Dunkler Rauch verhängt den blauen Himmel über Bösel-Glaßdorf
Beim "Trecker-Treck" fiebern fast 3000 Fans bei 30 Grad in der Sonne mit ihren Favoriten. 140 Traktoren treten im Kampf mit dem Bremswagen auf dem Feld an.
Martin Pille | 26.06.2023
Beim "Trecker-Treck" fiebern fast 3000 Fans bei 30 Grad in der Sonne mit ihren Favoriten. 140 Traktoren treten im Kampf mit dem Bremswagen auf dem Feld an.
Martin Pille | 26.06.2023
Kräftemessen: In verschiedenen Gewichtsklassen gingen die Traktoren an den Start. Foto: Pille
„Pull, pull, pull!“: Trecker-Motoren, die in der heißen Mittagssonne im Grenzbereich laut brüllen, Schwaden von Dieselqualm und Ruß in der Luft sowie reichlich Staub, der sich auf Gesichter der zahlreichen Teilnehmer und Zuschauer legt. Am Sonntagvormittag zerdonnerte der Trecker Treck auf 6 Hektar Stoppelfeld die Dorfidylle Glaßdorfs, das für einige Stunden seine Beschaulichkeit abgab. Alles launig moderiert von Gerold Pruin. Wo sich manch Umweltbewusster entsetzt abwendet, fieberten die Fans bei über 30 Grad in der prallen Sonne mit den Fahrern und Traktoren: Und die waren vor allem eines: laut. Ordentlicher Gehörschutz war ein Muss bei dieser Veranstaltung – ohnehin spürte man auch so das Vibrieren der hochgepowerten und aufgemotzten PS-Protze, wenn sie beim Zugkraftwettbewerb auf der 80 Meter langen und 10 Meter breiten Ackerbahn den tonnenschweren Bremswagen Meter um Meter und am Ende nur noch im Schritttempo über den Parcours zerrten. Immer wieder bäumen sich die ziehenden Traktoren auf der Hinterachse auf, bevor sich die Antriebsräder mit ohrenbetäubendem Krach in den Untergrund wühlen und die Maschine dann zum Stehen kommt. Denn das Gewicht auf dem Bremswagen verändert die Zugkraft des Traktors und macht das Fortkommen immer schwieriger. Das Ziel war nämlich nicht etwa, die gut 80 Meter so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Der Wille war, überhaupt anzukommen – dann sprechen die Eingeweihten von einem sogenannten „Full Pull“. Die Kunst ist es also, das Gas der PS-starken Höllengefährte so zu dosieren, dass sich der Bremsschlitten nicht in den Boden gräbt. Das ist am Sonntag nicht gerade einfach: Der harte Boden war durch fast 30 Liter Gewitterregen angefeuchtet. Aus Sicht von Finn Bullermann, der das Treffen mit 80 Helferinnen und Helfer auf die Beine stellt, dennoch ideale Bedingungen: „Der Boden ist hart, aber nicht so trocken, dass es nur noch staubt“, freut er sich. Aber die nach Angaben des Betreibers fast 3000 Zuschauer applaudierten nicht nur jenen Startern, die es schaffen, bis ins Ziel zu kommen, bejubelt wurde auch, wer gar nicht recht vom Fleck kam. Die Tonnen, die beim „Tanz der Traktoren“ bewegt werden, spüren er und sein Publikum am Staub und Dreck, der aufgewirbelt wird. „Für die Zuschauer ist das einfach spektakulär“, findet Bullermann. Aber auch für ihn. „Das ist nichts Alltägliches, sondern was ganz Besonderes, man muss ein bisschen verrückt sein dafür.“ Nur, dass hierbei eben nicht Geschwindigkeit, sondern pure Kraft dominiert. Natürlich gab es verschiedene Gewichtsklassen, und die insgesamt 140 teilnehmenden Traktoren wurden alle vorab gewogen. Vom „normalen Trecker“ – wie auch „Little Red Boy“ aus dem Oldtimer-Bereich mit 40 PS – bis zum aufgemotzte Fendt-Dieselrosstraktor mit bis zu 400 PS traten viele Modelle an und wirbelten viel Staub auf. Die Traktoren werden in „Farmer-“ und „Sportklassen“ unterteilt. Farmer-Klasse, das waren etwa 80 Prozent der startenden Trecker, ist ein originales Modell vom Werk, während in der Sportklasse die umgebauten Traktore ihre Muskeln spielen lassen. Ist es zeitgemäß, nur zum Spaß Treibstoff zu verblasen – obwohl ganz Deutschland gerade versucht, Energie einzusparen? Bullermann versteht die Kritik, hält sie aber für falsch: „Solange eine Formel 1 und eine Fußballweltmeisterschaft in Katar stattfinden dürfen, mach ich mir keine Gedanken“, antwortet er den Kritikern. Für die Sieger des Tages gab`s am Ende reichlich Pokale.Spektakulär Immer wieder stellen sich die Traktoren vor dem Bremswagen auf ihre Hinterräder
Die startenden Traktoren werden in "Farmer"- und "Sportklassen" unterteilt
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