Der letzte Arbeitstag: So verabschiedet sich Schulleiterin Hildegard Herms-Westendorf
28 Jahre unterrichtete Hildegard Herms-Westendorf an der Grundschule Höner Mark in Dinklage. Die letzten 4 Jahre gestaltete sie als Schulleiterin die Geschicke der Einrichtung mit.
Zum Abschied ein "Horrido": Hildegard Herms-Westendorf (sitzend, links) und ihr Nachfolger Lars Thöle (sitzend, rechts). Die Kinder der Jagdbläser AG verabschiedeten ihre Schulleiterin mit dem Jagdhorn. Foto: Heinzel
Hildegard Herms-Westendorf geht nach 28 Jahren an der Grundschule Höner Mark und 38 Jahren im Schuldienst in den Ruhestand. Seit 2019 war sie in Dinklage Schulleiterin. Bereits in den letzten Tagen haben ihre Schüler kleine, selbst gemalte Abschiedsbilder vorbeigebracht. Am Freitag begrüßten sie die Pädagogin zu ihrem offiziellen Abschiedstag mit einem kleinen Spalier an der Schule. Für Hildegard Herms-Westendorf ein bewegender Moment. Später folgte in der Aula eine offizielle Veranstaltung mit Honoratioren, Weggefährten und ehemaligen Schülern sowie einigen Überraschungen.
Ihr Nachfolger Lars Thöle übernahm die Moderation. Eröffnet wurde das Ganze durch die Jagdhornbläser-AG. Sie spielte „Aufbruch zur Jagd“, „Hase tot“ und „Zum Essen“. Dinklages Erster Stadtrat Christoph Bornhorst nannte die scheidende Schulleiterin ein „multifunktionales Wunderwesen“, dessen Ziel es immer gewesen sei, die Schüler mit dem Rüstzeug fürs Leben auszustatten. Karin Werner von der Schulbehörde meinte, Hildegard Herms-Westendorf sei im Amt für ihre kreativ gestellten Anträge berühmt.
"Alle Kollegen haben immer das Gefühl gehabt, dass jemand hinter Ihnen steht und den Rücken stärkt.“Lars Thöle über Schulleiterin Hildegard Herms-Westendorf
Dorothee Blömer und Brigitte Meyer zu Höne vom Förderverein der Grundschule lobten die Zusammenarbeit. Ehemalige Schüler verabschiedeten sich „up Platt“. Yvonne Albers war in der Klasse, in der Hildegard Herms-Westendorf erstmals an der Höner Mark unterrichte. Sie nannte ihre Grundschullehrerin einen Menschen mit „pädagogischem Können und menschlichem Herzen".
Lars Thöle gewährte abschließend noch einen Einblick in die Erfahrungen des Kollegiums. Herms-Westendorf habe immer ein offenes Ohr gehabt und "alle Kollegen haben immer das Gefühl gehabt, dass jemand hinter Ihnen steht und den Rücken stärkt.“ Zum Abschied gab es eine Sitzbank aus Holz mit dem eingravierten Scherz „Lieber hart sitzen als hart arbeiten“.
Morgens wurde Hildegard Herms-Westendorf an ihrem Abschiedstag von ihren Schülern begrüßt. Foto: privat
Hildegard Herms-Westendorf mit ihrem Nachfolger Lars Thöle auf dem Präsent des Kollegiums – einer Sitzbank mit dem Spruch: Lieber hart sitzen, als hart arbeiten“. Foto: Heinzel
Erster Stadtrat Christoph Bornhorst (links) und Alfons Echtermann (rechts) von der Stadt Dinklage kamen zur Verabschiedung von Hildegard Herms-Westendorf. Foto: Heinzel
Dorothee Blömer (links) und Brigitte Meyer zu Höne (mitte) vom Förderverein der Grundschule lobten die Zusammenarbeit mit Hildegard Herms-Westendorf (rechts). Foto: Heinzel
Ehemalige Schülerinnen verabschiedeten sich up Platt. Foto: Heinzel
Karin Werner von der Schulbehörde wird sich vor allem an die kreativ gestellten Anträge der scheidenden Schulleiterin erinnern. Foto: Heinzel
Sie sei "jeden Tag mit Freude in die Schule gegangen", so Herms-Westendorf. Sie habe das Glück gehabt, ihren Traumberuf ausüben zu können. "Neben meiner Familie und dem Hof war die Schule mein Leben. Ich werde es vermissen." Bereits als Kind wollte sie Lehrerin und später Schulleiterin werden. Letzteres reizte sie vor allem aufgrund der gestalterischen Möglichkeiten. Denn ihr Leitspruch lautet: „Stillstand ist Rückstand“.
