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Eintreten für den Frieden – im Kleinen wie im Großen

Die Osterbotschaft von Weihbischof Wilfried Theising: Wie wirkt das Wort des auferstandenen Jesus: "Der Friede sei mit euch" bei aktuell über 40 gewaltsamen Konflikten und Kriegen in der Welt?

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Wie kann von Osterfreude in diesem Jahr gesprochen werden angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine? Wie wirkt das Wort des auferstandenen Jesus: „Der Friede sei mit euch“ bei aktuell über 40 gewaltsamen Konflikten und Kriegen in der Welt? Haben Friede und Freude in diesen Tagen überhaupt eine Chance? Scheint nicht vielmehr der Weltfriede entfernter und utopischer denn je?

Dem russischen Schriftsteller Leo Tolstoi wird folgende Geschichte zugeschrieben:

Ein älterer Herr beobachtete im Park sechs- bis siebenjährige Kinder beim Spielen. Mit Stöcken, Spielzeugpistolen und gellenden Rufen rannten sie aufeinander los. „Was spielt ihr?“, fragte er sie. „Wir spielen Krieg“, antworteten die Kinder. Daraufhin erklärte ihnen der Mann: „Wie kann man nur Krieg spielen! Ihr wisst doch sicher, wie schlimm Krieg ist. Ihr solltet lieber Frieden spielen.“ „Das ist eine gute Idee“, sagten die Kinder. Dann Schweigen, Beratung, Tuscheln, wieder Schweigen. Da trat ein Kind vor und fragte: „Großväterchen, wie spielt man Frieden?“

Wie spielt man Frieden? Eine der drängendsten Fragen unserer Zeit und eine traurige zugleich. Denn sie offenbart, dass die Menschheit offensichtlich nicht in der Lage ist, dauerhaft und nachhaltig Frieden zu schaffen beziehungsweise zu halten. Mit Konflikten kennen wir uns aus. Handfeste und oftmals tödliche Auseinandersetzungen stehen regelmäßig auf der globalen Tagesordnung, nicht selten unter dem Deckmantel der scheinbar herzustellenden Gerechtigkeit. Wir entwickeln Strategien und Taktiken, setzen Menschenleben aufs Spiel und sind in der Folge mit Tod, Trauer und Verzweiflung konfrontiert. Verlierer auf allen Seiten. Aber wie spielt man Frieden?

"Jesus bezeugt, dass es anders geht, dass die Spirale von Gewalt und Tod sich nicht weiterdrehen muss."Wilfried Theising, Weihbischof im Bistum Münster

Die biblischen Ereignisse, die weltweit Christinnen und Christen in diesen österlichen Tagen bedenken und feiern, zeigen einen neuen Weg auf. Jesus, am Palmsonntag zunächst mit großem Jubel empfangen, wird nur wenige Tage später an Karfreitag in schändlicher Weise durch die Kreuzigung umgebracht. Die Verantwortlichen sind bemüht, durch diese Tat die Ordnung und richtigen Verhältnisse wiederherzustellen. Ein vermeintliches Werk der Gerechtigkeit, wie so oft in der Geschichte. Jesus lässt geschehen, gibt sich hin, für die Menschen, gewaltfrei. Er bezeugt damit, dass es anders geht, dass die Spirale von Gewalt und Tod sich nicht weiterdrehen muss. Und Gott bestätigt diese Botschaft. Es bleibt nicht, wie es ist. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Es wird, wie Gott es seit Beginn der Schöpfung will: Das Leben wird stärker sein als der Tod. Gott erweckt den Gekreuzigten am Ostermorgen zum Leben, Christus ist auferstanden.

„Der Friede sei mit euch!“ – das erste Wort des Auferstandenen an seine Jüngerinnen und Jünger vertreibt deren Schockstarre aufgrund der Kreuzigung. Es gibt Hoffnung auf Frieden, weil Jesu Leben und Wirken nicht ins Leere gelaufen sind. Das Zeugnis seines Lebens, seine Solidarität und Hingabe, sein Mitgefühl, Respekt, Achtung und sein Verzeihen haben über den Tod hinaus Bestand. Es sind gleichsam die Spielregeln für das Spiel des Friedens.

Ich wünsche uns allen in dieser schweren Zeit, dass wir uns durch die Botschaft von Ostern ermutigen lassen, schon im Hier und Jetzt für den Frieden einzutreten, im Kleinen wie im Großen. Er bleibt möglich, denn Gott hat das letzte Wort. Ich wünsche Ihnen gesegnete Kar- und Ostertage!


Zur Person:

  • Wilfried Theising ist Weihbischof im Bistum Münster.
  • Er leitet das Bischöflich Münstersche Offizialat in Vechta, die Oberbehörde der katholischen Kirche im Oldenburger Land.

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