Der Schlamm soll weg
Die Säuberung der Gräften der Burg Dinklage soll noch in diesem August beginnen. Die Benediktinerinnen haben sich viele Gedanken über das Projekt gemacht – und hoffen auf Spendengelder.
Frederik Böckmann | 07.08.2020
Die Säuberung der Gräften der Burg Dinklage soll noch in diesem August beginnen. Die Benediktinerinnen haben sich viele Gedanken über das Projekt gemacht – und hoffen auf Spendengelder.
Frederik Böckmann | 07.08.2020
Nicht zu übersehen: Die Gräften der Burg Dinklage sind zum Teil arg verschlammt. Foto: Böckmann
Die Planungen gingen über Jahre, jetzt haben sich die Benediktinerinnen auf der Burg Dinklage noch für Ende August dieses Jahres ein besonderes Projekt vorgenommen: Sie wollen die Gräften rund um die Burganlage entschlammen und reinigen lassen. Der Grund: Durch viel Laub und Schmutz ist das Gräftensystem stellenweise stark verschlammt, weshalb der Lebensraum für Flora und Fauna eingeschränkt ist. "Wir sind bemüht, diese Maßnahme mit viel Umsicht anzugehen. Es ist uns klar, dass Fragen des Wasser- und Artenschutzes mitzuberücksichtigen sind", teilte Äbtissin Franziska Lucas mit. Die Benediktinerinnen seien dankbar, dass der Landkreis Vechta als Untere Naturschutzbehörde und die Stadt Dinklage das Projekt unterstützen. Auch die Naturschutzverbände seien informiert. Die äußere Gräfte mündet in einen Mühlenteich, der bis ins 19. Jahrhundert den Antrieb der Wassermühle sicherte. Ursprünglich handelte es sich um ein fließendes Gewässer. Der Zulauf wurde aber in den 1960er Jahren für den Bau der Autobahn abgeschnitten. Dies und der gesunkene Grundwasserspiegel machen in trockenen Zeiten nötig Wasser einzupumpen. Genutzt wird eine Anlage, die von der Stadt Dinklage betrieben wird. Laut Aussagen älterer Dinklager wurde die Gräftenanlage etwa alle 20 Jahre trockengelegt und mit "Manneskraft" und leichtem Gerät gereinigt. Die letzte Teilreinigung um die Wassermühle herum ist für die 1950er Jahre nachweisbar. Dass die "Manneskraft" heute ausscheide, "war uns von Anfang an klar", meint Schwester Ulrike Soegtrop, die das Projekt koordiniert, schmunzelnd. Ausbaggern sei zwar eine Alternative. Doch dafür hätte das Wasser abgelassen werden müssen, was für Fische und Amphibien bedrohlich hätte werden können. Da mit einer Schlammmasse von rund 2.500 Kubikmetern zu rechnen ist, wie Voruntersuchungen ergeben haben, hätte diese Vorgehensweise außerdem einen ganzen Fuhrpark von Lastwagen erforderlich gemacht. Überhaupt wäre dies nicht ohne erhebliche Schäden im Uferbereich möglich gewesen, glaubt Projektleiterin Schwester Ulrike Soegtrup. Dieses Szenario war mit ein Grund, warum die Schwestern die notwendige Maßnahme immer wieder hinausgezögert und nach Alternativen Ausschau gehalten haben. Diese Alternative biete nun die Firma vebiro GmbH aus Könnern (Sachsen-Anhalt). Mit einem schwimmenden Amphibienfahrzeug werden zunächst Grobstoffe aus dem Gewässer herausgeholt. Es sei davon auszugehen, dass sich die Fische und Amphibien durch die Unruhe und den Lärm in den unberührten Mühlenteich zurückziehen. Danach wird der Schlamm mittels eines Saugverfahrens aus den Gräften auf ein naheliegendes Spülfeld befördert. Dort kann der Schlamm trocknen. Das Wasser wird direkt wieder in die Gräfte zurückgeleitet. "Ein organischer Kreislauf", meint Schwester Ulrike Soegtrup zufrieden. Die Maßnahme soll Ende August starten und wird etwa rund sechs Wochen dauern. Die Kosten betragen 120. 000 Euro, wovon die Stadt Dinklage 15.000 Euro und die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung 20.000 Euro tragen. Die restlichen 85.000 Euro wollen die Schwestern auch mit Spenden finanzieren. Alle Personen, die 85 Euro oder mehr spenden, kommen in einen Lostopf. Zu gewinnen gibt es zehnmal für zwei Personen die Teilnahme an einer Kaffeetafel im Burgpark mit Bootsfahrt auf der Gräfte. Dazu ebenfalls zehnmal für jeweils zwei Personen Fotoshootings im Burgpark. "Wir hoffen sehr, dass die vielen Menschen, die sich beim Joggen, Spazierengehen, bei einer Besichtigung oder beim Hochzeitsfototermin an diesem schönen Anwesen freuen, uns unterstützen, die Burg Dinklage zu erhalten", sagt Äbtissin Franziska Lucas. Denn: "Alleine schaffen wir es nicht."Amphibienfahrzeug statt Bagger
Arbeiten sollen Ende August beginnen
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