1896 errichtete die evangelische Gemeinde Lohne ein kleines Gotteshaus. Ihre Plätze genügten bis zum Zweiten Weltkrieg, dann wuchs die Gemeinschaft durch die Zuweisung von Ausgebombten.
Klein, aber fein: Die 1896 errichtete evangelische Kapelle war mit allem ausgestattet, was die Gemeinde brauchte. Fotos: Stadtmedienarchiv im Heimatverein Lohne
Das Jahr 1896 war für die evangelischen Christen in Lohne von besonderer Bedeutung. Bis dahin versammelten sie sich in Lohne alle 3 Wochen im Privatzimmer des Gendarmeriesergeanten Sanders zum Gottesdienst, der von dem Vechtaer Pfarrer gehalten wurde. Schon 1893 war der Wunsch nach einer evangelischen Kapelle vorgetragen worden, da die Nutzung eines in Lohne angemieteter Raumes im letzten Augenblick verweigert worden war.
Die Zahl der evangelischen Christen in und um Lohne wird für 1893 mit über 80 angegeben, von denen etwa 30 Erwachsene sich regelmäßig zum Gottesdienst einfanden. Die Zahl der schulpflichtigen evangelischen Kinder betrug 15. Der Lohner Vogt Carl Heinrich Nieberding hatte in einer Übersicht für den April 1811 für Lohne angegeben: „Catholische 3016, Lutherische 4, Reformierte 1“.
Nachdem in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 das Oldenburger Münsterland an das Herzogtum Oldenburg gefallen war, kamen aus dem vorwiegend evangelischen Herzogtum einige evangelische Beamte nach Südoldenburg, zum Beispiel für Post, Bahn und Polizei. Außerdem zog es einige evangelische Fabrikarbeiter nach Lohne. Für 1896 vermeldet der evangelische Vechtaer Pastor Iben: „Augenblicklich sind in Lohne 98 Evangelische.“
Vechta betreute die Gemeinde 1896 in Lohne
Betreut wurden sie von der Gemeinde in Vechta. Dem Oldenburgischen Kirchenblatt aus dem Jahr 1896 kann man die Entwicklung zum Bau der nun dringend benötigten Kapelle entnehmen. Das Kirchenblatt wurde von dem Vechtaer Pastor Heinrich Iben herausgegeben. Darin wird auf das Jahr 1893 verwiesen mit der Bemerkung, dass die gesammelten und zugesagten finanzielle Mittel hinreichend seien, „dass wir mit ruhigem Gewissen den Bau haben beginnen können. Derselbe ist nicht darauf berechnet, durch architektonische Schönheit oder Größe und Kostbarkeit hervorzuragen“, wenn das der Fall gewesen wäre, „so würden wir noch in langer Zeit nicht zu unserem eigentlichen Ziele, einen Gottesdienstort zu besitzen, gekommen sein. Die Kapelle wird einfach, aber doch würdig gebaut.“ Ein Zuschuss durch die „Gustav-Adolf-Freunde“ wird für den Bau nicht beantragt. Sollte es für die Inneneinrichtung oder die Gestaltung des Friedhofs erforderlich sein, werde man darauf zurückkommen. Der Kostenanschlag für die Kapelle wird auf 9000 Mark, mit Einrichtung zusammen auf 11.500 Mark angegeben.
Auf eine größere Feier zur Grundsteinlegung wurde verzichtet, zumal man die Freude gehabt habe, am „14. Juni dem Großherzoge das Fundament und den Bauplan zeigen zu dürfen“. Eine kleine Feier zur Grundsteinlegung gab es dennoch. Da die Grundmauern der Kapelle schon aus der Erde ragten, konnte man an provisorisch aufgestellten Bänken schon einmal das Fassungsvermögen des Raums erproben mit der Feststellung, dass die Befürchtung nicht zutreffend sei, der Bau könnte zu klein ausfallen. 125 Sitzplätze waren vorgesehen und ein Schulraum für 25 Kinder. Das Fazit der Feier zur Grundsteinlegung lautete: „So Gott will, kann im November d.J. der Bau zum Gotteshause eingeweiht werden.“
Die Einweihung der Kapelle durch den Geh. Oberkirchenrat Hansen wurde, wie aus dem Einladungsschreiben hervorgeht, am 13. November 1896, 3 Uhr nachmittags vorgenommen. Hierzu hatte sich der Großherzog mit Delegation angesagt und wurde am Bahnhof vom Bürgermeister und dem Kriegerverein empfangen; „Bei seiner Fahrt zur Kapelle läuteten sämtliche Glocken des reich geschmückten Ortes, der Kirchenrat begrüßte den hohen Herrn, der nach einigen freundlichen Worten den Schlüssel der Kapelle vom Baumeister in Empfang nahm, den er an den Präsidenten des Oberkirchenrats weiter gab. Dieser öffnete dann die Thür zum Gotteshause. Unter dem Segensworte: ‚Der Herr behüte unsern Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit‘ betrat der Großherzog als erster die Kapelle.“
Altargeräte und Taufstein werden aus Spenden finanziert
Der Posaunenchor aus Großenkneten umrahmte die Veranstaltung. Zur handwerklichen Leistung der Ausstattung heißt es: „Kanzel, Altar, Bänke, Tafeln u.a. sind von der Strafanstalt zu Vechta sauber und solide ausgeführt.“ Ein Harmonium ist über dem Schulraum aufgestellt, dort ist auch noch Platz für weitere Kirchenbesucher. Altargeräte und Taufstein werden aus Spenden finanziert, die Paramente von Frauen der Gemeinde geschenkt.
Somit ist die Gemeinde für viele Jahre gut aufgestellt. Mit der Zuweisung von Ausgebombten aus den Großstädten im Zweiten Weltkrieg und in Folge von Flucht und Vertreibung ergibt sich dann durch das Anwachsen der Gemeinde erhebliche Raumnot, die schließlich mit dem Erweiterungsbau im Jahr 1957 behoben werden kann.