Die Karriere an der Grundschule war nicht geplant. Ursprünglich wollte sie an der Realschule unterrichten. In Vechta studierte sie Deutsch und Geschichte. Ihren Vorbereitungsdienst absolvierte sie an der Realschule in Twistringen und kam dann über einige andere Stationen nach Dinklage. Als Vertretung an einer Grundschule in Damme habe sie "gemerkt, wie schön das Arbeiten an der Grundschule ist und wie viel einem die Kinder zurückgeben". Der Wechsel an die Grundschule sei das Beste gewesen, was ihr passieren konnte.
Schwelgen in Erinnerungen: Hildegard Herms-Westendorf (links) mit Yvonne Albers, eine ihrer ersten Schülerinnen an der Höner Mark in Dinklage. Foto: Heinzel
Im Unterricht setzte sie auf klare Regeln wie Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin. So wussten ihre Schüler immer, was von ihnen erwartet wurde. Es sei stets ein Geben und Nehmen gewesen. In ihrem Führungsstil baute sie generell auf Kommunikation, denn "miteinander reden ist das Allerwichtigste". Dazu gehöre auch ein bestimmtes Maß an Diplomatie und Feinfühligkeit. Trotzdem sei es notwendig, bei Bedarf eine klare Ansage zu machen.
Meilensteine ihrer Zeit als Lehrerin in Dinklage waren das Brückenjahr, eine Kooperation zwischen Kindergarten und Schule, um den Übergang von einer Einrichtung zur anderen zu erleichtern, die Einführung der jahrgangsübergreifenden Eingangsstufe und von 2014 bis 2019 der "Immersionsunterricht" auf Plattdeutsch. Die größte Herausforderung als Schulleiterin war die Pandemie. "Während Corona waren wir wie gelähmt", sagt sie. Organisatorisch, bürokratisch und menschlich sei die Zeit eine echte Herausforderung gewesen. Positiv sei aber anzumerken, dass die Grundschule in dieser Zeit komplett digitalisiert wurde.
Künftig viel Zeit für die Familie: Hildegard Herms-Westendorf zusammen mit Helena und Marlene, zweien der vier Enkel und Ehemann Werner. Foto: Heinzel
Sie ist froh, diese Position ausgefüllt zu haben. Zum Ende ihrer Amtszeit wurden noch drei große Projekte angestoßen und umgesetzt. So wird aktuell der Werkraum saniert und modernisiert, die Bänke für das "Grüne Klassenzimmer" auf dem Pausenhof sind bestellt und die Sporthalle bekam eine neue Musikanlage. Ohne ihr Kollegium und die tollen Mitarbeiter sei dies nicht möglich gewesen, sagte die Märschendorferin und meint an diese gerichtet: "Ihr seid die Seele unserer Schule!"
Jetzt stehe erst einmal eine USA-Reise auf dem Programm – von Küste zu Küste. Was danach kommt sei offen. Ein späteres ehrenamtliches Engagement schließt sie jedenfalls nicht aus. Außerdem beschloss sie spontan nach den letzten verklungenen Noten der Jagdhornbläser, ihre Kenntnisse an dem Instrument wieder auffrischen zu wollen.