Das Comeback des Handschlags
Kolumne: Batke dichtet – Leben wir wirklich schon in der postcoronalen Zeit, gibt es tatsächlich das Comeback des Händeschüttelns?
Alfons Batke | 27.05.2022
Kolumne: Batke dichtet – Leben wir wirklich schon in der postcoronalen Zeit, gibt es tatsächlich das Comeback des Händeschüttelns?
Alfons Batke | 27.05.2022
Comebacks hat es ja schon viele gegeben. Denken Sie an den Größten aller Zeiten, an Muhammad Ali, der gleich mehrfach zurückkam, am spektakulärsten wohl beim "Rumble in the Jungle" von Kinshasa, als er im Herbst 1974 den hohen Favoriten George Foreman niederstreckte. Denken Sie beim Comeback an "Wetten, dass . . .", an die SPD, meinetwegen auch an Howard Carpendale. Über ein besonderes Comeback schrieb dieser Tage die Deutsche Presse-Agentur (dpa) – sie titelte: Der Handschlag ist zurück. Leben wir wirklich schon in der postcoronalen Zeit, gibt es tatsächlich das Comeback des Händeschüttelns? Vor wenigen Tagen konnte ich in Osnabrück die Probe aufs Exempel machen, als ich mich mit einigen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen traf, die ich längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Das Begrüßungsritual verlief, sagen wir es einmal so, von Unsicherheiten geprägt etwas holprig. Kurzfristig in Erwägung gezogene Umarmungen wurden jäh gebremst und mündeten in einem Zusammenprall der Ellenbogen, insgesamt gab es einige seltsame Verrenkungen beim Wiedersehen, die eilig ausgestreckte Hand verwandelte sich im letzten Moment zur Faust, die ins Leere stieß, weil der Gegenüber reflexartig verunsichert den Arm zurückzog. Auch wenn wir das Virus zumindest für zurückgedrängt halten, bleibt ein Rest an Skepsis zurück, wenn es darum geht, direkten Körperkontakt herzustellen. Und die ersten Fälle von Affenpocken schüren die Reserviertheit womöglich noch. Dabei ist der gute alte Handschlag doch eigentlich eine symbolische Handlung, die bis in die Antike zurückreicht. Schon im Geschichtsunterricht lernten wir: Die offene, zum Gruß dargebotene rechte Hand kann nicht gleichzeitig einen Säbel, ein Schwert oder eine andere Waffe halten. Also ist sie für den Grußpartner ein Signal des Friedens, mithin nicht bedrohlich oder gefährlich. Letztere Aussage kann man mitunter auch in Zweifel ziehen, denn manche Zeitgenossen haben einen solch festen Händedruck, dass man anschließend einen Chirurgen konsultieren möchte. Bei anderen Menschen fühlt sich der Handschlag so zart an, dass man Angst bekommt, etwas zu zerbrechen. Unweigerlich muss ich an einen früheren Mitarbeiter denken, der – obwohl kräftig gebaut und stets vom männlich-herben Pitralon-Duft umweht – einen seltsam schlaffen Händedruck hatte. Wir nannten ihn "Mr. Weiche Handewitt“. Natürlich nur, wenn er nicht in der Nähe war. Sei's drum, glauben wir der erwähnten Presseagentur und feiern das Comeback des Handschlags. Der natürlich auch golden sein kann, aber das ist eine andere Geschichte. Begreifen wir den Handschlag also als Zeichen des Friedens, den haben wir nötiger denn je. Ehrlicher und besser als das oft geheuchelte Bussi-Bussi-Gebaren ist ein Shakehands allemal und hygienischer als Bruderküsse zweier sich besabbernder Despoten sowieso."Begreifen wir den Handschlag also als Zeichen des Friedens, den haben wir nötiger denn je.“Alfons Batke
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