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Die vierte Gewalt und ihre Macht

Gästebuch: Boulevard-Zeitungen mögen es schaffen, Erdbeben auszulösen. Einer Kolumne in lokalen Medien hingegen ist das offenbar kaum möglich.

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Man nennt sie die "vierte Gewalt". Es ist ein Ausdruck für die öffentlichen Medien, die Presse und Rundfunk. "Vierte Gewalt" bedeutet dabei, dass es in einem System der Gewaltenteilung eine vierte Säule gibt. In der Schule haben wir gelernt, dass die staatliche Gewalt in legislative (gesetzgebende), exekutive (vollziehende) und judikative (Recht sprechende) Gewalt aufgeteilt ist. Sie alle sollen sich gegenseitig kontrollieren und staatliche Macht begrenzen.

Mit der Macht der "vierten Gewalt" ist es heutzutage nicht mehr so weit her. Früher beschrieb ein Nachrichtenmagazin die Bundeswehr als "bedingt abwehrbereit", was einen Bundeskanzler dazu veranlasste, von einem "Abgrund an Landesverrat" zu sprechen und den Herausgeber ins Gefängnis zu stecken. Das waren noch Zeiten. Mag sein, dass die Bild-Zeitung noch das eine oder andere Erdbeben auslösen könnte. Eine Kolumne in der Lokalzeitung jedenfalls könnte das nicht. Da denken viele eher daran, dass es sich um Papier handelt, in welches man auch gut den Fisch einwickeln könnte.

Der Unterschied zwischen "Ihre" und "ihre"

In dieser Kolumne jedenfalls sind schon häufiger Themen angesprochen worden, welche kontrovers diskutiert wurden und Stoff zum Streit boten. Geändert haben sie so gut wie nichts. Natürlich kann ein Kolumnist nicht erwarten, dass die St.-Andreas-Kirche abgerissen und umgedreht neu aufgebaut wird, damit der Eingang zur Stadtmitte hinweist. Ebenso wenig kann man erwarten, dass die Fläche rund um diese schöne einmalige Kirche freigehalten bleibt. Beschlossen ist beschlossen und wird auch nicht geändert, obwohl die Schönheit des Gotteshauses erst jetzt wirklich zum Vorschein kommt.

Umstritten war auch die Kunstkritik zum Kreises-Riesenrad in Lastrup. Wobei sich mehr der Bürgermeister echauffierte, als der Künstler selbst. Natürlich hat man an dem Kunstwerk nichts verändert oder abgebaut. Vielmehr ist jetzt auch noch eine Beleuchtung dazu gekommen, um dieses einzigartige Werk abends weithin erstrahlen zu lassen. Das nennt man eine Entscheidung für die Kunst und für das Selbstbewusstsein.

Was in dem Wirrwarr der "Widerhalle" (so O-Ton Schulleiter Schute aus Werlte) auch etwas unterging und nichts bewirkte, war der Hinweis auf die falsche Rechtschreibung auf den Schildern der Berufsbildenden Schule am Lankumer Ring. Dort waren frisch gedruckte Schilder aufgestellt worden, mit dem Hinweis, dass man keine Schäden anrichten solle, denn "Eltern haften für Ihre Kinder". Und nicht, wie es richtig heißen müsste, für "ihre" Kinder. Ein Auswechseln der Schilder wäre ein Leichtes gewesen und auch mit wenig Kosten verbunden. Doch sie stehen noch heute da, wie eine Eins. Vielleicht denkt ja der Landkreis, dass Berufsschüler es mit der deutschen Sprache nicht so nötig haben, wie die bildungsnahen Schülerinnen und Schüler der Gymnasien. Vielleicht hat's aber auch gar keiner kapiert.

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