Etwas mehr als 7 Monate nach dem Spatenstich hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Cloppenburg am Donnerstag (9. Februar) das Richtfest für das künftige Gewaltschutzzentrum gefeiert. "Wir sind im Zeitplan", freute sich der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, Jan Hoffmann. Künftig sollen in dem Zentrum unter anderem ein Frauen- und Kinderschutzhaus sowie die Beratungs- und Interventionsstelle für häusliche Gewalt (BISS) untergebracht sein.
"Das Gewaltschutzzentrum wird ein sicherer Hafen für Frauen und Kinder, die sich zu Hause nicht mehr sicher fühlen können", sagte Landrat Johan Wimberg (CDU). Er lobte die seit Jahren gute Zusammenarbeit zwischen DRK und Landkreis.
Polizei: 536 Kinder von häuslicher Gewalt betroffen
Zahlen der DRK-Beratungsstellen zeigen, wie präsent häusliche Gewalt in den Familien im Landkreis nach wie vor ist. So wendeten sich im vergangenen Jahr 247 Frauen an die DRK-Beratungsstelle, 672 Gespräche führten die Berater insgesamt. Mindestens 192 Kinder waren in diesen Fällen von der häuslichen Gewalt mit betroffen. Darüber hinaus übermittelte die Polizei 512 Fälle häuslicher Gewalt an die BISS, die Opfer häuslicher Gewalt unabhängig ihres Geschlechts berät. 452 der Opfer waren weiblich und 60 männlich. 536 Kinder waren ebenfalls betroffen. Das Team der BISS führte insgesamt 697 Beratungsgespräche.
Leider sei weiterhin kein Abwärtstrend zu erkennen, sagt Kreisgeschäftsführer Hoffmann. Die Fälle seien so zahlreich, dass dringend neue Plätze für die Frauen und Kinder nötig seien, denn die bisherigen zur Verfügung stehenden Unterkünfte reichten nicht immer aus, sagte er.
Wie der Leiter der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, Jörn Kreikebaum, am Rande des Richtfests sagte, gebe das Gesetz eigentlich folgende Maßgabe vor: "Wer schlägt, der geht". Aber das sei im Alltag eben selten der Fall. Deshalb müsse die Polizei heute häufig eine Unterkunft für schutzbedürftige Frauen und Kinder suchen. Das neue Gewaltschutzzentrum erleichtert ihr die Suche nun enorm. Gerade das Sicherheitskonzept sei hier wichtig, damit die Mütter und Kinder sicher vor den gewalttätigen Vätern sind, sagt Kreikebaum.
Hoffmann: „Es braucht ein großes Netzwerk“
Neben DRK und Polizei seien noch weitere Stellen nötig, um den Frauen und Kindern einen Neustart ins Leben zu ermöglichen, sagte Kreisgeschäftsführer Hoffmann. "Es braucht ein großes Netzwerk", sagte er und nannte als Beispiel die Schulen und Ämter.
Das Gewaltschutzzentrum entsteht hinter dem DRK-Gebäude in der Cloppenburger Innenstadt. Die Baugenehmigung für das Gewaltschutzzentrum in der Cloppenburger Innenstadt wurde im Februar 2022 erteilt, mit einer Fertigstellung wird im Sommer 2023 gerechnet, teilt das DRK mit. Die Gesamtfläche des Komplexes beträgt 1670 Quadratmeter, 994 davon entfallen auf das Frauen- und Kinderschutzhaus.
Für die Errichtung des Komplexes stellt der Landkreis Cloppenburg 550.000 Euro zur Verfügung, der DRK-Kreisverband hat drei Grundstücke als Eigenanteil in das Projekt eingebracht. Im März 2021 hatte das DRK mit Baukosten in Höhe 3,5 Millionen Euro gerechnet.
Acht Apartments für Mütter und Kinder geplant
Im Wohnbereich des Gewaltschutzzentrums sollen bis zu acht Apartments entstehen – vier davon können auch Frauen mit älteren Kindern aufnehmen, zwei davon seien rollstuhlgerecht. Außerdem soll eine Kinderbetreuungseinrichtung im Erdgeschoss des Komplexes entstehen. Ganz oben ist ein Dachgarten mit Spielplatz geplant, in dem sich besonders schutzbedürftige Personen an der frischen Luft aufhalten können, ohne ihren Schutz und ihre Anonymität zu verlieren.