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Die Sache mit der Intelligenz

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Künstliche Intelligenz könnte den Journalismus revolutionieren. Heißt es. Ein Selbstversuch zeigt: Noch ist es nicht so weit.

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Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Diese Kolumne hat ein Mensch geschrieben. Größtenteils zumindest – man will sich ja nicht mit fremden Federn schmücken.

Ein Vor- oder Nachspann dieser Art könnte Zeitungsleserinnen und Lesern in nicht allzu ferner Zukunft öfter über den Weg laufen, denn die Künstliche Intelligenz (KI) hat längst Fuß im Journalismus gefasst. Die Washington Post etwa hat 2014 eine Software namens Heliograf entwickelt, die automatisch Nachrichten und Analysen schreibt. Auch die britische Nachrichtenagentur Press Association und die Lokalzeitung Cumberland News nutzen KI, in China gibt es sogar eine Nachrichtensprecherin, die auf KI-Basis erstellt wurde. Soweit zumindest die Informationen von ChatGPT, der öffentlich zugänglichen KI. 

Die Schwächen dieses Programms hat OM-Kollege Oliver Hermes kürzlich beschrieben und kommentiert. Gerade im Lokaljournalismus muss man sich demnach als Reporter wohl vorerst keine Sorgen um seinen Job machen. Selbst ChatGPT gibt auf explizit lokalpolitische Fragen zu, dass sie (oder er? es?) "keinen Zugang zu aktuellen Informationen über spezifische Ereignisse oder Entwicklungen in bestimmten Städten oder Gemeinden" hat. Da sind wir Menschen mit unseren Kontakten, mit Nachfragen und Recherchen der Technik weiterhin voraus.

"Schreibe mir eine humorvolle Kolumne darüber, wie KI den Lokaljournalismus beeinflusst."Heiner Stix' Bitte an ChatGPT

Nächster Versuch: "Schreibe mir eine humorvolle Kolumne darüber, wie KI den Lokaljournalismus beeinflusst", bitte ich ChatGPT – und überlege kurz, ob ich das Programm einfach so duzen darf. Wir kennen uns ja kaum. Bevor ich zu einem Ergebnis komme, liefert die KI mir ihren Text. Und auch wenn das mit dem Humor nicht so ganz klappt, selbstbewusst ist sie. "Erstmal können wir uns sicher sein, dass wir in Zukunft nicht mehr so viele Schreibfehler in unseren Artikeln haben werden", schreibt sie unter anderem. "Denn im Gegensatz zu manchen Redakteuren ist die Rechtschreibung für eine KI kein Problem." Was, entschuldige, wenn ich widerspreche, so nicht stimmt. Natürlich findet man zumindest in deutschen Texten auch bei der KI hin und wieder Rechtschreib- und Grammatikfehler. 

Zumindest aber weiß ChatGPT ganz offensichtlich, dass Humor noch nicht ihre Stärke ist.  "Vielleicht wird uns eine KI ja irgendwann einen Artikel schreiben, der so witzig ist, dass wir uns vor Lachen biegen", tippt sie. Ja, irgendwann. Vielleicht. Den Joke jedenfalls, den ChatGPT ganz zum Schluss bringt, würde kein menschlicher Kollege mit einem Hauch natürlicher Intelligenz je wagen: "Vielleicht werden wir irgendwann einen Roboter als Chefredakteur haben", schreibt die Künstliche "Intelligenz". "Und wer weiß, vielleicht wird er sogar besser sein als der alte." Das ist nicht von mir, Chef, wirklich nicht, das musst Du mir glauben. Frag die KI!

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