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Eine schöne Bescherung auf 6 Rädern

Ein Tanklöschfahrzeug wechselt die Besitzer: Von der Feuerwehr Visbek geht es zu den Kameraden im litauischen Vilkaviškis. Dass das TLF voll ausgestattet ist, ist einer Spende zu verdanken.

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Abschiedsspalier (von links): Jens Kühling, Sven Oesten, Natalie Calado, Willibald Gelhaus und Alfons Hoping zum letzten Mal vor dem TLF. Ortsbrandmeister Sascha Stelmaszyk hat bereits im „Cockpit“ Platz genommen. Foto: Ferber

Abschiedsspalier (von links): Jens Kühling, Sven Oesten, Natalie Calado, Willibald Gelhaus und Alfons Hoping zum letzten Mal vor dem TLF. Ortsbrandmeister Sascha Stelmaszyk hat bereits im „Cockpit“ Platz genommen. Foto: Ferber

Dass Feuerwehrleute "heiß" sind, bringen ihre Einsätze mitunter mit sich – im wahrsten Sinne. Die Kameraden im litauischen Vilkaviškis aber haben lange einem ganz besonderen Ereignis entgegengefiebert: der für Dienstagabend geplanten Ankunft eines ausrangierten Tanklöschfahrzeugs (TLF) aus Visbek, transportiert via Fähre von Kiel nach Klaipėda (Memel).

Die Fahrt in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt mit dem 17,5-Tonnen-Gefährt, das mit 100 km/h durchaus auch überholen kann, hat Visbeks Ortsbrandmeister Sascha Stelmaszyk am Montag selbst übernommen. Alles sei "einwandfrei" verlaufen, so sein Fazit, also ohne Stau und Erinnerungsfotos am Elbtunnel-Blitzer.

35.000 Euro für das Fahrzeug - ohne Bestückung

"Verfolgt" im Wagen dahinter wurde er von Alfons Hoping. Der Astruper, bekannt für sein langjähriges Engagement in der Litauenhilfe, speziell für das Kinderheim St. Kazimier in Alvitas, hat den "Deal" maßgeblich mit eingefädelt. "Wir haben uns richtig kennengelernt bei der Einweihung eines Löschfahrzeugs, das wir bekommen haben. Alfons war da als Ortsbeauftragter der Malteser", erklärt Sascha Stelmaszyk. Man sei ins Gespräch gekommen und es tauchten die Fragen auf: "Was passiert eigentlich mit den alten Fahrzeugen? Und wäre das nicht was für Litauen?"

Bei Visbeks 1200-Jahr-Feier 2019 habe sich der Bezirksbürgermeister von Vilkaviškis das Fahrzeug dann vor Ort angesehen – und war begeistert. Für 35.000 Euro sollte der 27 Jahre alte Wagen die Besitzer wechseln, allerdings leer, ohne Bestückung. Doch Alfons Hoping konnte mit Dirk Schlarmann, einem selbstständigen Unternehmensberater aus Vechta, der gebürtig aus Hagstedt kommt, einen großzügigen Spender finden, der die komplette Innenausstattung im Wert von
16.240 Euro finanzierte – "eine immense Aufwertung des TLF", freut sich Vilkaviškis' Ehrenbürger Alfons Hoping.

Manuell geführter Wasserwerfer auf dem Dach

Somit erhalten die litauischen Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Visbek nun ein voll einsatzfähiges Vehikel – für 5000 Liter Wasser, 500 Liter Schaummittel, mit großer Pumpe, manuell geführtem Wasserwerfer auf dem Dach, Schlauchmaterial, Pressluftatmer und geländegängigem Allrad-Antrieb, gibt Ortsbrandmeister Stelmaszyk Einblicke in die Ausrüstung. "Das Fahrzeug hat in der Zeit viele sehr gute Dienste geleistet. Zum Beispiel beim großen Wiesenhof-Brand 2016 an Ostern in Lohne war es von Anfang bis Ende dabei." Doch der TLF ist in die Jahre gekommen – zumindest nach deutschen Maßstäben und Vorgaben. Bei den Kameraden in Vilkaviškis, sagt Sascha Stelmaszyk, sei das jüngste Feuerwehrauto 38 Jahre alt. Aus russischer Produktion.

Eigentlich sah der Plan vor, dass Alfons Hoping und Sascha Stelmaszyk im Sommer persönlich mit nach Litauen kommen, die Rückfluge waren schon gebucht. Doch coronabedingt hätte beide vor Ort zunächst eine 14-tägige Quarantäne erwartet. Also reiste das TLF nun als "Einzelpassagier" an Selbstabholer. Doch Visbeks Ortsbrandmeister hat kleine Erklärvideos gedreht, um den litauischen Kameraden die Bedienung zu erläutern. Auf Deutsch, doch das werde vor Ort übersetzt, so Stelmaszyk. 2021 will er dann selber hinfliegen, um die Kontakte weiter auszubauen, zu sehen, was noch gebraucht wird, wo man eventuell noch mehr unterstützen kann. Bis dahin ist Visbeks Ortsbrandmeister aber erst einmal froh über den Verbleib des TLF. "Wir wissen, dass es in gute Hände kommt."

Angekommen am Kieler Fähranleger: Von da geht das Fahrzeug allein auf die Reise gen Litauen. Foto: StelmaszykAngekommen am Kieler Fähranleger: Von da geht das Fahrzeug allein auf die Reise gen Litauen. Foto: Stelmaszyk

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