Denkmalpfleger legen 1000 Jahre Siedlungsgeschichte frei
Seit 2 Jahren buddeln sich die Archäologen bereits durch das neue Baugebiet in Lindern. Gefunden wurde viel, wie die Leiterin der Truppe zu berichten weiß.
Wilhelm Kock | 12.03.2023
Seit 2 Jahren buddeln sich die Archäologen bereits durch das neue Baugebiet in Lindern. Gefunden wurde viel, wie die Leiterin der Truppe zu berichten weiß.
Wilhelm Kock | 12.03.2023
Viel Arbeit: Die Funde müssen genau skizziert werden. Foto: G. Meyer
Wer am neuen Baugebiet an der Löninger Straße vorbeifährt, sieht sie fast jeden Tag: Denkmalpfleger bei der Arbeit. Erste Ergebnisse der seit fast 2 Jahren andauernden Grabungen hat jetzt deren Leiterin, Dr. Daniela Nordholz, vorgestellt. Der Heimatverein Lindern hatte zu diesem Vortrag ins Heimathaus eingeladen. Im künftigen Linderner Baugebiet sind die archäologischen Arbeiten noch immer voll im Gange. Und die Arbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen, berichtete Nordholz. Mehrere Monate werde die künftige Auswertung der gefundenen Sachen sicherlich noch andauern. Die Expertin berichtete über den Ablauf der Arbeiten. Alles, was die Denkmalpfleger ausgraben, würde skizziert und die Verfärbungen in der Bodenstruktur festgehalten. 10 bis 14 sich teilweise überlagernde Hausgrundrisse sind entdeckt worden. "Es handelt sich um einen mehrphasigen Siedlungsplatz", erklärte Nordholz. Die Datierung der Anlagen würde bis ins 8. Jahrhundert vor Christus zurückreichen. Die jüngsten Siedlungsreste stammen aus der Zeit um 800 nach Christus. Die Keramik und Eisenfunde reichten von der vorrömischen Eisenzeit bis ins frühe Mittelalter, wobei der Schwerpunkt in der römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit zu setzen sei. Neben den Hausgrundrissen seien auch Reste von Grubenhäusern gefunden worden, in denen Wolle oder Leinen bearbeitet wurde. Es hätten hier keine Bestattungen stattgefunden, erklärte Nordholz. Eine Tierhaltung sei durch Phosphatproben nur außerhalb der Häuser nachgewiesen worden. Beim Bau wurden zunächst Pfosten in den Boden gerammt und anschließend mit Flechtwerk verbunden. Danach kam Lehm dazu und fertig war die Wand. Ihr Verlauf ist noch heute deutlich zu erkennen. Zahlreiche Generationen errichteten ihre Häuser auf diese einfache Weise. Lange gehalten haben die Konstruktionen nicht. Und bequem war das Wohnen ebenfalls nicht. Die Langhäuser verfügten nur über eine einzige Feuerstelle. Der Bautyp war im norddeutschen Raum weit verbreitet. Irgendwann allerdings war es mit der Besiedlung zu Ende und die Fläche wurde als Acker genutzt und gedüngt. So bildete sich über die Jahrhunderte allmählich eine dicke Ackerkrume, die die Relikte bis jetzt verbarg. Mit den gemachten Funden können die Archäologen eine durchgängige Besiedlung des heutigen Ortes seit der vorrömischen Zeit nachweisen. Die Geschichte Linderns ist damit fast 1000 Jahre älter als die älteste schriftliche Erwähnung in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Corvey aus dem 9. Jahrhundert. 8000 bis 10.000 Funde erwartet Nordholz am Ende der Grabungen. Dies sei aber nur eine vorsichtige Schätzung. Die Erschließung der rund 30 Bauplätze lässt derweil weiter auf sich warten. In den nächsten Wochen solle damit jedoch begonnen werden. Zunächst ist aber nur gut die Hälfte der Bauplätze an der Reihe.
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