Die schönste Prozession war stets zu Fronleichnam. Damals, als Fronleichnam noch ein richtiger Feiertag war. Der Winter war vergangen – der Frühling versprach einen neuen Anfang. Alles war grün und blühte, was es konnte. Die Prozession wurde angeführt durch den Priester mit der Monstranz unter einem Baldachin.
Es folgten streng nach Geschlecht geordnet Männer, Frauen, Jungfrauen und Kinder, begleitet von Musik und Gebeten und entlang von frisch geschlagenen Birkenbäumchen und reich geschmückten Klein-Altären mit knienden Blumenkindern. Verklärte Vergangenheit. Doch der Wunsch, in die Natur zu gehen, den Frühling zu begrüßen, bleibt.
Da der Feiertag Fronleichnam den wirtschaftlichen Interessen geopfert wurde, bleibt nur Christi Himmelfahrt. Morgen ist es wieder soweit. Die einen freuen sich auf das Cloppenburger Museumsdorf mit seiner Gartenpartie beziehungsweise frisch getauft als Dorfpartie. Die anderen verbinden mit Christi Himmelfahrt den Vatertag, den Herrentag, den Männertag.
"Die anderen verbinden mit Christi Himmelfahrt den Vatertag, den Herrentag, den Männertag.“Otto Höffmann
Schon seit dem 4. Jahrhundert feiern Christen Himmelfahrt. Irgendwann zogen sie an diesem Tag bei den sogenannten Flurumgängen um die Felder und baten dabei um eine gute Ernte im Sommer. Zur Feier des Tages gab es dann ein Fest mit jeder Menge Essen und Alkohol. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Tag allmählich zu dem, was wir als Vatertag kennen. Und schon wieder bewahrheitete sich ein Klischee.
Wie viele Kritiker lästern immer wieder, der Muttertag sei doch nur eine Erfindung der Blumenhändler und Floristen. Kann hier dahingestellt bleiben. Denn beim Vatertag gilt ziemlich gesichert die Vermutung, dass ein Brauunternehmen aus Profitinteresse die von Alkohol begleitete Wandertradition ins Leben rief. Der Vatertag ist auch im Oldenburger Münsterland fest mit Alkoholkonsum verbunden.
Es ist ein wunderbarer Feiertag, sagt Heiko Höhn, Betreiber der Website www.vatertagstour.de. Nach seinen Worten ist ein Vatertag dann gelungen, wenn niemand unterwegs verloren geht. Das passiere aber tatsächlich regelmäßig. Es kämen nie alle an. Natürlicher Schwund eben. Der Trend auch zwischen Barßel und Bakum geht allerdings dahin, den Vatertag als Familientag oder überhaupt nicht zu begehen. Ein Grund dafür ist vielleicht die vermehrte Kritik am Vatertag, wie er auch hierzulande gefeiert wird.
Alkoholbedingte Verkehrsunfälle verdreifachen sich laut Statistik
Der Vorwurf: Der Vatertag verdränge einen christlichen Feiertag und die „Herrenpartie“ unter Ausschluss von Familie und Kindern suggeriere ein überkommenes Männerbild. Außerdem verdreifachen sich nach Angaben des Bundesamts für Statistik an diesem Tag die alkoholbedingten Verkehrsunfälle. Aber bevor wir ganz dem Moralismus verfallen: In einer jetzt veröffentlichten Umfrage wünschten sich die meisten Männer für morgen simple Dinge wie gutes Wetter und Zeit mit der Familie. Nur noch etwa 15 Prozent der Befragten wollten mit den Freunden losziehen.
Letztendlich spricht doch nichts gegen eine kleine Wanderung mit dem Vater. Manchmal reicht es aus, wenn man eine schöne Zeit mit dem Vater verbringt. Ob dabei Alkohol getrunken wird, muss jeder für sich selbst entscheiden. Und wie gesagt: Heiko Höhn von vatertagstour.de empfiehlt bei einer Vatertagsstrecke Biergetränke statt Schnaps aus dem Underberg-Gürtel. Sonst schaffe man keine 8 Stunden. Man habe festgestellt, dass die Väter von heute ein wenig weichlich geworden seien. Okay. Dann eben kein Herrengedeck!
Zur Person
- Otto Höffmann ist Rechtsanwalt in Cloppenburg.
- Den Autor erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.