Was ein Zeitungsartikel bewirken kann: Anfang dieser Woche berichtete OM-Medien über die Eltern von Lori Sproule, die in den 1920er Jahren von Garrel und Beverbruch nach Kanada ausgewandert waren. Ludwig Bley hatte sich bereits 1926 auf die Reise gemacht, 2 Jahre später verließ die damals 15-jährige Elisabeth Maria Willenborg ihre Heimat. Obwohl sie aus einer Gemeinde stammten, lernten sich die beiden erst in Kanada kennen. Sie gründeten eine Familie und bekamen Kinder.
Aktuell macht Lori Sprouse gemeinsam mit ihrem Ehemann Kent Urlaub in Garrel, die beiden Kanadier nutzen die Zeit, um sich auf die Spurensuche von Loris Eltern zu begeben. Unterstützung erhalten sie dabei von Günter Buschenlange, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, der aufgrund des zuvor veröffentlichten Zeitungsartikels gleich mehrere Anrufe erhielt: "Ein Mann aus Cloppenburg meldete sich, weil er zurzeit ebenfalls Gäste aus Kanada bei sich hat. Kurzerhand verabredeten wir uns im Museumsdorf für ein Treffen, bei dem sich herausstellte, dass der Besuch nur 10 Meilen von Loris und Kents Heimatort aufgewachsen ist", berichtet Buschenlange.
Verwandtschaft aus Ellerbrock meldet sich
Ein weiteres Mal habe sich jemand aus Ellerbrock mit dem Namen Kleefeld bei ihm gemeldet. "So hieß Loris Stief-Opa Hans mit Nachnamen. Aus dem Gespräch hat sich ergeben, dass Lori auch noch Verwandtschaft in Friesoythe hat, die wir noch besuchen werden", so der Heimatvereinsvorsitzende. Hintergrund: Loris Großmutter war zuvor mit Hermann Willenborg verheiratet, mit dem sie 7 Kinder hatte, der aber an den Folgen des Ersten Weltkrieges früh verstorben war. Daraufhin hatte ihre Oma Hans Kleefeld geheiratet, mit dem sie 4 weitere Kinder bekam.
Offen gibt Lori Sproule zu, dass ihre Zeit in Garrel von sehr emotionalen Begegnungen und Erkenntnissen geprägt sei, die sie erst einmal verarbeiten müsse. Ihre Familie in Kanada warte schon sehnsüchtig auf einen ausführlichen Bericht.
"Meine Eltern haben immer sehr oft und sehr viel von Deutschland erzählt und über die Menschen, die sie zurücklassen mussten."Lori Sproule
Während seiner Zeit in Garrel besuchte das Ehepaar bereits die Tannenkampstraße. Dort hatte die Familie ihres Vaters gelebt. Im Nachbarhaus fanden sich sogar noch alte Briefe, die die Kanadierin nun einsehen durfte. Bis in die späten 1960er Jahre hatte die Familie Bley auf diesem Weg Kontakt nach Garrel gehalten. Diese Schriftstücke jetzt zu sehen, war für Lori Sproule besonders bewegend. Auch ein Besuch auf dem Hof Grote in Beverbruch stand an, auf dem die Familie ihrer Mutter gelebt hatte. Dort konnte sie mit Clemens Grote sprechen, dessen Mutter eine Cousine von Loris Mutter war.
"Meine Eltern haben immer sehr oft und sehr viel von Deutschland erzählt und über die Menschen, die sie zurücklassen mussten", berichtet die Kanadierin. Die Gegend, in der sie aufgewachsen ist, sei "voll von deutschen Immigranten gewesen. Mein Vater hat nie Englisch gelernt, er hat immer nur Deutsch oder Plattdeutsch gesprochen", erinnert sich Lori Sproule.
Bevor das Ehepaar seine Reise fortführt, legte es noch am Amerika-Stein das Amerika-Zertifikat ab. Am Freitag fahren die Beiden nach Köln, von dort aus nach Straßburg für eine mehrtägige Rhein-Kreuzfahrt, mit dem Zug geht es danach weiter in Richtung Frankfurt, von dort weiter nach Hamburg, von wo aus der Flieger nach Dublin abhebt. Dort verbringt das Ehepaar noch einige Tage, bevor die Reise in ihrer Heimat Saskatoon endet. Im Gepäck einen Koffer voll wertvoller Erinnerungen.