thema "Sauregurkenzeit" stößt es bei mir eher auf Freude und Zustimmung. Das liegt an der Ernte in unserem Garten.
Alfons Batke | 05.08.2022
Es gehört gewissermaßen zu den journalistischen Standards, über ein Phänomen zu schreiben, das es eigentlich gar nicht gibt – das Sommerloch. Zumal gerade in diesen Zeiten schon viel über den Winter geredet wird, die leidigen Themen wie Corona, Krieg oder Energieknappheit respektive -ausfall strahlen bereits aus, wobei uns das ZDF am Montag schon mal auf einen Blackout einschwor. Irgendwas ist immer, also Pusteblume mit der Sauregurkenzeit. Apropos Gurken: Da sind wir indirekt schon beim heutigen Thema, das so gar nichts mit den Krisen auf der Welt zu tun hat. Regelmäßige Leser dieser Kolumne wissen, dass ich mich hin und wieder mit Geschehnissen aus Fauna und Flora beschäftige. Und um gleich die gelegentlich auftauchenden Fragen nach unserem Insektenhotel zu beantworten: Ja, es ist noch in Betrieb, die Buchungszahlen sind konstant, man kann von einer 80-prozentigen Auslastung sprechen. Auch wenn ich es nur aus der Sicht eines Laien beurteilen kann und mir die Nabu-löse Expertise fehlt: Ein Artensterben habe ich bislang nicht bemerkt. Das gilt auch für den ornithologischen Bereich. Wie sich der eine oder andere sicher noch erinnert, habe ich seinerzeit über die Installierung eines schmucken Vogelhauses auf unserem Areal berichtet und die Futterstelle in einem Anflug poetischen Überschwangs gleich als „McBirds“ bezeichnet. Nun, das Fly-In wird noch immer in schöner Regelmäßigkeiten von unterschiedlichsten Exponaten der fliegenden Zunft angesteuert. Insbesondere wenn Meisenknödel, Madenkompott süß-sauer oder frische Sonnenblumenkerne im Sortiment sind, wird beherzt zugepickt. Erfreuliches gibt es auch aus dem pflanzlichen Bereich zu erzählen. Nachdem wir ein Experiment mit einer Bananenstaude nach verheißungsvollem Beginn beenden mussten und die Trauerphase vorbei ist, hat nun ein Vertreter aus der Familie der Nachtschattengewächse unsere Herzen erobert. Nie hätte ich damit gerechnet, dass wir eines Tages Paprika auf den Tisch bekommen, der aus eigener Ernte kommt. Ich wusste auch gar nicht, dass man sie so ohne Weiteres in unseren Breiten anbauen kann, hätte die grünen, roten oder gelben Schoten eher in Mittel- oder Südamerika verortet. Vielleicht ist es ja auch der Klimawandel (wenn schon in Visbek Wein angebaut wird), der das auch scharfe Komponenten aufweisende Gemüse bei uns gedeihen lässt. Jedenfalls verspricht die bevorstehende Ernte, die bescheidenen Erwartungen turmhoch zu übertreffen, sowohl die Sorte „Fresno“ (mittelscharf und fruchtig, auch zum Füllen und Einlegen geeignet) als auch die Spitzpaprika „Coronor“ (keine Angst, die heißt nur so und ist nicht ansteckend) befeuern des Hobbygärtners Glückseligkeit. Mal sehen, vielleicht fällt die Ernte ja so üppig aus, dass wir ein kleines Paprika-Straßenfest veranstalten. Wie heißt es so schön bei Reinhard Meys „Hab Erdöl im Garten“: „Ein Rentner aus der Nachbarschaft vergaß seine Arthrose/Winkte Autos auf Parkplätze und verkaufte Tombola-Lose.“ Zu Recht werden Sie jetzt fragen: Was ist eigentlich mit den anfangs erwähnten Gurken? Nun, die sind im nächsten Jahr dran.„Vielleicht ist es ja auch der Klimawandel, der das auch scharfe Komponenten aufweisende Gemüse bei uns gedeihen lässt.“Alfons Batke
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