Bei Filmen folgt nach einer Fortsetzung oftmals noch ein 3. Teil, um die Trilogie perfekt zu machen. Daher soll es jetzt auch – um die Reihe zu vervollständigen – ein weiteres Mal um die besondere Sprache im Oldenburger Münsterland gehen. Die vielen E-Mails, die ich erhalten habe, zeigen: Das Thema ist noch nicht abgeschlossen. Auch wird mir dadurch immer wieder vor Augen geführt, mit welcher Selbstverständlichkeit ich die "charmanten Fehler und Eigenarten des OM" in die Welt hinaustrage, ohne mir bewusst zu sein, dass sie für Nicht-Südoldenburger befremdlich sein können.
Wir erinnern uns an die ersten beiden Teile der Kolumne: Wir essen Kinderwurst, suchen STÖCKER im Wald, unsere Kinder fallen SICH, im Fernsehen ist nichts dran, wir SIND bereits mit dem Lesen dieser Kolumne angefangen, wir benutzen auffällig oft das Adverb WOHL und wir sind meist "GUT ZUFRIEDEN" (darauf kommen wir gleich noch zu sprechen).
Wir treffen uns BEI der Schule
Meine liebe Kollegin, die gebürtig aus Ostwestfalen stammt, hat mittlerweile viele unserer sprachlichen Besonderheiten akzeptiert und Teile davon sogar schon verinnerlicht, aber bis heute kann sie sich mit den vielen Satzkonstruktionen, die mit „bei“ gebildet werden, nicht anfreunden. Um noch konkreter zu werden, ich zitiere sie: "Es tut mir ganz furchtbar in den Ohren weh." Während es für uns selbstverständlich ist, dass wir uns bei der Kirche, beim Heimathaus, beim Parkplatz oder bei der Schule treffen, stellen sich bei ihr die Nackenhaare auf und alles schreit in ihr, dass man sich AN der Kirche oder AN der Schule trifft. Eine Herausforderung, immerhin bearbeitet sie nahezu jeden Tag etliche Kurzmitteilungen von Vereinen, in denen sie die Treffpunkte typisch südoldenburgisch veröffentlichen muss.
Eine Leserin aus Löningen hat mir eine Geschichte aus der Kindergarten-Zeit ihres Sohnes geschickt. Er hatte sich beschwert, dass es immer nur Kinderwurst auf das Brot gibt. Auf die Frage, welchen Belag er sich stattdessen wünsche, hieß es: Männerwurst. Jetzt überlegen wir mal, wie eine Fleischereifachverkäuferin in Peine reagiert hätte, wenn besagte Leserin Männerwurst bestellt hätte. Vermutlich, so mutmaßt die Leserin selbst, hätte sie wissen wollen, ob der Ehemann auch zu der Sorte gehört, die man am liebsten regelmäßig durch den Fleischwolf drehen möchte. Ergänzend fügte die Löningerin aber hinzu, dass ihre Ehe "wie geschmiert läuft" und sie damit nicht die Kurbel am Fleischwolf meine. Ein Glück.
"Aber ob ich diese Formulierung aus meinem südoldenburgischen Wortschatz löschen kann? Ich wage es zu bezweifeln."Sandra Hoff
Was ich wiederum nicht wusste, im Oldenburger Münsterland scheint es nicht nur die Kinder- , sondern auch die Omawurst und die Opawurst zu geben, und zwar in Visbek (korrigieren Sie mich gerne, wenn es den Aufschnitt noch in weiteren Orten gibt). Dank einer E-Mail aus dem Landkreis Vechta weiß ich jetzt, dass von einer Salami die Rede ist. Die bissfestere für den Opa und die weichere Variante für die Oma. Da sage ich: guten Appetit.
Kommen wir noch mal zu der allseits beliebten Formulierung "Ich bin gut zufrieden". Mal abgesehen davon, dass wir sie einfach oft und gerne verwenden, statt zu sagen, dass es uns gut geht, ist sie leider auch noch falsch. So hat mir eine Leserin aus dem Landkreis Vechta geschrieben, die seit 2019 im OM wohnt, dass ihr zwar das "Moin" immer leichter über die Lippen kommt, sie gelegentlich auch schon ein „Das will ich wohl glauben“ sagt und Kinder seit dieser Kolumne nicht mehr korrigiert werden, die "Stöcker" suchen, sich aber alles in ihr sträubt, wenn sie hört, dass jemand "gut zufrieden" ist. Richtig heißt es nämlich: Ich bin zufrieden, unzufrieden, nicht zufrieden, aber niemals gut zufrieden. Ja, das sehe ich ein. Aber ob ich diese Formulierung aus meinem südoldenburgischen Wortschatz streichen kann? Ich wage es zu bezweifeln.
Bevor ich hier die Zeilenvorgabe sprenge, möchte ich noch schnell auf zwei Kleinigkeiten aufmerksam machen: Sagen Sie auch Donnestag statt Donnerstag oder Plower statt Pullover? Das ist nicht schlimm, da sind Sie nicht die Einzigen. Und sollten Ihnen noch weitere sprachliche Eigenarten des OM über den Weg laufen, schreiben Sie mir. Ich bin bereit für Teil vier.
Zur Person:
- Sandra Hoff ist Redakteurin der OM-Medien.
- Die Autorin erreichen Sie per E-Mail unter: redaktion@om-medien.de.