Der aus vielen Gründen notwendige Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland hin zu noch mehr Qualität ist ohne eine verbindliche Kennzeichnung für Fleisch nicht denkbar. Denn für Verbraucher ist eine klare Orientierung bei der Ware erforderlich. Und die Erzeuger, die Landwirte, benötigen eine größtmögliche Sicherheit – planerisch und finanziell – für ihre Investitionen in neue Ställe, die eben das von der Gesellschaft geforderte Mehr an Tierwohl ermöglichen.
Es ist zweifellos ein wichtiges Signal, wenn Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) nun die Kriterien für die verschiedenen Haltungsstufen vorlegt, die als solche per Label erkennbar sein sollen – zumindest, was den Schweinebereich angeht. Damit ist festgelegt, welche 5 Formen der Schweinehaltung es grundsätzlich geben soll – und welche Stallsysteme dazugehören.
"Es ist nicht nachvollziehbar, dass nur Frischfleisch und nicht zugleich auch abgepackte Ware gekennzeichnet werden soll."Giorgio Tzimurtas, Reporter
Die Kennzeichnung mag besser sein, als jene, die Özdemirs Amtsvorgängerin Julia Klöckner (CDU) bereits präsentiert hat, vor allem, weil die Kennzeichnung verpflichtend und nicht freiwillig sein soll. Aber es gibt noch gewaltige Defizite: Es ist nicht nachvollziehbar, dass nur Frischfleisch und nicht zugleich auch abgepackte Ware gekennzeichnet werden soll. Und es wäre dringend erforderlich gewesen, auch für Geflügel und Rinder die Haltungskriterien zu definieren.
Mit dem, was auf dem Tisch liegt, kommt der Systemwechsel in der Tierhaltung kaum voran. Ungeklärt bleibt die Frage der Finanzierung und der Harmonisierung von Bau- und Umweltrecht. Wenn die Ampelkoalition die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland absichern will, muss sie schnell mehr liefern.