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Chic in Strick – Lobpreis und Abgesang der Wollsocke

Kolumne: Die wärmere Jahreszeit haut mich aus den Socken. Warum? Aus Prinzip!

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Er steht wieder kurz bevor, der 1. April. Ein Tag, an dem die Leute meinen, sie müssten mit mal mehr, mal weniger glaubwürdigen Falschmeldungen ihre Mitmenschen in die Irre führen. Aber ehrlich gesagt sorgen die wenigsten Aprilscherze bei mir für Lacher.

Das hat zweierlei Gründe: Einerseits sind die meisten erfundenen Geschichten einfach nicht komisch. Aber noch viel schwerwiegender ist die Tatsache, dass der 1. April für mich eher ein Tag der Trauer ist.

Denn mit dem Ende des März endet eine magische Zeit voller Gemütlichkeit, Wärme und Geborgenheit. Jedes Jahr aufs Neue graut es mir vor dem vierten Monat, denn dann ist Schluss mit Wollsocken. Wieso? Naja, das war halt schon immer so. Ab jetzt wieder langweilige dünne Socken.

Omas Socken sind einfach die besten

Zugegebenermaßen habe ich in deutschen Gesetzestexten keine Hinweise auf rechtliche Vorgaben zur Wollsocke gefunden. Auch die 10 Gebote sind hier nicht wirklich explizit. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ gilt aber sicher auch für die Großeltern. Und Omas Socken sind einfach die besten, müssen aber auch mal geschont werden.

Außerdem gibt es Regeln, die ergeben sich einfach. Wollsocken von Oktober bis März, danach wieder ein halbes Jahr Pause. Das Tragen der kuschelig-bequemen Strick-Füßlinge muss schließlich etwas Besonderes bleiben, darf nicht inflationär werden.

"Ein Glück, dass man meinen bunten Socken gar keinen Dreck ansieht."Aaron Dickerhoff, Reporter

Meine Recherche zu gesetzlichen Vorgaben bei Socken hat mir aber trotz fehlenden Fundes zur Woll-Variante auch wichtige Erkenntnisse geliefert. So weiß ich jetzt, dass mein Chef mir nicht ohne Weiteres das Tragen von Socken einer bestimmten Farbe vorschreiben kann. Bei der Fußbekleidung hat der Betriebsrat ein Wörtchen mitzureden, das hat das Bundesarbeitsgericht schon 1989 erklärt.

Und ein weiteres Urteil hat mich darin bestärkt, meine Wollsocken der langweiligen Tennissocke vorzuziehen: Die Reinigungskosten für weiße Socken werden nicht als Werbungskosten anerkannt, so das Finanzgericht Rheinland-Pfalz im Jahre 2010. Ein Glück, dass man meinen bunten Socken gar keinen Dreck ansieht.

Doch davon habe ich ja nicht mehr lange etwas. So langsam muss ich also vorerst Abschied nehmen von meinen zahlreichen Exemplaren. Einfarbig, gestreift, mit Muster oder sogar mit Glitzer. Dank Oma, Frau und einer Freundin habe ich eine gut gefüllte Schublade mit den Strickerzeugnissen. Bis Anfang Oktober könnte ich sie auf den Dachboden bringen. Wobei… vielleicht gönne ich mir ja im August zum Geburtstag eine kleine Ausnahme von meiner eigenen Regel.


Zur Person:

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