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Das „A-Team von Vechta“ hilft den Flutopfern in Rheinland-Pfalz

Mitglieder des Schützenvereins Im Kühl sind in Dernau im Einsatz gewesen. Die Eindrücke aus dem Katastrophengebiet haben die Helfer nachdrücklich geprägt.

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Mit Baggern Ordnung schaffen: Um der Zerstörung im Flutgebiet Herr zu werden, braucht es dringend technisches Gerät. Foto: privat

Mit Baggern Ordnung schaffen: Um der Zerstörung im Flutgebiet Herr zu werden, braucht es dringend technisches Gerät. Foto: privat

Die Hilfsbereitschaft nach der Flutkatastrophe in Deutschland im Juli war und ist groß. Auch der Vechtaer Schützenverein Im Kühl hat sich beteiligt und im Flutgebiet Dernau in Rheinland-Pfalz geholfen. "Als wir die ersten Bilder in der Presse vom Flutgebiet gesehen haben, war uns sehr schnell klar: Hier müssen wir helfen", schreiben die Schützen in ihrem Erlebnisbericht.

WhatsApp-Gruppe "Flutkatastrophe" gegründet

Doch wie kann das funktionieren?, fragten sich die Helfer. "Unser Schützenbruder Festus hat den Stein ins Rollen gebracht. Er und seine Familie haben Freunde aus Dernau. Somit haben wir einen schnellen und direkten Draht zum örtlichen Bürgermeister aufgebaut", berichten die Schützen weiter. Die Freude vor Ort über das Hilfsangebot sei riesig gewesen. "Nachdem wir grünes Licht erhalten hatten, haben wir kurzerhand eine WhatsApp-Gruppe 'Flutkatastrophe' gegründet. Schnell haben sich viele Schützen und Freunde des Schützenvereins Im Kühl gefunden und ihre Unterstützung angeboten."

Nach wenigen Anrufen sei das Equipment schnell zusammen gewesen, viele hiesige Unternehmen sowie private Personen unterstützten das Projekt mit Maschinen, Spezialwerkzeugen, Fuhrpark, Diesel oder Bargeld. Mit von der Dernau-Partie waren nach Angaben der Schützen 14 Freiwillige, 10 Fahrzeuge wie Traktoren, Bagger, Lkw, Werkstattwagen und private Pkw.

Mit zahlreichen Fahrzeugen haben sich die Helfer aus dem Landkreis Vechta auf den Weg ins rheinland-pfälzische Krisengebiet gemacht. Foto: privatMit zahlreichen Fahrzeugen haben sich die Helfer aus dem Landkreis Vechta auf den Weg ins rheinland-pfälzische Krisengebiet gemacht. Foto: privat

Vor Ort mussten sich die Helfer erst einmal sortieren: "Klar, wir kannten bereits die Bilder aus dem TV und der Presse. Jedoch ist es etwas völlig anderes, wenn man real vor Ort ist. Die Gemeinde Dernau hat zirka 1.900 Einwohner mit etwa 650 Einfamilienhäusern, von denen 90 Prozent überflutet waren." Unerträglich sei der beißende Gestank von Diesel und Fäkalien in der Luft gewesen. Mehr zu schaffen machten den Helfern aber die ersten Eindrücke einer völlig zerstörten Gemeinde.

"Mir fällt es schwer, hier die richtigen Worte zu finden. So etwas kann man nur verstehen, wenn man es selber gesehen hat. Ich hoffe, dass wir ein solches Unwetter in unserer schönen Heimat nie erleben müssen."Sascha Vaske, Schriftführer des Schützenvereins Im Kühl

"Mir fällt es schwer, hier die richtigen Worte zu finden. So etwas kann man nur verstehen, wenn man es selber gesehen hat. Ich hoffe, dass wir ein solches Unwetter in unserer schönen Heimat nie erleben müssen", berichtet Sascha Vaske, Schriftführer der Kühler Schützen. Große Bäume seien wie Streichhölzer abgebrochen, Häuserwände einfach eingerissen und Bahnschwellen schwebten frei in der Luft, "als wenn man eine Modelleisenbahn in die Ecke gefegt hat".

Trotzdem hätten die Bewohner von Dernau die Helfer warmherzig und mit einem Lächeln im Gesicht empfangen. Vor Ort teilte man sich in 3 Gruppen auf. "Während unseres Einsatzes haben wir insgesamt 16 Heizungen und Heizöltanks aus Häusern ausgebaut, 10 Gärten von Schlamm befreit, 3 Häuser frei gebaggert und 2 Häuser komplett abgerissen sowie kleine Hilfestellungen beim Abtransport von Unrat geleistet", zählt Vaske auf. "Wir haben täglich von 7 bis 20 Uhr gearbeitet. Bereits am 2. Tag hatten wir unseren Spitznamen weg: 'Das A-Team von Vechta'. Wir haben einfach gearbeitet und das scheinbar Unmögliche möglich gemacht, sodass die Einheimischen einfach nur gestaunt haben."

Bewohner haben ihr Lachen nicht verloren

Die Versorgung sei spitze gewesen. In einem separaten Zelt sei man umfangreich mit Frühstück, Mittagsessen und Abendbrot versorgt worden. "Abends fielen wir todmüde in unsere Feldbetten und schliefen tief und fest." Obwohl die Einwohner vor den Trümmern ihrer Existenz standen, hätten sie ihren Mut und ihre Kraft nicht verloren. "Wenn man die Dankbarkeit in ihren Augen gesehen hat, haben sich dieser Einsatz, die Schmerzen und die Erschöpfung gelohnt", sagt Sascha Vaske stellvertretend für alle Helfer. "Das Lachen haben die Bewohner nicht verloren und uns in den vielen Gesprächen ihre persönliche Lebensgeschichte erzählt."

Jede Menge Schuttberge gab und gibt es in Rheinland-Pfalz zu beseitigen. Foto: privatJede Menge Schuttberge gab und gibt es in Rheinland-Pfalz zu beseitigen. Foto: privat

Erstaunt sei man über die Hilfsbereitschaft und Unterstützung untereinander gewesen. "Unsere Baumaschinen wurden abends von der Bundeswehr betankt – einfach so –, sodass wir morgens gleich wieder durchstarten konnten. Alles ging Hand in Hand." Alle hätten bis zum Umfallen gearbeitet und Sascha Vaske schickt daher ein dickes Lob an alle Helfer und Sponsoren: "Toll, dass wir als Schützenverein so etwas auf die Beine stellen konnten. Klar, dieser Einsatz zerrte an unseren Kräften und wir werden noch lange etwas davon haben. Aber wir wissen auch, wofür wir es gemacht haben."

  • Info: Der Schützenverein Im Kühl plant bereits einen 2. Einsatz. Gerne können sich alle Handwerker jeglicher Zunft oder handwerklich geschickte Personen, aber auch sonstige Helfer melden, die etwas Freizeit opfern wollen, um die Schützen bei der Aktion zu unterstützen. Wer Interesse und Zeit hat, kann sich beim Vorstand des Schützenvereins melden. Beim 2. Einsatz soll auch eine Spende in Höhe von 3.000 Euro an bedürftige Familien in Dernau überreicht werden.

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