Vor verschiedenen und großen Herausforderungen stehen die Stadtplaner im Cloppenburger Rathaus. „Die Stadt wächst weiter, wir steuern auf 40.000 Einwohner in ein paar Jahren zu“, erklärte Joseph Poll im Gespräch mit OM-Online. Dabei hätten sich auch Prognosen aus der Vergangenheit längst überholt.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Hans-Jürgen Koopmann ist er sich sicher: „Irgendwann wird man diskutieren müssen, wohin sich die Stadt entwickeln kann und soll“. Dies sei gar nicht konkret an einer Einwohnerzahl festzumachen und die optimale Größe könne man auch nicht kennen, aber die Grenzen würden sich irgendwann selbst ergeben. Man erkenne dies zum Beispiel schnell an der Infrastruktur: Wichtig sei die Verkehrssituation, unter anderem müsse es auch genügend Kitas, Schulen und Ärzte geben. Das schnelle Wachstum der vergangenen Jahre könne jedenfalls nicht immer so weitergehen. „Das neue Baugebiet an der Freesienstraße könnte da ein gewisser Gradmesser für den Bedarf sein“, so Poll und Koopmann weiter.
„Man muss immer einen Mittelweg finden, gerade bei bestehenden Siedlungen.“Hans-Jürgen Koopmann
Eine wichtige Aufgabe des Fachbereichs sei die Planung von Wohnmöglichkeiten. Poll und Koopmann würden dabei nicht mehr so weit in die Fläche denken, sondern eher innenstadtnahes Wohnen stärken. Im Zuge dessen soll auch ein Flächennutzungsplan für das gesamte Stadtgebiet neu aufgestellt werden, die älteren Bebauungspläne sollen ebenfalls gemeinsam mit der Politik angepasst werden. „Man muss immer einen Mittelweg finden, gerade bei bestehenden Siedlungen“, sagt Koopmann, der die niederländische Architektur und Planung lobt. Demnach gebe es dort verschiedene Bauformen in einzelnen Gebieten, gemischt mit viel Natur.
Das Einfamilienhaus, das über Jahrzehnte den Standard in Cloppenburg bildete, sei zurzeit nicht mehr ausschließlich gefragt. Energetische Aspekte sowie die steigenden Baukosten würden dabei eine Rolle spielen. In neuen Baugebieten seien jetzt auch wieder vermehrt Reihen- oder Doppelhäuser sowie sozialer Wohnungsbau eingeplant. „In älteren Siedlungen besteht beim Mietwohnungsbau oftmals die Angst vor Höhe und zu vielen Einheiten“, erklärt Koopmann. In neueren Gebieten, in denen von Beginn alle mit den verschiedenen Formen aufwachsen, sei dies anders.
Sparsamer Umgang mit Grund und Boden
Zudem gebe es weitere Veränderungen, unter anderem würden Eigentümer im höheren Alter ihr Wohnhaus verkaufen, um das Geld in eine Wohnung in Innenstadtnähe zu investieren. „Das wäre vor 20 Jahren undenkbar gewesen“, sagt Koopmann. Insgesamt sei ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden wichtiger geworden.
Wie Poll weiter erklärt, sei Cloppenburg mit seiner Fußgängerzone zentral ausgerichtet, verschiedene Tangenten führen dorthin. Im Kern sei vieles sehr kompakt angelegt, dabei werde in Zukunft die Mobilität eine große Rolle spielen. Radwege, der öffentliche Nahverkehr und das Auto müssten dabei berücksichtigt werden, die Politik müsse Rahmenbedingungen definieren: „Und man muss nicht auf Teufel komm raus weiter wachsen“. Ein Ziel sei auch, die fußläufigen Achsen hin zur Fußgängerzone sowie den Bereich Löninger Straße/Marktplatz attraktiv zu gestalten. Letzterer könnte ein Sanierungsgebiet werden, um Fördergelder von Bund und Land zu generieren.
Wichtig sei es in ihrer Abteilung, ganzheitliche Konzepte zu erarbeiten: Ein bedeutender Faktor sei dabei der Klimaschutz. So wolle man die Soeste und das Umfeld mit Grünflächen weiter ausbauen und für mehr Aufenthaltsqualität sorgen. Auch das Mobilitätszentrum mit Anschlüssen für die E-Mobilität gehöre nach Angaben von Koopmann und Poll in diesen Bereich.
Abwechslungsreicher Job mit Kontakt zu verschiedenen Akteuren
Ihr Job sei abwechslungsreich, sie haben mit verschiedenen Akteuren zu tun. Wichtig ist beiden, gemeinsam mit der Politik und den Bürgern gestalten zu können. Koopmann ist gelernter Architekt aus Molbergen und in Cloppenburg zur Schule gegangen. Seine spätere Diplomarbeit verfasste er zum Thema „Ökologische Siedlungen“. Die Chance, neue Gebiete zu gestalten, sei für ihn wahnsinnig interessant: „Außerdem finde ich es spannend, die Stadt mitzuentwickeln, in der ich zur Schule gegangen bin“. Sein Kollege Joseph Poll ist Dipl.-Ing. Raumplaner. „Es ist ein spannendes Feld mit einem breiten Spektrum. Gerade durch den Klimaschutz ist vieles noch komplexer geworden“, sagt er.
Die Stadtplanung und auch das Erarbeiten von Ideen lebe von unterschiedlichen Meinungen und einem ständigen Austausch. Nur so könne man etwas Gutes entwickeln. Und zum Abschluss des Gesprächs sind sich beide nochmals einig: „Wichtig für Cloppenburg ist eine behutsame und nachhaltige Stadtentwicklung“.