Ein Leben in der Schule auch nach der Pensionierung
Der ehemalige Lohner Ratsherr Günter Wellbrock wird am Samstag 95 Jahre alt. Er blickt auf ein erfülltes Leben zurück.
Werner Steinke | 12.02.2022
Der ehemalige Lohner Ratsherr Günter Wellbrock wird am Samstag 95 Jahre alt. Er blickt auf ein erfülltes Leben zurück.
Werner Steinke | 12.02.2022
Dem Jagdhornblasen verschrieben: 40 Jahre lang war Günter Wellbrock Bäserobmann im Hegering Lohne. Auch auf die Jagd geht der Mittneunziger. Foto: Steinke
Der ehemalige Lohner Lehrer und Ratsherr Günter Wellbrock wird am Samstag (12. Februar) 95 Jahre alt. Der überaus rüstige Doyen der Bauerschaft Brägel blickt auf ein ereignisreiches und erfülltes Leben zurück. In Osnabrück geboren, verbrachte er seine Kindheit in Vechta. Als 17-jähriger Schüler wurde er in den Krieg geschickt, sodass er erst 1948 nach der Rückkehr aus russischer Gefangenschaft sein Abitur am Antonianum Vechta ablegen konnte. Anschließend studierte er an der Pädagogischen Hochschule Vechta, um den Beruf des Volksschullehrers aufzunehmen. „Wir waren pädagogische Zehnkämpfer und haben alles unterrichtet“, schmunzelt er heute. Die Berufslaufbahn begann in Damme. Über Südfelde und Altenoythe kam er nach Wittensand, wo er mit 24 Jahren – so sein damaliger Schulrat – jüngster Schulleiter Deutschlands wurde. Der Weg führte ihn 1967 zurück in die südoldenburgische Heimat als Schulleiter der Grundschule Brägel, die er bis zu ihrer Auflösung 1975 führte. „Die Auflösung der kleinen Schulen war für mich ein Kulturschock. Der Dreiklang Kirche – Elternhaus – Schule klappte dort hervorragend“, erinnert er sich. Nach kurzer Zeit an der Gertrudenschule II schloss er sein Berufsleben als Konrektor der Orientierungsstufe II 1992 mit der Pensionierung ab. Indes, die Brägeler Grundschule konnte er nicht mehr verlassen. Er liebte sie so sehr, dass er sie kurzerhand erwarb und bis heute als Wohnhaus nutzt. Inzwischen war er 1972 (bis 1991) für die CDU in den Stadtrat gewählt worden. „Damals planten Bürgermeister Göttke-Krogmann und einige andere, in Brägel einen Flugplatz anzulegen. Dafür hätten viele Hektar Wald gefällt werden müssen. Alle in Brägel waren dagegen. Also ging ich in den Rat.“ Dort half er, den Flugplatz zu verhindern. Schnell war der Naturliebhaber Vorsitzender des Umweltausschusses. Hier diskutierte er nicht nur, sondern verlangte den Ausschussmitgliedern Aktives ab, sei es beim Aufhängen von Nistkästen oder der Errichtung einer Benjeshecke. Sein weiteres Engagement im Rat galt der Schulentwicklung in Lohne. Naturnah sind auch Wellbrocks Hobbys. Der leidenschaftliche Jäger legte bereits am 5. Mai 1944 seinen Jagdschein ab. Als er im Vorjahr von einem Herzinfarkt genesen war, galt die erste Frage, ob seine jährliche Jagdscheinlösung eingetroffen sei. So begibt sich der Mittneunziger weiter auf die Jagd. Im Hegering Lohne widmet er sich besonders dem Jagdhornblasen, davon 40 Jahre als Bläserobmann. Die Zucht von Jagdhunden hatte er vor einigen Jahren aufgegeben, vor 2 Jahren dann die Imkerei. Eine Sorge ist geblieben: „Das Insektensterben wird noch einen großen Einfluss haben auf das Leben, auch auf unseres.“ Optimistisch sieht er eine kleine Wende: „Ich sehe immer mehr Bauern, die naturtreu handeln und zur Einsicht kommen, Spritzmittel weitgehend zu verringern.“ Das Leben des Günter Wellbrock ist durch eine tiefe christliche, katholische Grundfrömmigkeit und großes Gottvertrauen geprägt. Ein äußeres Beispiel ist für ihn das jährliche Brägeler Rosenkranzgebet, dessen Mitbegründer er war. Der agile Witwer freut sich über sechs Kinder, vier Enkel und vier Urenkel, die es genießen, Opapas ausdrucksstarken Märchenerzählungen zu lauschen. Und als geselliger Mensch spielt er sehr gerne Doppelkopf. Günter Wellbrock schaut in die Zukunft und möchte gerne „befreit“ weiterleben mit dem glücklichen Lebensfazit: „Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Ich nehme das Leben so, wie Gott es mir schenkt – und dazu gehört auch der Tod.“Er war leidenschaftlicher Jäger, Züchter und Imker
Das Insektensterben macht dem Naturfreund Sorge
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