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Den Gegner Sprache mal locker "im Schacht halten"...

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Wenn im Sprachgebrauch aus der Mousse au chocolat plötzlich "das Mus" wird und man eher an Pflaumen oder Äpfel denkt, ist das erst der Anfang mancher Wortakrobatik.

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3 Tage vor Ostern: Alles stürmt in den Supermarkt, um die letzten Besorgungen zu erledigen. Und ich mittendrin, als die Dame vor mir noch ein Stück von der „Schoritzo“ bestellt. „Das ist bestimmt seine Frau“, denke ich an den Mann zurück, der sich gerade in der Gemüseabteilung nach Bio-„Sutschini“ erkundigt hat. Kennen Sie diese Momente, wo Sie kurz innerlich zusammenzucken, weil jemand einen „Expresso“ bestellt hat und Sie hoffen, sich verhört zu haben? Die bittere Wahrheit: Meist können Sie Ihren Ohren vertrauen. Und außerdem: Ist es im Land der Dichter und Denker etwa verboten, dem einen oder anderen Wort einfach mal einen ganz neuen Zungenschlag zu verleihen?! Wohl kaum!

Aber ich will gar nicht „respektierlich“ sein oder irgendwen „korregieren“ – dafür habe ich eh keine Zeit, meine Erledigungen für die Festtage befinden sich schließlich noch im „Anfangsstadion“. In meinen Segelschuhen – die „Naik“-Sneaker bleiben heute im Schrank – sprinte ich weiter in die Backabteilung. Ich brauche ein „Tschiabatta“, weil ich als Vorspeise „Bruschetta“ plane. Und für den Heimweg tüte ich noch fix ein „Crohsong“ ein. Weiter geht’s! Für die Hauptspeise brauche ich Kartoffeln – es soll „Gnotschi“ als Beilage geben. Oh, und bloß nicht die „Worschestersose“ vergessen! Wenn die zum Fleisch fehlte – das wäre ein „Disaster“!

So, Freunde der Sonne, Vorspeise und Hauptgang stehen! Jetzt geht’s ans Dessert. Ich will eine „Triologie“ von der Schokolade zaubern. Dafür brauche ich erst mal „Gelantine“. Die sollte man jedoch, unter uns Hobby-Schuhbeckern, sparsam dosieren. Sonst zieht’s einem wie ein „Mangnet“ das „Amalgan“ aus der Kauleiste. 5 Minuten suche ich am Gewürzregal nach „Kardamon“ für „das Mus“ au chocolat. Das ist hier ja unsortierter als auf’m Wochenmarkt in „Lübien“! Nachdem ich die grünen Kapseln endlich aufgetan habe, geht’s weiter zu den Haushaltswaren. Ich brauche noch „ebend“ ein paar Tisch-„Asseswoars“, genauer cremefarbene „Servirten“. Tja, gibt’s leider nicht – dann nehm’ ich halt weiße. Hoffentlich der letzte „Wehmutstropfen“ an diesem Gründonnerstag.

„Für die Hauptspeise brauche ich Kartoffeln – es soll 'Gnotschi' als Beilage geben.“Heiko Bosse

So, das „Einzigste“, was mir jetzt noch fehlt, ist Prickelbrause. „Prosetscho“ können wir immer trinken, zu Ostern soll’s aber ein Champagner sein – der gute „Moee“. Hm, die Hausmarke haben sie vorrätig, aber das „Orginal“ scheint mir … nein, halt, da stehen die Flaschen!

Auf dem Weg zur Kasse lupfe ich nur noch fix Kaffeebohnen in den Korb, falls jemand „Latte Matschato“ möchte. Und dann nichts wie raus hier!

Auf dem Parkplatz kriege ich die Krise: Ein „Hijundai“ hat mich mehr oder weniger zugeparkt. Wie soll ich da, bitteschön, ins Auto kommen?! Keine „Schangs“! Und ich fahre nun wirklich keinen breiten „Lambordschini“ oder Ähnliches, sondern ein ganz normales Kfz. Und trotzdem bringt dieser Typ – laut Kennzeichen aus „Münchengladbach“ – mich hier in die „Bedrouille“. Eigentlich müsste man so viel „Rückrad“ haben und warten, bis der Kerl wieder rauskommt, denke ich. Atme dann aber tief durch, zwänge mich irgendwie durch den Türspalt und freue mich aufs abendliche Spiel „Bartzelona“ gegen Frankfurt.

P.S.: Wenn Sie sich gerade fragen: Muss der Bosse eigentlich zu allem und jedem seinen „Semf“ dazugeben, hoffe ich, Sie nicht zu enttäuschen, wenn ich sage: ich fürchte, schon… Aber nun ist’s auch gut, ich sag’ schon nichts mehr. Mund auf, „Bombom“ rein, Mund zu – Ruhe im Dom!


Zur Person:

  • Heiko Bosse ist Mitglied der Chefredaktion der OM-Medien.
  • Den Autor erreichen Sie per Mail an: redaktion@om-medien.de.

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