Offene Worte zum Zustand der katholischen Kirche hat Löningens Pfarrer Bertholt Kerkhoff am Schützenfestmontag geäußert. Während des Empfangs der Stadt, zu dem Kerkhoff als Festredner eingeladen war, wies der Geistliche auf einen "erheblichen Reformstau" in seiner Kirche hin. Zugleich forderte er die Zulassung für Frauen zu allen kirchlichen Ämtern und zeigte sich auch offen für ein Ende des Pflichtzölibats für katholische Priester.
Er selbst sei mit seiner eigenen Ehelosigkeit "total zufrieden", betonte Kerkhoff. "Ich frage mich aber, wie viel personelles Potenzial wir wegen des Zölibats bereits verschleudert haben." Dass Frauen alle Ämter innerhalb der Kirche bekleiden dürfen, hält Kerkhoff, der die Pfarrgemeinde St. Vitus vor 15 Jahren übernahm, für dringend notwendig. "Ein paar Führungsposten reichen da nicht." Im gleichen Atemzug sprach sich der 50-Jährige für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und das Ende der Diskriminierung Wiederverheirateter aus, forderte die schonungslose Aufklärung des Missbrauchsskandals und mahnte eine Hinwendung der Kirche zu den Menschen an. "Wir müssen wegkommen von Verboten und moralisch erhobenen Zeigefingern." Allerdings sei Eile geboten, um den Negativtrend bei den Kirchenaustritten zu stoppen. "Von einer Wende wage ich nicht einmal zu träumen", räumte Kerkhoff ein. "Die Kirche kommt mir leider so vor, wie jemand, der zehnmal gegen die gleiche Wand läuft und sich beim 11. Mal beschwert, dass dort eine Wand steht." Er hoffe dennoch, dass auch zum 500. Jubiläum des Schützenvereins noch kirchliches Leben in Löningen stattfände. Das wäre in 75 Jahren.
Bei den Anwesenden im alten Kinosaal, darunter Landrat Johann Wimberg, kamen die klaren Sätze des Geistlichen gut an. Bürgermeister Burkhard Sibbel sagte, Kerkhoff habe Maßstäbe für nachfolgende Redner gesetzt. Sibbel wies auf die integrative Kraft der Vereine hin. "Sie fördern den Zusammenhalt und stiften Gemeinschaft."
Schützenpräsident Franz-Josef Hölzen betonte, der 425 Jahre alte Verein müsse trotz seiner langen Historie die Weichen für die Zukunft stellen. Auf den versteckten Hinweis Kerkhoffs, die Schützen könnten die Kirche in der Frauenfrage ja überholen und das weibliche Geschlecht nicht länger vom Königsschießen ausschließen, ging Hölzen allerdings dann doch nicht ein.