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Eine Hessin im Oldenburger Münsterland 2.0

Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Dank eines Gesprächs mit einem Kollegen erinnere ich mich an einen Einkauf mit meiner Oma, die mir schon damals das hessische Einmaleins mitgab.

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Vor ziemlich genau 1,5 Jahren bin ich von Hessen ins Oldenburger Münsterland gezogen. Schon damals habe ich darüber geschrieben, wie sehr sich die Regionen unterscheiden. Von dort an hieß es für mich nicht mehr "Ei Guude", sondern "Moin". Seitdem landet nicht mehr die "Frankfotter Grie Soß", sondern der Grünkühl auf dem Teller. 

Längst haben sich südoldenburgische Sprachgebräuche auch bei mir eingeschlichen. Das alltägliche Moin ist zu jeder Tageszeit mein Hallo geworden. Für mich heißt es nicht mehr Cloppenburg, sondern Cloppenburch. Doch eigentlich behauptete ich immer von mir selbst, ein relativ dialektfreies Hochdeutsch zu sprechen. Doch wie ich vor Kurzem erfahren musste, bin ich wohl auch 1,5 Jahre später noch als Hessin zu entlarven.

Ein Kollege offenbart mir, dass er hören würde, dass ich aus Hessen komme. Ich soll hessisch babbeln? Eihorrschemaa, isch glaub's ned! Ich bin in meiner Familie die, die am wenigstens hessisch babbelt. Anlässlich dieses für mich schockierenden Gesprächs erinnere ich mich an einen Einkauf mit meiner Oma, der im Grunde genommen eine Lehrstunde für hessische Weisheiten und Sprüche war. 

„Jetz speel awwer nedd die beleidischd Lebberworscht.“Lisa Bernhardt

Während ich den klassischen Apfelwein in den Einkaufswagen packe, der für das Wochenende nicht fehlen darf, hieß es von meiner Oma: "De Äppelwoi is famos, dem aahne geht er in de Kopp, dem annern in die Hos". Beim Pläuschchen mit der Tochter einer Bekannten wird nicht nur über das Wetter philosophiert ("Woas für e subber Wedder heit, gelle?"), sondern auch direkt das neue Baby von nebenan inspiziert: "Guggemol, is des Bobbelsche nedd sies?"

Wenn ich wieder die neuesten Proteinriegel oder Hanfsamen in den Einkaufswagen packe, heißt es seitens meiner Oma nur: "Mein Godd, is des en Gedeens!" Wenn ich ihr erkläre, wie gesund Chia-, Leinsamen und Co. doch eigentlich sind, wird nur mit "du oalder Blechkopp muschd aa ständisch Rescht behalte" gekontert. Ganz getreu nach Omas Motto "Jetz speel awwer nedd die beleidischd Lebberworscht" nehme ich mir die eigentlich lieb gemeinten Sprüche nicht zu Herzen. Es ist eben Omas "Slang". 

Die Gewohnheiten aus der Heimat nimmt man überall mit hin

An der Kasse muss es wie immer schnell gehen. Dort lautet die Parole: "Jetz awwer zaggisch. Isch will hoam". Kaum ist der Einkauf im Auto verstaut, ruft der Fernsehsessel zu Hause. Denn: Oma "is fix unn ferdisch für heit". 

In solchen Momenten bemerke ich eben doch: Egal, wie lange ich ins Ausland gehe oder in eine andere Region ziehe, die Heimat verlässt mich nie so richtig. Ob in der Sprache, in der Küche oder im eigenen Denken und Verhalten: Die Gewohnheiten aus der Heimat nimmt man überall mit hin. 

Was meine Oma wahrscheinlich jetzt noch mit auf den Weg geben würde: "De Grie Soß muschde ubedingt brobiern. Des is e eschte hessiche Spezialität." 


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